Fenster schließen  |  Fenster drucken

Hier der heutige SZ-Artikel:
------------------------------------------------------

Nach dramatischen Kurseinbrüchen
EM.TV vor Übernahme durch Kirch


Von Nikolaus Piper

Der Münchner Medienvermarkter EM.TV Merchandising AG steht
unmittelbar vor der Übernahme durch einen Medienkonzern.
Wie es in Branchenkreisen hieß, verhandelt der Gründer und
Chef des Unternehmens, Thomas Haffa, mit einem Konzern, um
sein angeschlagenes Unternehmen langfristig zu sichern.

Als mögliche Mehrheitsaktionäre für EM.TV werden
Bertelsmann, Murdoch und die Kirch-Gruppe genannt; wegen
alter persönlicher Beziehungen zwischen Haffa und Leo Kirch
gilt dieser jedoch als wahrscheinlichster Kandidat. Thomas
Haffa hatte vor Gründung seines eigenen Unternehmens
mehrere Jahre in der Kirch-Gruppe gearbeitet. Außerdem gibt
es enge geschäftliche Verbindungen zwischen EM.TV und Kirch.


Dem Vernehmen nach sind die Verhandlungen noch nicht
beendet, stehen aber kurz vor dem Abschluss. Eine
Vereinbarung solle noch in dieser Woche getroffen werden.Als
innere Logik der Verbindung zwischen EM.TV und einem
Medienkonzern gilt es, dem Rechtevermarkter einen sicheren
Zugang zu Abspielkanälen zu verschaffen.




Im Falle Bertelsmanns könnten dies zum Beispiel RTL und RTL 2
sein, im Falle Kirchs Sat.1 und Pro7. Bereits heute liefert EM.TV
für Sat.1 das Kinderfernsehen Junior-TV.

Wie es hieß, würde EM.TV beim Zustandekommen des Deals
seinen Einstieg in die Vermarktung der Formel Eins rückgängig
machen. Das Rennsport-Engagement habe dem Unternehmen
bisher nur Verluste eingebracht.


Unmittelbar nach Bekanntwerden der Verhandlungen zog der
Aktienkurs von EM.TV an. Zunächst hatten Gerüchte über eine
angeblich bevorstehende Gewinnwarnung die Aktien belastet.
Die Titel brachen am Vormittag um mehr als 20 Prozent auf ein
Jahrestief von 17,58 Euro ein; zum Börsenschluss lagen sie bei
21,27 Euro (-5,17 Prozent).

Börsianer begründeten den Kursrutsch mit Spekulationen
darüber, dass EM.TV bei der für Ende dieser Woche geplanten
Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal seine
Prognosen für das Gesamtjahr herunterrevidieren könnte.
EM.TV gehört zu den Schwergewichten am Neuen Markt.

Gerüchte um Zahlungsunfähigkeit

Bereits am Montag waren die Aktien zeitweise um mehr als elf
Prozent eingebrochen. Wie Reuters berichtet, hatten Händler
den Kursrutsch mit Gerüchten begründet, die Bild-Zeitung
werde einen Artikel über die angeblich bevorstehende Pleite
des Unternehmens veröffentlichen.

Die Zeitung hatte die Gerüchte allerdings dementiert und
erklärt, sie recherchiere dieses Thema nicht. In Marktkreisen
hieß es, es gebe Gerüchte, dass ein amerikanischer Broker die
Spekulationen über Zahlungsunfähigkeit bei EM.TV gestreut
habe, um den Aktienkurs zu drücken und sich günstig
einzudecken.

„Das Unternehmen hat sicher das Geld nicht im Überfluss, aber
an Liquiditätsprobleme glaube ich nicht“, sagte
Merrill-Lynch-Analyst Bernhard Tubeileh. „Die Erwartungen im
Markt gehen eher Richtung Gewinnwarnung“, fügte er hinzu.

85 Prozent unter dem Jahreshoch

Im Oktober hatte EM.TV seine Zahlen für die ersten sechs
Monate 2000 nach unten korrigiert, weil Umsätze der
US-Tochter Jim Henson Company und der Formel Eins Holding
SLEC unklar verbucht worden waren. Damals waren die Aktien
innerhalb weniger Stunden um mehr als 30 Prozent
eingebrochen.

Zum 1. November ernannte EM.TV den früheren
Lahmeyer-Vorstand Ralf Rickmeyer zum neuen Finanzvorstand,
nach dem Florian Haffa auf dieser Position wiederholt in die
Kritik geraten war.

Die Aktien von EM.TV befinden sich seit dem Frühjahr dieses
Jahres, wie auch zahlreiche andere Titel am Neuen Markt,
unter Druck. Die Titel liegen derzeit um mehr als 85 Prozent
unter ihrem im Februar erreichten Jahreshoch von 120,00 Euro.
 
aus der Diskussion: EM.TV - Übernahme möglich ???
Autor (Datum des Eintrages): rv_2011  (29.11.00 00:17:45)
Beitrag: 23 von 56 (ID:2436080)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE