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DIE WELT schreibt:

EM.TV-Kurs gerät in schwere Turbulenzen
Zeitweiser Einbruch um 20 Prozent - Wilde Gerüchte schrecken Investoren - Unsicherheit bis zu Zahlen

Thomas Haffa, Vorstandsvorsitzender von EM.TV. Wird er die Turbulenzen verkraften?
Montage: DWO
Frankfurt/Main - Der Blue Chip des Neuen Marktes, EM.TV, wird zum Spielball der Spekulanten und Zocker. Gestern geriet die Aktie des Medienunternehmens den zweiten Tag in Folge in heftige Turbulenzen. Zwischenzeitlich rauschte die Aktie des Münchner Medienkonzerns um über 20 Prozent auf das Jahrestief von 17,58 Euro. Bis zum Abend konnte sich die Aktie wieder auf knapp 20 Euro erholen. Über drei Mio. Papiere wechselten den Besitzer - drei Mal so viel wie in den vergangenen Monaten. "Die Gerüchteküche brodelt", sagt Thomas Zenner von Kling, Jelko. Bereits kleinste Spekulationen versetzten die Anleger in Panik.
Der Markt spielte am Dienstag Hase und Igel mit dem Unternehmen. Hatte EM.TV gerade ein Gerücht dementiert, kolportierten Börsianer schon das nächste. Am hartnäckigsten hielten sich Spekulationen über eine bevorstehende Gewinnwarnung. Experten äußerten die Befürchtung, dass das Unternehmen am Freitag nicht nur schwache Zahlen für das dritte Quartal vorlegen könnte, sondern damit auch die Prognosen für das Gesamtjahr hinfällig würden. "Bis Klarheit über die Zahlen besteht, ist die Aktie nur etwas für Zocker", formuliert Zenner drastisch. "Um die Unsicherheit aus dem Markt zu nehmen, hätte ich die Veröffentlichung der Quartalszahlen vorgezogen."

Das Unternehmen dementierte die Gerüchte über eine Revision der Jahresprognosen, dämpfte gleichzeitig jedoch die Erwartungen für das dritte Quartal: "Die Zahlen werden nicht gut", sagte ein EM.TV-Sprecher gegenüber der WELT. Sie würden aber noch am unteren Ende der Erwartungen liegen. EM.TV steht für die gegenwärtig angeschlagene Stimmung am Neuen Markt. "Die Nerven liegen blank", kommentierte Oliver Rupprecht von M. M. Warburg die heftige Kursreaktion. Wie nervös die Anleger sind, zeigte sich schon am Montag. Gerüchte, die "Bild"-Zeitung werde einen Artikel über die bevorstehende Pleite der Münchner veröffentlichen, drückte die Aktie um über zehn Prozent. Die Zeitung dementierte allerdings umgehend und erklärte, sie recherchiere dieses Thema nicht. In Marktkreisen hieß es daraufhin, es gebe Gerüchte, dass ein US-Broker die Spekulationen über eine Zahlungsunfähigkeit bei EM.TV bewusst gestreut habe, um den Aktienkurs zu drücken und sich günstig einzudecken. "Das Unternehmen hat sicher Geld nicht im Überfluss, aber an Liquiditätsprobleme glaube ich nicht", sagte Merrill-Lynch-Analyst Bernhard Tubeileh.

So mutmaßen Händler, dass die Formel-1-Beteiligung noch für weiteres Ungemach sorgen könnte. So hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone mit EM.TV eine Verkaufsoption geschlossen, wonach er ab Mai weitere 25 Prozent seines Anteils am Rennzirkus für eine Mrd. Dollar an EM.TV verkaufen kann. Den Kaufpreis könnte EM.TV derzeit nicht aufbringen. Doch auch hier geben Analysten Entwarnung. "Warum soll Ecclestone seine hochprofitable Beteilung an der Formel 1 abbauen?", fragte Nicole Davion von der DG Bank. Die Reaktion des Marktes sei gegenwärtig irrational. Sie sieht auf dem jetzigen Niveau eine günstige Einstiegsgelegenheit für risikobereite Investoren.

Ein Happy End für Investoren verspricht auch EM.TV. "Wir haben eine größere Geschichte in der Pipeline, die im Dezember veröffentlicht wird", so ein Sprecher. Es handele sich um eine Kooperation mit einem nicht-europäischen Partner. "Das Jahr wird versöhnlich enden." hz
 
aus der Diskussion: EM TV am Freitag wieder auf 30 euro ?
Autor (Datum des Eintrages): easyway  (29.11.00 04:53:35)
Beitrag: 20 von 22 (ID:2436441)
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