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15.10.2006 - 18:15 Uhr
UPDATE/VW gibt MAN einen Monat Zeit für Scania-Übernahme
Von Michael Brendel
Dow Jones Newswires

Werbung WOLFSBURG (Dow Jones)--Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat dem Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN eine vierwöchige Frist gesetzt, um die angestrebte Übernahme der Scania AB erfolgreich abzuschließen. MAN müsse Andienungszusagen für mindestens 71,31% des Scania-Kapitals und für mindestens 56,01% der Stimmrechte haben, bevor VW seine Scania-Beteiligung MAN anbiete, teilte VW am Sonntag im Anschluss an eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung mit. Dieser Beschluss gelte bis zur nächsten regulären Aufsichtsratssitzung am 17. November. Danach werde es "gegebenenfalls neue Beschlüsse" geben, sagte VW-Sprecherin Christine Ritz auf Anfrage.

VW hält derzeit 34% der Stimmrechte und 18,7% am Kapital von Volkswagen. Inklusive der VW-Anteile würde MAN damit das Mitte September ausgegebene Ziel eines 90-prozentigen Kapital- und Stimmrechtsanteils erreichen. Nähere Informationen zu Bedingungen oder Konditionen für die Anteilsandienung wurden nicht gemacht.

Allerdings legte sich der Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns auch darauf fest, bis zur nächsten Sitzung kein eventuelles Gegenangebot von Scania zu unterstützen. Einen solchen Schritt hatte der zweitgrößte Scania-Anteilseigner, die schwedische Investor AB, vor kurzem ins Spiel gebracht. Da Investor 19,3%der Stimmrechte an Scania hält, wäre die Andienung seiner Beteiligung für die Übernahme von Scania durch MAN nach den VW-Vorgaben eine unabdingbare Voraussetzung. Damit droht die Transaktion weiterhin zur Hängepartie zu werden.

Auf der Sondersitzung habe das Kontrollgremium von VW allerdings festgestellt, dass eine "mit allen Beteiligten einvernehmliche Lösung" weiterhin wünschenswert sei, wurde weiter mitgeteilt. Eine solche Lösung könne nur den Zusammenschluss der Unternehmen MAN und Scania zum Ziel haben. Eine einvernehmliche und friedliche Lösung mit der Erzielung der maximalen Synergieeffekte hat VW-Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder bereits mehrfach gefordert.

Ende vergangener Woche waren MAN und Scania in dem Übernahmepoker aber auf Konfrontationskurs gegangen. Während der Münchener Konzern durch den Kauf weiterer Scania-Aktien mit insgesamt 14,27% zum drittgrößten Anteilseigner aufrückte und das öffentliche Übernahmeangebot von 449 SEK auf 475 SEK erhöhte, lehnt sowohl das Management des schwedischen Lkw-Produzenten als auch Investor die verbesserte Offerte von MAN ab.

Trotz des klaren Auftrags des Großaktionärs VW waren die Gräben zwischen den beiden Nutzfahrzeugherstellern im Laufe der Woche immer größer geworden: Während der MAN-Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson Gesprächsbereitschaft signalisierte und die Rücknahme des Mitte September vorgelegten Übernahmeangebots über 9,6 Mrd EUR in Aussicht stellte, blieben Scania-CEO Leif Östling und Investor AB ablehnend. Investor-CEO Börje Ekholm hat das Gesprächsangebot von MAN sogar als "nicht aufrichtig" bezeichnet.

Bei einem Zusammengehen entstünde der größte Nutzfahrzeughersteller Europas. Weltweit wäre das neue Unternehmen gemessen an den Fahrzeugverkäufen die Nummer drei. Weil die Entwicklung neuer Technologien nicht zuletzt durch anspruchsvollere Emissionsgrenzwerte in Zukunft deutlich teurer wird, werden Größenvorteile in der Branche immer wichtiger.

Webseiten: http://www.volkswagen-ag.de
http://www.man.de
http://scania.com
 
aus der Diskussion: MAN AG: VW will unter Umständen ab 18. Nov. ein Gegenangebot von Scania unterstützen!
Autor (Datum des Eintrages): Rosenberger  (15.10.06 20:27:20)
Beitrag: 4 von 5 (ID:24643381)
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