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"Hier?“, fragte sie im Bistro.
„Hast du nicht gesehen, wie ich auf diesen Tisch gezeigt habe?“, fragte er.
„Nein, das war weibliche Intuition...“
„Ich habe deutlich darauf gezeigt.“
„Dann setzen wir uns doch“, sagte sie.
„Genau“, sagte er.
Sie setzten sich.
Er sah sie an. Niedlich war sie. Nicht zu dick und nicht zu dünn. Mit sehr dünnen Freundinnen hatte er meistens nicht viel Spaß gehabt. Die hatten sich andauernd schlapp gefühlt, meistens dann auch total lustlos und depressiv.
„Hier sind auf jeder Seite der Speisekarte mindestens drei Französisch-Fehler“, sagte sie.
Er fragte sich, wozu das alles führen würde.
„Was guckst du so?“, fragte sie. „Du brauchst bei mir überhaupt keine Angst zu haben. Ich suche keinen Versorger. Ich habe reichlich Geld. Ich verdiene sehr gut. Ich will keine Beziehung. Ich habe schon einen Freund, der sich andauernd an mich klammert. Ich will dich bestimmt nicht heiraten. Wenn wir uns dann wieder scheiden lassen würden, müsste ich dir nämlich Unterhalt zahlen und nicht umgekehrt.“
„Was willst du dann?“
„Spaß. Ohne Bindung.“
Als Teenager hatte er davon geträumt, so eine Frau zu finden. Es war ihm nie gelungen. Er hatte auch nie ernsthaft damit gerechnet, dass es so eine Frau gab und noch dazu für ihn und obendrein attraktiv. Darum hatte er es nie für nötig gehalten, einmal gründlich nachzudenken, ob er sich immer noch wünschte.
Jetzt war es nötig.
„Du hast einen Freund?“, fragte er.
„Ja, aber da läuft nichts mehr.“
Das sagten sie alle. Aber vielleicht war sie wirklich die Karrierefrau, als die sie sich ausgab und hatte nur einen Freund für die Wochenenden, der sie begleitete, wenn sie gesellschaftliche Pflichten erfüllen musste.
Was war noch das andere Ding gewesen, über das er hatte nachdenken wollen?
„Du bist vielleicht eine...“
„Ja, mich gibt es nur einmal. Darum auch der Name meiner Email-Adresse.“
Sie hatte ihrem Namen ein „Mega“ vorausgestellt.
„Soso.“
„Und du würdest mich auch übers Knie legen, obwohl ich so schön bin?“
Sie war so eingebildet, dass ihn ihre Schönheit nicht mehr daran hindern würde, aber sie wirkte auch ziemlich kräftig und sehr launisch.
Er musste sich das noch einmal überlegen.
„Sowas mache ich andauernd!“, knurrte er.
Wie wollte sie ihm auch etwas anderes nachweisen.
Heute würde sowieso nichts mehr passieren...

Fortsetzung folgt

Vorschau:
Wir erfahren, ob es JP bekommt, sich auf ungewöhnliche weibliche Fantasien einzulassen...
 
aus der Diskussion: Telefon-Agent: Die Abenteuer des
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (20.10.06 00:50:58)
Beitrag: 122 von 352 (ID:24732656)
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