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Heimkino auf DVD erobert die Wohnzimmer

Medien: DVD setzt sich schneller am Markt durch als CD
VDI nachrichten, 8.12.2000
Zwei Jahre lang war die Digital Versatile Disk (DVD) nur ein Stichwort für Technik-Freaks. Jetzt erlebt die
vielseitige Scheibe endlich ihren Durchbruch am Markt. Dafür sorgt auch der Wirbel um die neue Sony
Playstation 2, die Filme von der DVD wiedergeben kann.

Nicht nur die Filme, auch die Zahlen des DVD-Marktes können sich sehen lassen: Nach neuen Hochrechnungen
der Arbeitsgemeinschaft DVD-AG, die auf Industrieumfragen und Marktforschungsstudien basieren, werden
Ende 2000 mehr als eine Million DVD-Player in deutschen Privathaushalten stehen. Über 100 Geräte von rund 40
Anbietern, zählte die Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (GFU), sind zur Zeit im Handel erhältlich. Zum
Jahresende 2001 rechnet die DVD-AG mit 3 Mio. Geräten in den Haushalten. Die DVD ist in der Geschichte der
Unterhaltungselektronik das Produkt, das sich am schnellsten am Markt durchsetzen konnte. Selbst die CD
brauchte damals länger für die Marktdurchdringung. Rekordverdächtig sind ebenfalls die Erwartungen der
Videoindustrie. Bei einem Sortiment von rund 3000 DVD-Titeln rechnen die Programmanbieter mit rund 11 Mio.
ausgelieferten Discs. Renner wie "Die Mumie" von Columbia Tristar verkauften sich mehr als 200 000 Mal. "Wir
rechnen mit noch höheren Verkaufszahlen", so Kerstin Hintze, Pressesprecherin von Columbia Tristar Home
Video. Schon im nächsten Jahr wird bei einem Angebot von rund 4500 DVDs und einem prognostizierten Absatz
von 23 Mio. Discs der DVD-Video-Softwareumsatz das Niveau des Kauf-VHS-Marktes erreichen. Besonders
erfreulich aus der Sicht der Programmanbieter: Durch die Erschließung neuer Zielgruppen generiert die Industrie
mit DVD überwiegend Umsätze, die zum bestehenden VHS-Markt addiert werden können. Diese Beobachtung
lässt sich auch im privaten Umfeld beobachten. Oft sind es nicht die Besitzer von Video-Rekordern und
Videotheken-Gänger, die sich ein DVD-Heimkino einrichten. Vielmehr steigen die Freunde von hochwertigen
Stereo-Anlagen auf den Kinogenuss zu Hause um. Denn die DVD bringt nicht nur ein schärferes Bild als der
Fernsehempfang über Kabel und Satellit, sondern speichert einen Sechs- oder sogar Sieben-Kanal-Ton in
mehreren Sprachen, der weitaus besser ist als das Dolby-Surround-Format, das auf der VHS-Kassette verfügbar
ist. Dort werden die Geräusche des Rückkanals in den Stereo-Tonspuren verschlüsselt. Bei der DVD sind die
Front-Kanäle links, Mitte, rechts und die hinteren Kanäle links und rechts, vereinzelt auch Mitte, separat
gespeichert. Dazu kommt noch ein Tiefbass- und Effekt-Kanal für bebende Wände, Fußböden und Körper, der
über einen Subwoofer wiedergegeben werden kann. Die einzelnen Kanäle ergeben im Zusammenspiel Effekte
wie fliegende Gewehrkugeln, links und rechts vorbeireitende Pferde, kreisende Hubschrauber, rollende
Donnerschläge und andere Raumklänge, und das mit einer Dynamik, die der Surroundanlage im kommerziellen
Kinosaal in keiner Weise nachstehen. Wer die Klangeffekte, die für die Wahrnehmung wesentlich wichtiger
erscheinen als ein großes Fernsehbild, in bester Qualität erleben möchte, braucht einen Fünfkanal-Receiver und
fünf hochwertige Lautsprecher, die den großen Impulsen des Kinotons gewachsen sind. Eine gute
Stereo-Anlage lässt sich ausbauen, und hinten müssen nicht unbedingt so große Lautsprecherboxen wie vorn
stehen. Um die Anschaffung des Surround-Receivers kommt man nur herum, wenn der Stereo-Verstärker um drei
weitere Endstufen ergänzt werden kann. Rotel, Micromega und Yamaha bieten solche Drei-Kanal-Verstärker an.
Einfacher ist die Anschaffung des Surround-Receivers, weil er bereits einen Decoder enthält, der die
Klangkanäle aus dem digitalen Datenstrom des DVD-Players herausfiltert. Neben Dolby Digital, auch als AC-3
und 5.1 bezeichnet, gibt es immer mehr DTS-Ton, der wegen der geringen Komprimierung hörbar dynamischer
daherkommt und an die CD-Qualität heranreicht. Dass die DVD noch hochwertigere Töne speichern kann, hat
sie schon bewiesen. Wie die Super-Audio-CD, eine Entwicklung von Sony und Philips, kann die Audio-DVD
Musik mehrkanalig in extrem hoher Auflösung speichern. Auch wenn viele Surround-Aufnahmen irritieren, weil
der Zuhörer zwischen den Instrumenten sitzt, überzeugen sie zumindest durch eine Feinauflösung, die die fast
20 Jahre alte CD wegen ihrer begrenzten Datenrate nicht erreichen kann. Instrumente klingen sehr viel sauberer
und nicht so rau und scharf wie bei CD-Aufnahmen. Mittelfristig, erwarten die High-Fidelity-Jünger, wird der
CD-Player verschwinden. Denn der DVD-Player spielt CDs problemlos ab, selbst gebrannte CD-R jedoch selten.
Doppel-Laser sollen Abhilfe schaffen. Vom Heimkino-Boom profitieren auch die Hersteller von Fernsehern und
Projektoren. Da die meisten Kinofilme im Breitwandformat gedreht wurden, haben 16:9-Fernseher das ideale
Format zur Wiedergabe von DVD. 40 % mehr Breitbildfernseher als im Vorjahr wurden im ersten Halbjahr 2000
verkauft, weiß die GFU. Drei Viertel aller neuen Großbildfernseher über 72 cm Diagonale sind nicht mehr im
klassischen 4:3-Format. Wer es sich leisten mag, setzt im Heimkino bereits einen Projektor ein, um ein zwei bis
drei Meter breites Bild zu erzielen. Die Preise fallen, und gute Projektoren gibt es schon ab 6500 DM - eine echte
Alternative zu schrankgroßen Fernsehern und sündhaft teuren Plasma-Bildschirmen. FRIEDHELM WEIDELICH

 
aus der Diskussion: Singulus Thread I Dec/00
Autor (Datum des Eintrages): MarkV  (11.12.00 14:31:11)
Beitrag: 48 von 52 (ID:2507852)
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