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Moin Boxen-Crew!

Hier ein kleiner Artikel zum Verkürzen der Wartezeit:

SZ vom 13.12.2000 Sport


Die bösen Onkels vom Neuen Markt
Stefan Domeyer und Gerhard Harlos haben in der Sportwelt einen gewaltigen Flurschaden hinterlassen

München – Vielleicht hätten sie bei der Sache mit Svetislav Pesic misstrauisch werden sollen. Oder bei der Sache mit dem Bus. Oder dem Privatflugzeug, mit dem die Herren immer zu Formel-1-Rennen abhoben. Aber jetzt, hinterher, kann man das leicht sagen. Damals, als sie kamen, war ja noch alles anders. Es war Ende Juli dieses Jahres, die Aktien der Met@box AG waren innerhalb von sechs Monaten von fünf auf über 40 Euro geklettert und Bild fragte auf der Titelseite: „Was muss ich kaufen, um Millionär zu werden?“ Der Neue Markt gebar immer neue Millionäre, und die sahen sich um, wo sie ihr Geld investieren konnten, um daraus noch mehr zu machen. So kamen Stefan Domeyer und die Basketballer der SG Braunschweig zusammen. Domeyer ist der Vorstandsvorsitzende der Metabox AG.

„Diese Großkotze“

Die gründete eine Tochterfirma, die Metabox-Sportmarketing AG, und die wiederum übernahm 80 Prozent an der Metabox Braunschweig Basketball GmbH, was kompliziert klingt, im Kurzen aber nur bedeutet: Domeyer übernahm den Basketball-Bundesligisten. „Die haben gefragt: Was braucht ihr? Dann“, erzählt Richard Hartwig, „haben wir eine Zahl gesagt und sie: Was, so wenig? Wir geben vier Millionen. Einen neuen Bus braucht ihr auch? Dann kaufen wir einen für 700 000 Mark. Als unser Trainer wegging, hieß es: Kein Problem, dann holen wir Pesic. Diese Großkotze.“ Hartwig war Geschäftsführer, als die Braunschweiger Basketballer noch unter dem Namen SG spielten. Mittlerweile hat er Hallenverbot – und Recht behalten. Ende November dieses Jahres beschloss der Aufsichtsrat der Metabox AG: Die Sportmarketing-Tochter bekommt für die Braunschweiger Basketballer kein Geld mehr.

Anfang dieser Woche musste sie ihre Anteile an der Metabox Braunschweig Basketball GmbH verkaufen – für eine symbolische Mark, was wiederum kompliziert klingt, im Kurzen aber nur bedeutet: Der Millionär vom Neuen Markt ist gescheitert, die Spieler haben für den November nur Teilgehälter bekommen, der Klub steht am Abgrund.

Henry Lührs, der Vorstand der Sportmarketing AG, sagt: „Wenn Metabox keine argen Verluste im Kursbereich hätte einstecken müssen, wäre die Bereitschaft des Aufsichtsrates sicherlich größer gewesen.“ Im November war der Kurs der Aktie auf ein Jahrestief gefallen: 4,28 Euro. „Dass der Rückzug für das Basketballgeschehen hier problematisch ist, ist klar“, sagt Lührs, „aber die Vorstände der Metabox AG haben die Verpflichtung, an den Konzern zu denken, an die Aktionäre, und das haben sie getan.“ „Vielleicht“, sagt Otto Reintjes, der General-Manager der Basketball-Bundesliga, „ist das für uns ein Anlass, in der Zukunft von Sponsoren die eine oder andere Garantie mehr zu fordern.“ Noch schneller als Gewinner produziert der Neue Markt nämlich Verlierer.

In Augsburg lassen sich viele finden, die der Kurssturz an der Börse in die Tiefe gerissen hat, obwohl sie keine einzige Aktie besitzen. Die Firma, um die es dort geht, heißt Infomatec, gegründet wurde sie unter anderem von Gerhard Harlos. Der wollte – wie Domeyer – mit Geräten, die einen über den Fernseh-Apparat ins Internet bringen, Geld verdienen. Ende 1999 war eine Aktie der Firma mehr als 40 Euro wert. Als der vom Konkurs-bedrohte Fußball-Verein FC Augsburg bei Harlos anklopfte, zeigte der sich generös: Er spendierte dem Verein das Geld, um vier Spieler und einen neuen Trainer zu verpflichten. Außerdem stellte Harlos, der sich gerne im Bugatti und mit Bodyguards sehen ließ, dem Verein in Aussicht: Wenn der Verein sich für die Regionalliga qualifiziere, werde er für einen 6,5-Millionen-Mark-Etat sorgen. Nebenbei engagierte sich der reiche Onkel vom Neuen Markt auch beim Eishockey-Klub Augsburger Panther und dem Fußball Landesligisten FC Königsbrunn. So lange der Aktienkurs hoch blieb, waren alle glücklich. Doch im März begann der Kurs zu fallen. Gut 30 Euro betrug er Ende des Monats, nur noch 25 Ende April.

70 Prozent noch ungedeckt

Der FC Augsburg schaffte die sportliche Qualifikation für die Regionalliga, Ende Mai mussten die Lizenzunterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sein. Der forderte als Sicherheit für den Sponsoren-Vertrag eine Bankgarantie-Erklärung. Die verweigerte Harlos, der Verein stürzte in die Bayernliga und eine tiefe Krise. Offizieller Grund: Manager Jürgen Rollmann habe Harlos bei den Verhandlungen ungebührend behandelt. Rollmann, mittlerweile zurückgetreten, sagt dazu: „Ich nehme doch nicht im Dezember eine Millionen Mark in die Hand, um einen Verein zu retten, und lasse den gleichen Verein ein paar Monate später dann sterben, weil mir die Nase des Managers nicht passt.“

Ein anderer Verdacht drängt sich auf: Der wahre Grund für den Rückzieher lag – wie in Braunschweig – im rapiden Kursverfall: Ende Juli – zehn Euro, Ende August – fünf. Im November nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Harlos wegen Kursbetrug auf, er wurde wegen Fluchtgefahr festgenommen und der Aktienkurs rutschte auf zwei Euro. Mittlerweile wartet der FC Augsburg immer noch auf 500 000 Mark, die Augsburger Panther warten auf eine sechsstellige Summe, beim FC Königsbrunn sind 70 Prozent des Etats ungedeckt. „Harlos“, sagt Rollmann, „war die Hoffnungsfackel für viele. Doch die ist schnell verglüht.“

René Hofmann
 
aus der Diskussion: == METABOX == STOPLOSS/KAUFLIMIT JA oder NEIN ? TEIL 82
Autor (Datum des Eintrages): Anselm99  (13.12.00 09:08:03)
Beitrag: 5 von 693 (ID:2519915)
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