Fenster schließen  |  Fenster drucken

noch mal ausführlicher...

11.01.2007 23:38
UPDATE: SAP verfehlt 2006 selbst gesteckte Wachstumsziele
(NEU: nachbörslicher und US-Kurs, erste Analysteneinschätzung, Marktanteile)
Von Torsten Wolf

Dow Jones Newswires

WALLDORF (Dow Jones)--Die SAP AG (Nachrichten/Aktienkurs) hat im abgelaufenen Jahr ihre selbst gesteckten Wachstumsziele nicht erreicht. Dabei ist das Wachstum noch unter den Schätzungen der Analysten geblieben, die bereits niedriger lagen als die unternehmenseigene Planung. Nachbörslich und in den USA rauschte die Notierung der Anteilsscheine des Walldorfer Softwarehauses daraufhin am Donnerstagabend (MEZ) in den Keller.

Ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte, nannte die Zahlen "auf den ersten Blick katastrophal". Er warte nun auf Erklärungen des Managements zu den Gründen für die Umsatzschwäche im vierten Quartal, denn nach dem zweiten Quartal habe SAP noch "verschobene Aufträge" für die sich dort bereits abzeichnende Wachstumsschwäche angeführt. "Nur mit einem sehr guten Ausblick auf 2007 kann SAP nun noch mittelfristig für Phantasie sorgen", sagte der Analyst weiter.

SAP will den Ausblick auf das laufende Jahr am 24. Januar bei der Vorlage des kompletten Zahlenwerkes zu 2006 präsentieren, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von Dow Jones Newswires sagte.

Im nachbörslichen Handel bei Lang&Schwarz notierte die Aktie von SAP gegen 22.00 Uhr bei rund 38,15 EUR und mithin gut 12% unter dem Schlusskurs von 42,27 EUR, zu dem das Papier aus dem Xetrahandel gegangen war. In den USA rutschten die dort gehandelten Anteilsscheine von SAP um 8,3% auf 49,66 USD ab.

Das Walldorfer Softwarehaus hat seinen Produktumsatz 2006 um lediglich 11% auf 6,64 (Vorjahr 5,96) Mrd EUR gesteigert, wobei der darin enthaltene Lizenzumsatz um ebenfalls 11% auf 3,10 (2,78) Mrd EUR kletterte, wie das Unternehmen unter Berufung auf vorläufige Daten mitteilte.

Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Schnitt mit Wachstumsraten von 12% und 14% gerechnet. SAP selbst hatte für den Produktumsatz ein Plus von 13% bis 15% und für den Lizenzumsatz einen Zuwachs zwischen 15% und 17% in Aussicht gestellt hatte. SAP hatte nach dem dritten Quartal eingeschränkt, dass die Spannen wohl nicht nach oben ausgereizt würden, woraufhin die Analysten ihre bis dato höheren Prognosen revidiert hatten.

Der niedrige Dollarkurs kostete SAP insbesondere im vierten Quartal Wachstum: Im für SAP wichtigen Markt Amerika stagnierte der Lizenzumsatz, in den USA legte er nur um 4% zu. Bei konstanten Wechselkursen hätten hier Zuwachsraten von 18% und 17% zu Buche geschlagen. Analysten hatten im Vorfeld der Zahlen darauf verwiesen, dass der amerikanische Markt weiterhin der Wachstumstreiber für SAP bleibe.

Der Gewinn je Aktie kletterte pro forma unterdessen 2006 auf 1,59 (1,50) EUR. Hier hatte SAP - bereinigt um den jüngsten Split im Verhältnis 1:3 - zuletzt ein Ergebnis je Aktie oberhalb von 1,50 EUR in Aussicht gestellt. SAP wiederholte die Aussagen, dass das Ergebnis im abgelaufenen Jahr von einer durch Einmaleffekte gesunkenen Steuerquote profitiert habe.

Die operative Marge legte 2006 pro forma um 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte zu, wie SAP ausführte. 2005 hatte sie bei 28,3% gelegen und das Softwarehaus hatte sich für das abgelaufene Jahr eine Steigerung um einen halben bis einen Prozentpunkt zum Ziel gesetzt. Analysten hatten für 2006 mit einem Rückgang um 0,3% gerechnet. 2007 soll die Marge der bisherigen Unternehmensplanung zufolge auf über 30% steigen.

Analysten hatten im Vorfeld der Zahlen bereits erklärt, dass die Dollarschwäche das wichtige US-Geschäft von SAP im vergangenen Jahr belastet habe. SAP hatte für die zu Jahresbeginn 2006 gegebene Planung einen Dollarkurs von im Schnitt 1,23 USD je Euro unterstellt. Die US-Währung notierte aber im Schnitt bei 1,26 USD je Euro, wie Analyst Knut Woller von HVB Equity Research ausführte. SAP verwies denn auch darauf, dass die Zuwachsraten wechselkursbereinigt stärker ausgefallen wären.

Aber selbst bereinigt um die Wechselkursveränderungen erreichten die Wachstumsraten nicht oder nur knapp die gesetzten Ziele: Währungsbereinigt hätte der Zuwachs der Produktumsätze 2006 bei 13% gelegen und damit am unteren Ende der geplanten 13% bis 15%. Die Lizenzerlöse hingegen hätten selbst wechselkursbereinigt mit einem Zuwachs von dann 13,5% unterhalb der in Aussicht gestellten 15% bis 17% Wachstum gelegen, wie SAP ausführte.

Damit könnte sich auch eine generelle Marktabschwächung abzeichnen, sagte ein weiterer Analyst, der nicht genannt werden wollte. Denn SAP habe trotz der unerwartet niedrigen Zuwachsraten noch Marktanteile gewonnen.

SAP führte aus, im Jahr 2006 ihren Marktanteil unter den Anbietern von "Core Enterprise Applications" ausgebaut zu haben. Der entsprechende Anteil der SAP (basierend auf dem rollierenden Softwarelizenzumsatz der vergangenen vier Quartale) habe zum Ende des vierten Quartals 2006 bei weltweit rund 24,2% gelegen. Dies entspreche einem Zuwachs um rund 3 Prozentpunkte.

Pro-forma-Kennzahlen sind bei SAP um Kosten für aktienorientierte Vergütungsprogramme sowie akquisitionsbedingte Aufwendungen und außerplanmäßige Wertminderungen von Beteiligungen bereinigt. Im Jahr 2005 hatte SAP den Lizenzumsatz um 18% auf 2,78 (2,36) Mrd EUR und den Produktumsatz um 15% auf 5,96 (5,18) Mrd EUR gesteigert. Die operative Marge war dabei pro forma um 0,5 Prozentpunkte auf 28,3% geklettert.

Webseite: http://www.sap.com/germany

-Von Torsten Wolf, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 112,

torsten.wolf@dowjones.com

DJG/tow/brb
 
aus der Diskussion: SAP warnt
Autor (Datum des Eintrages): maclos  (12.01.07 00:30:08)
Beitrag: 20 von 41 (ID:26846166)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE