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Internet: Der Skandal letsbuyit.com

von Roland Lang [01.02.01, 16:24]


Der Mann liebt große Auftritte: In Münchens Nobeldiscos läuft Kim Schmitz schon einmal mit Assistenten ein, die sich mit aufgeklappten Laptops um ihn scharen. Nun hat er den letsbuyit.com-Retter gegeben. Aber auch hier ist viel Show.
Zuerst räumt der Ex-Hacker gegenüber boerse-online.de ein, das eigene Depot mit Aktien des Pleitekandidaten aufgefüllt zu haben. Jetzt gesteht er in einer Fernsehsendung am späten Abend, dass die nach ihm benannte Kimvestor AG rechtlich noch gar nicht existiert. Sie ist nicht ins Handelsregister eingetragen. Bisher ist der 26-Jährige lediglich Geschäftsführer der Dataprotect GmbH, einer selbst ins Leben gerufenen Firma des Müncheners, der sich über diese Gesellschaft an weiteren Neugründungen beteiligt.

Damit setzt sich Kim Schmitz Anschuldigungen wegen Verletzung der Prospekthaftung bis hin zum Betrug aus, da er bereits mit dieser Firma Werbung betreibt und "Aktien" zur Zeichnung anbietet. Zudem wissen zwei der drei namhaften Aufsichtsräte, die Schmitz benennt, nichts von ihren Posten und streiten jegliche Verbindung zu Kimvestor ab. Wie zudem eine große europäische Tageszeitung berichtet, distanziert sich letsbuyit.com-Chef John Palmer bereits von Kim Schmitz. Es bestehen Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des jungen Hackers aus München, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Kursmanipulation, kostenlose Werbung oder Geltungsdrang? Ob Kim Schmitz mit einem strafrechtlichen Verfahren rechnen muss, klärt die Staatsanwaltschaft München. Diese prüft in Folge der Recherche von boerse-online.de den Vorfall. Sollten sich Verdachtsmomente erhärten, werde ein Verfahren eingeleitet, so ein Sprecher der Behörde.

Für den Anleger bedeutet dies aber sicherlich eins. Der Konkurs von letsbuyit.com scheint nicht abwendbar zu sein. Leute wie Kim Schmitz wird es künftig noch häufig am Neuen Markt im Internetsektor geben. Bei nahezu jeder vor der Pleite stehenden Firma treten vermeintliche Retter auf. Die Zeche zahlen in der Regel die Anleger.

Der Pleitekandidat letsbuyit.com steigt um zwei Prozent auf 0,52 Euro. Dies entspricht immer noch einer Marktkapitalisierung von 91 Millionen Mark.



Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic%2bFT…
 
aus der Diskussion: DER SKANDAL LETSBUYIT.COM
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (01.02.01 18:34:24)
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