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Fall Ermyas M.


"Beweislage ist gleich Null"


Im Prozess zum Übergriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. hat die Verteidigung scharfe Kritik an dem Verfahren geübt - und von der Staatsanwaltschaft Freispruch gefordert. (23.03.2007, 14:31 Uhr)


Potsdam - "Die Beweislage für eine Verurteilung ist gleich Null", sagte Rechtsanwalt Matthias Schöneburg. Die Staatsanwaltschaft könne nichts anderes als einen Freispruch für die beiden Angeklagten beantragen. Sie habe in dem Prozess keine neuen Beweise vorgelegt.

Alle Details seien bereits kurz nach der Festnahme der Beschuldigten bekannt gewesen. Dennoch sei es zur Anklage gekommen. Der Verteidiger äußerte sich in einer Pause des zehnten Prozesstages. Am Nachmittag sollte noch die Mutter des Hauptangeklagten als Zeugin vernommen werden. Sie hatte bei der Polizei ausgesagt, ihr Sohn sei in der Tatnacht zu Hause gewesen.

Verteidigung: Staatsanwaltschaft ist feige

Schöneburg sieht in dem großen politischen und medialen Rummel einen Grund dafür, dass sein Mandant mehr als fünf Monate in Untersuchungshaft gesessen habe. Niemand habe sich getraut, angesichts der dünnen Beweislage zu sagen: "Wir haben den Falschen." Die Staatsanwaltschaft versuche krampfhaft, die Angeklagten als Täter zu überführen. Dabei wäre es ohne die Politisierung des Verfahrens möglicherweise nicht einmal zu einer Anklage gekommen.

In dem Verfahren müssen sich der 29 Jahre alte Björn L. wegen gefährlicher Körperverletzung und der 31-jährige Thomas M. wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Die Beschuldigten bestreiten die Tat. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, auch weil zunächst ein fremdenfeindliches Motiv angenommen wurde. Der Deutsch-Äthiopier Ermyas M., der längere Zeit im Koma lag, kann sich an den Hergang nicht erinnern. (tso/ddp/dpa)

http://www.tagesspiegel.de/brandenburg/nachrichten/ermyas-m.…

Da hat der Anwalt wohl recht. Das wird langsam wirklich wie in der DDR hier: es ging in den vergangenen Monaten überhaupt nicht mehr um die Tat und um die Bestrafung der Täter, sondern um ein politisches Signal zu setzen, u. U. sogar auf Kosten von Unschuldigen, die das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ginge es um die Tat und nicht um politische Ideologie, wäre der Fall mit dem Angolaner im Wedding mindestens genau so aufmerksam behandelt worden. Tatsache ist: es interessiert keine Sau, keinen Politiker, keinen Juristen, keinen Journalisten was aus diesem Mann geworden ist - obwohl bei ihm die Täter zweifelsfrei feststehen. Und im Potsdamer Fall wird nach wie vor an dieser Posse festgehalten. Unsäglich, das Schauspiel.

Bin wirklich gespannt auf das Urteil.
 
aus der Diskussion: Justizposse der besonderen Art zeichnet sich ab: der Fall Potsdam
Autor (Datum des Eintrages): LadyMacbeth  (23.03.07 16:29:42)
Beitrag: 18 von 28 (ID:28455507)
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