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23.04.07
Aeroflot möchte Alitalia als Türöffner
Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Russland und Italien werden enger

Von Cyrus Salimi-Asl, Rom

In Sachen Teilprivatisierung der italienischen Fluggesellschaft Alitalia beginnt allmählich die heiße Phase. Es gibt mehrere ernsthafte Interessenten.
Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Italien und Russland werden immer enger. Jüngst signalisierte die staatliche russische Fluggesellschaft Aeroflot deutliches Interesse an einer Beteiligung an der hoch verschuldeten italienischen Airline Alitalia. Der italienische Staat, der rund 30 Prozent der nationalen Gesellschaft verkaufen will, befürchtet, dass ausländische Investoren die Kontrolle über Alitalia übernehmen könnten. Aeroflot will für die Übernahme eine Allianz mit der italienischen Bank Unicredit eingehen. Neben diesem russisch-italienischen Konsortium sind noch die Fluggesellschaft Air One zusammen mit der Bank Intesa-Sanpaolo im Rennen und auch amerikanische Fonds gemeinsam mit der italienischen Bank Mediobanca.
In der italienischen Presse wurde zudem über einen Einstieg von Air France-KLM bei Alitalia spekuliert, falls Aeroflot das Rennen machen sollte. Für die Russen könnte sich dies als Türöffner für den Einstieg bei Alitalia erweisen, da die italienische Regierung die russische Beteiligung an der nationalen Fluggesellschaft unter solchen Voraussetzungen wohl eher akzeptieren würde. Die Meldungen wurden jedoch offiziell dementiert. »Air France wurde von den Absichten Aeroflots hinsichtlich Alitalia nicht informiert und hat mit der russischen Fluggesellschaft auch nicht darüber gesprochen«, so ein Sprecher der französischen Fluggesellschaft.
Sollte die italienisch-russische Transaktion dennoch über die Bühne gehen, dürfte Alitalia künftig voraussichtlich den geplanten neuen »Superjet 100« einsetzen. Das zweimotorige Flugzeug, ein Kooperationsprodukt der italienischen Finmeccanica und der russischen Suchoij, hat 100 Sitzplätze und ist für den Einsatz auf kurzen und mittleren Distanzen geeignet. Alitalia könnte diese Maschinen für Flüge im Inland und innerhalb von Europa nutzen.
Aeroflot würde mit Alitalia die Präsenz in Europa entscheidend ausweiten und bekäme Zugriff auf ein weit verzweigtes Streckennetz. In Italien selbst hat die staatliche russische Fluggesellschaft keinen besonders guten Ruf. Sie wird gewöhnlich mit Unsicherheit und Unfällen in Verbindung gebracht. Dabei macht Aeroflot gute Geschäfte: 7,3 Millionen Passagiere flogen allein im Jahr 2005 mit der Airline, die 15 000 Mitarbeiter beschäftigt und an der Börse notiert ist.
Die italienische Regierung vermeidet es derweil tunlichst, sich in die Gerüchteküche einzuschalten. Jedoch gab sie zu verstehen, dass ihr ein europäischer Partner für Alitalia angenehm sei. Letzten Endes ist eine massive Einmischung seitens des Staates wohl nicht zu erwarten. Die Weichen in der italienischen Wirtschaftspolitik stehen nämlich auf Liberalisierung und Privatisierung, auch in Schlüsselbereichen. Aktuell diskutiert die Regierung die Zukunft der Telecom Italia, deren Netz aus dem Konzern herausgelöst und veräußert werden soll. Russische Interessenten sollen sich (noch) nicht gemeldet haben.
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aus der Diskussion: Alitalia
Autor (Datum des Eintrages): Toronero  (23.04.07 11:05:30)
Beitrag: 53 von 200 (ID:28950158)
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