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Sendung Di 13.02.01 22:00


Pleitekandidat LetsBuyIt.com
Über die Risiken beim Shoppen im Internet


[Autor: Sven Herold und Stefan Jäger


Einkaufen im Internet: 24 Stunden geöffnet, keine Schlangen an den Kassen und der totale Überblick. Dank geballter Einkaufsmacht winken sogar echte Schnäppchen. "Co-Shopping" nennt sich das Modell, bei dem die Ware im Internet per Sammelbestellung geordert wird. Günstige Preise durch Nachfragebündelung.

Ein Unternehmen hat das nach eigenen Aussagen besonders gut gemacht: LetsBuyIt.com heißt der Internetanbieter mit Sitz in Amsterdam und mit Börsennotierung am Neuen Markt in Frankfurt. Einiges muss in letzter Zeit bei LetsBuyIt ziemlich schief gelaufen sein, denn erstens ist der Kurs als erster Titel am Neuen Markt unter die Marke von einem Euro gerutscht, zweitens stand die Firma noch letzte Woche kurz vor der Pleite und drittens warten Kunden bis zum heutigen Tag auf Ware, die sie bereits im vergangenen Herbst bestellt und bezahlt hatten, noch bevor die Schwierigkeiten von LetsBuyIt bekannt wurden.

Wie katastrophal es um das Unternehmen bestellt war, soll den Managern von LetsBuyIt bereits im Oktober 2000 klar gewesen sein, berichten die Holländischen Treuhänder von LetsBuyIt. Trotzdem wurde die Marketingmaschine für das Weihnachtsgeschäft noch mal kräftig angeheizt, bestellten Kunden im guten Glauben Handys, Fernseher und Espressomaschinen. Die Abbuchungen von der Kreditkarte erfolgten am nächsten Tag.

Dann die Rettung in letzter Sekunde. Kim Schmitz, ein 27-jähriger Ex-Computer-Hacker hilft mit einer Finanzspritze. Angeblich will Schmitz 40 Millionen DM zuschießen. Doch bald nach der vollmundigen Ankündigung stellt sich heraus, dass die Finanzspritze gerade mal 1,2 Millionen Mark beträgt. Aber das reicht um den Konkurs im letzten Moment abzuwenden. Der Börsenkurs von LetsBuyIt schießt um 130 Prozent in die Höhe. Gerüchte um Insiderhandel werden laut, das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel nimmt LetsBuyIt genauer unter die Lupe. Ist eine solche Firma zu retten?

Anscheinend ja, denn in der vergangenen Woche, LetsBuyIt gibt bekannt, neue Investoren gefunden zu haben. Sie sollen angeblich 52 Millionen Euro für das marode Unternehmen zugesichert haben. 20 Millionen davon fließen sofort, der Rest würde nach "Erreichen von Meilensteinen" ausgezahlt, so die Mitteilung.
Wer die Investoren sind, wird nicht bekannt gegeben. Das Geld reicht aber anscheinend aus, um sowohl den Insolvenzantrag für die Münchner GmbH als auch die niederländische Holding zurückzuziehen. Seit Donnerstag vergangener Woche ist die Münchner GmbH wieder geschäftsfähig. Am Montag soll dann auch der Antrag für die börsennotierte Holding in Holland zurückgezogen werden. Können die Kunden hoffen?

Plusminus spricht mit dem neuen Interimsvorstand, Rolf Hansen. Er räumt dabei ein: "LetsBuyIt hatte ein Management Problem, ja! " Zu den Investoren will sich Hansen nicht äußern, ein Handelsunternehmen sei aber nicht dabei, sagt er. Genau das wurde von Experten und Analysten aber als einzig vernünftige und erfolgsversprechende Möglichkeit gesehen, das Unternehmen in die schwarzen Zahlen zu führen.

Die Lieferprobleme bei verschiedenen Kunden wertet Hansen als Einzelfälle, sichert aber zu, dass alle entweder ihre Ware erhalten oder den gezahlten Betrag rückfordern könnten.

Plusminus-Tipp:

Einkaufen im Internet:


Um vor einem möglichen Konkurs einer Internetfirma geschützt zu sein, sollten Sie keine Vorauskasse leisten. Das heißt klar: niemals mit Kreditkarte zahlen. Nutzen Sie besser das Verfahren des Lastschrifteinzuges, denn dann können Sie innerhalb von sechs Wochen das Geld über Ihre Bank zurückfordern – die sogenannte Rücklastschrift. Wenn Sie per Nachnahme zahlen, prüfen Sie schon an der Tür, ob es sich um das richtige Produkt handelt. Sollte eine Falschlieferung vorliegen, nehmen Sie das Produkt besser nicht an und lassen es zurückgehen.

Geschädigte bei LetsBuyIt:

Sollten Sie bei LetsBuyIt.com bestellt haben und noch heute auf Ihre Waren warten, gilt es Folgendes zu beachten.
Wenn Sie bei LetsBuyIt.com bestellt haben ist ein gültiger Kaufvertrag zu Stande gekommen. Falls Sie mit Kreditkarte gezahlt haben, kommen Sie am schnellsten an Ihr Geld, wenn Sie die Firma zunächst abmahnen. Des weiteren sollten Sie den gesamten Schriftverkehr mit LetsBuyIt.com (inkl. Abmahnung) der Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) in Frankfurt am Main schicken. Diese ist für den Zahlungsverkehr der meisten Kreditkartengesellschaften (außer American Express) zuständig. Auf Basis Ihrer Unterlagen kann die GZS dann ein sogenanntes "Charge back" erwirken, das heißt, Sie bekommen Ihr Geld vollständig erstattet. Wenn Sie per Nachnahme geordert haben, und die falsche Ware geliefert wurde, sollten Sie LetsBuyIt schnellstmöglich eine Frist zur Lieferung oder Rückzahlung des Kaufpreises stellen.

Service-Informationen:

LetsBuyIt.com GmbH München
Nymphenburger Straße 86
80636 München
Tel.: 089/12003-0
Fax: 089/12003-111
E-Mail: kundenservice.de@letsbuyit.com

Kimvestor AG
Nymphenburger Straße 20a
80335 München
Tel.: 089/52352-0
Fax: 089/52352-111

Kapitalmarktberatung und Investment-Research
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E-Mail: pfrach@irffm.de

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Landgrafenstraße 24 B
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Tel.: 06172/1215 0
Fax: 06172/844 22

GZS Gesellschaft für Zahlungssysteme mbH
Konrad-Adenauer-Allee 1
61118 Bad Vilbel
Tel.: 069/7933-0
Fax: 069/7933-1123
E-Mail: info@gzs.de
Internet: www.gzs.de


Quelle: http://www.hr-online.de/fs/plusminus/beitrag/010213letsbuyit…
 
aus der Diskussion: DER SKANDAL LETSBUYIT.COM
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (14.02.01 10:54:34)
Beitrag: 46 von 150 (ID:2903551)
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