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"Wir bekämpfen die Privatisierung, weil sie uns schadet"
Film "Der Große Ausverkauf" zeigt die Folgen der GlobalisierungVon Alexander Bühler

Globalisierung, Liberalisierung - das sind große Schlagworte. Was es aber für den Einzelnen konkret bedeutet, hat der Filmemacher Florian Opitz vier Jahre lang auf dem ganzen Erdball dokumentiert. Sein Film "Der große Ausverkauf" zeigt Betroffene, die sich nicht mit den Folgen von Privatisierung, z.B. des Trinkwassers, abfinden wollen.

Minda Lorando: "Ich komme weinend zu meiner Sozialarbeiterin, weil mein Sohn schon röchelt. Und meine Sozialarbeiterin sagt mir, ihr Sohn ist unser Patient, warum haben sie nicht das Geld für eine Dialyse? Sie sollten besser akzeptieren, dass ihr Sohn sterben wird."
Jeden Tag muss die Philippina Minda Lorando um das Leben ihres Sohns Jinky kämpfen, denn seine Nieren sind kaputt. Der 21-Jährige braucht zweimal wöchentlich eine Blutwäsche, sonst stirbt er innerhalb eines Tages. Doch weil das staatliche Gesundheitssystem auf den Philippinen größtenteils in privater Hand ist, kann die 53-jährige nicht auf die Hilfe des Staats rechnen. Das Geld für Medikamente und die Dialyse muss sie, die ohnehin zu den Ärmsten gehört, selbst auftreiben.

Auch in Südafrika hat die Privatisierung staatlicher Monopole nur die Situation der Ärmsten verschlechtert, erzählt Bongani Lubisi in Florian Opitz Film:

"Wir bekämpfen die Privatisierung, weil sie uns schadet. Denn der Stromkonzern will wegen der Privatisierung Profite einstreichen. Und das geht nur, indem sie uns den Strom abdrehen. Daher haben wir eine Kampagne mit dem Namen 'Operation Kanyisa' gestartet. Wenn der Stromkonzern Leuten den Strom abklemmt, kommen wir und schließen sie wieder an."

Seit Eskom, das ehemalige Staatsunternehmen Südafrikas und größter Stromerzeuger Afrikas, privatisiert wurde, sind die Preise so angestiegen, dass sich die meisten Bewohner der Armenviertel nur noch gelegentlich Strom leisten können. In "Der Große Ausverkauf" sieht man, wie die Menschen verzweifelt kämpfen. Bongani und seines Bundesgenossen versuchen ihnen dabei zu helfen - wenn auch auf illegale Weise.

Einer des wenigen Beispiele, wo der Kampf gegen übermächtige Konzerne gewonnen wurde, ist Bolivien. In der Region Cochabamba sollte das Wasser privatisiert werden, aber die Bewohner stellten sich sogar den Militärs, die das durchsetzen sollten, erzählt die Bolivianerin Rosa de Turpo:

"Ich habe keine Steine oder einen Stock, aber wenn du kämpfen willst, werde ich mit meinen bloßen Händen kämpfen, sagte ich. Wasser ist Leben, niemand kann ohne Wasser überleben. Deswegen will ich nicht, dass man das privatisiert, weder in Bolivien, noch in anderen Ländern."
Weltbank und Weltwährungsfonds sind die treibenden Kräfte für Privatisierung und Liberalisierung in der Dritten Welt - Profiteure sind große Unternehmen aus den Industrieländern. Das ist häufig das Ergebnis von Globalisierung. Für die bolivianische Aktivistin muss es daher wie Hohn klingen, was Florian Opitz in seinem Film dem Vertreter der Weltbank entlocken konnte:

"Die Weltbank verringert in den betroffenen Ländern die Armut. Durch Kredite und Wissenstransfers, damit diese Länder die notwendigen Reformen einleiten können. Es gibt nichts, wo ich sagen würde, das darf auf keinen Fall privatisiert werden."

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/625916/
 
aus der Diskussion: Kein Witz: Heiner Geißler wird neues Mitglied von Attac
Autor (Datum des Eintrages): StellaLuna  (17.05.07 10:36:18)
Beitrag: 57 von 223 (ID:29354202)
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