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Derivate

Den ganzen Markt in einem Papier
von Matthias Schmitt

Über Indexzertifikate können Anleger bereits mit kleinen Beträgen an der Aktienmarktentwicklung eines Landes, einer Region oder einer Branche teilhaben. Wer sich für Indexpapiere interessiert, sollte die Angebote genau prüfen und miteinander vergleichen.




Worauf Indexzertifikate sich beziehen
Anleger, die ihr Kapital auf mehrere Aktien und Anleihen aus verschiedenen Ländern und Branchen streuen, reduzieren das Risiko und optimieren ihre Chancen. Diese vor allem von Nobelpreisträger Harry M. Markowitz belegten Anlagegrundsätze waren lange Zeit für viele Privatanleger in der Praxis nur schwer umsetzbar. Hohe Transaktionskosten und ein unübersichtliches Portfolio waren meist die Folge.

Im Jahre 1989 fand sich eine Lösung: Mit dem ersten Indexzertifikat auf den Dax bekamen Anleger ein breit gestreutes Investment in die Hand, in nur einem einzigen Papier. Indexzertifikate, auch Indextracker genannt, sind vom Prinzip her simpel konstruiert. Das in der Tabelle aufgeführte Indexpapier der Deutschen Bank auf den Dax spiegelt beispielsweise jederzeit ein Hundertstel des Dax-Stands wider.

Notiert der Index zum Beispiel bei 7759 Punkten, kostet das Zertifikat 77,59 Euro. Steigt das deutsche Börsenbarometer nun um 500 Punkte auf 8259 Zähler, klettert auch das Indexzertifikat um 5 Euro auf 82,59 Euro. Der prozentuale Anstieg von Index und Zertifikat sind identisch.

Flexibel trotz langfristiger Orientierung
Allerdings bilden Indexzertifikate nicht nur steigende, sondern auch fallende Indexstände eins zu eins ab. Sinkt der Dax im Beispiel auf 7000 Zähler, so reduziert sich analog der Stand des Indextrackers auf 70 Euro.

Der Anleger ist also jederzeit an der Entwicklung des Dax-Index beteiligt. Dieser spiegelt die Entwicklung der 30 wichtigsten deutschen Aktien wider. Über das Indexzertifikat investieren Anleger mit einem einzigen Wertpapier also in 30 verschiedene Titel. Andere Indizes wie beispielsweise der EuroStoxx 50 oder der S&P 500 bieten gar eine noch breitere Streuung auf 50 beziehungsweise 500 Aktien.

Die meisten heute angebotenen Indexzertifikate sind ohne Laufzeitbegrenzung ausgestattet. Das ist besonders für langfristig orientierte Anleger interessant. Trotz dieser Open-End-Konstruktion bleiben Investoren flexibel. Denn jeder Emittent stellt für die von ihm angebotenen Produkte fortlaufend An- und Verkaufskurse.

Auf die Berechnung des Index kommt es an
Meist besteht zwischen An- und Verkauf eine Differenz, der Spread. Bei einem Dax-Stand von 7759 Punkten könnten An- und Verkaufskurs für das oben erwähnte Papier beispielsweise 77,57 Euro zu 77,61 Euro lauten. Investoren, die das Indexpapier kaufen möchten, müssen dann beispielsweise 77,61 Euro zahlen.

Anleger, die das Papier im Bestand haben, können es für 77,57 Euro an den Emittenten zurückgeben. Je niedriger der Spread, desto besser für den Anleger. Die Deutsche Bank offeriert das vorgestellte Papier gänzlich ohne Spread. Doch der Spread ist nicht der einzige Punkt, den Investoren bei einer Anlage in Indexzertifikaten beachten sollten.

Von zentraler Bedeutung ist die Frage nach der Berechnung des Index. Wird eine Benchmark als Kursindex berechnet, spiegelt sie nur die reine Kursentwicklung der im Index enthaltenen Aktien wider. Bei einem sogenannten Performance-Index hingegen fließen auch die von den im Index vertretenen Unternehmen gezahlten Dividendenausschüttungen mit in die Berechnung ein. Performance-Indizes entwickeln sich langfristig daher besser als Kursindizes.

Langfristig orientierte Investoren bevorzugen Indexpapiere auf Performance-Indizes wie beispielsweise den Dax. Der EuroStoxx 50 hingegen ist sowohl als Performance- als auch als Kursindex verfügbar.

Auf beide Varianten werden Papiere angeboten. Daher sollten Anleger bei der Auswahl des Indexzertifikats besondere Sorgfalt walten lassen. Die französische Bank Société Générale offeriert beispielsweise ein Zertifikat auf den als Performance-Index berechneten EuroStoxx 50 (siehe Tabelle).

Bei diesem Papier beträgt der Spread 0,47 Prozent, während Zertifikate auf den EuroStoxx-50-Kursindex ohne Spread angeboten werden. Lediglich für kurzfristig orientierte Trader ist der Kursindex die interessantere Wahl. Bei einer Haltedauer von mehr als zwei bis drei Monaten gleichen die eingerechneten Dividenden den Spread mehr als aus.

Auf die Bonität des Emittenten achten

Bei einigen auf Performance-Indizes angebotenen Papieren wird die Leistung des Emittenten durch eine Managementgebühr vergütet. Diese wird dann oftmals monatlich oder quartalsweise vom Kurs des Zertifikats in Abzug gebracht.

Last but not least sollten Anleger - wie bei allen Anlagezertifikaten - auf die Bonität des Emittenten achten. Denn bei Indexzertifikaten handelt es sich um Schuldverschreibungen des emittierenden Kreditinstituts, bei denen der Rückzahlungs- beziehungsweise Ankaufskurs vom Indexstand abhängt. Daher sollten Anleger nur Zertifikate von finanzstarken Emittenten ins Portfolio aufnehmen.

Steuerlich sind Papiere auf Performance-Indizes derzeit noch interessant. Da die Dividenden in die Kursentwicklung eingerechnet werden, kassieren Anleger die Erträge entsprechend der derzeitigen Rechtslage nach einer Haltedauer von zwölf Monaten steuerfrei.
 
aus der Diskussion: DAX-Werte im Chartcheck
Autor (Datum des Eintrages): actr  (10.06.07 11:47:48)
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