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Wochenausblick
Zinsangst lähmt die Börsen weltweit

von Tobias Bayer und Elisabeth Atzler (Frankfurt) und Jens Korte ( New York)

Die Aussicht auf höhere Anleihenrenditen drückt die Stimmung der Börsianer. Festverzinslichen drohen nach Ansicht von Experten weitere Kursverluste. Die Prognosen für die weltweiten Aktienmärkte in der nächsten Woche sind daher alles andere als gut.
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Die stark angestiegene Volatilität und die hohen Umsätze der vergangenen Tage zeigen, dass viele Anleger nervös und die Märkte angeschlagen sind. Von einer Trendwende sprechen bisher aber kaum Beobachter.

Am Freitag weiteten Europas Börsen ihre Verluste aus. Auf Wochensicht fiel der Dax um knapp fünf Prozent auf 7590,5 Punkte, zwischenzeitlich war er sogar unter 7500 Zähler gerutscht. Der Stoxx 50 gab knapp drei Prozent nach. In den USA büßte der S&P 500 1,9 Prozent ein, der Dow Jones fiel um 1,8 Prozent, und der Nasdaq Composite gab um 1,5 Prozent nach.


Ein Händler in Frankfurt: Der Dax gab vergangene Woche fast fünf Prozent nachIn den vergangenen Tagen trieb die Furcht vor einer strafferen Geldpolitik in Europa und den USA die Bondrenditen auf Höchststände. So stieg die Rendite zehnjähriger US-Bonds erstmals seit August wieder über 5 Prozent. Bill Gross, der größte Bondsmanager in den USA, wechselte seit 20 Jahren wieder in das Lager der Bären. Laut Gross könnte die Rendite in den nächsten drei bis fünf Jahren bis auf 6,5 Prozent anziehen. Die Börsen reagierten mit dem stärksten Kursrutsch seit Ende Februar. Damals hatten sie sich allerdings sehr schnell wieder erholt.


Härtere Zeiten für den Dax

Diesmal spricht jedoch einiges dafür, dass sich die Korrektur hinziehen dürfte. Es drohe eine längere Durststrecke für den Dax, schreiben die Experten von HSBC Trinkaus & Burkhardt, deren Analyse auf technischen Faktoren fußt. Für den europäischen Stoxx 50 seien die nächsten Handelstage wichtig, heißt es bei den technischen Analysten der WGZ Bank. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass sich der Trend nach unten fortsetze, sagt Christian Schmidt, Marktstratege der Helaba: "Die Korrektur kann noch etwas anhalten."

Um eine dauerhafte Baisse handele es sich dabei nicht, sagt Bruce Stout, Fondsmanager globale Aktien bei Aberdeen Asset Management. "Es ist ein Rückschlag, aber wir starten nicht in eine Bärenphase. Es ist ein vorübergehendes Phänomen. Wir haben den Eindruck, dass das eine Überreaktion ist." Stout verweist unter anderem auf das Wirtschaftswachstum in Europa, das die Märkte wieder antreiben dürfte.

Wegweisend für den deutschen Aktienmarkt dürfte auch der "dreifache Hexensabbat" am kommenden Freitag sein. Dann verfallen an der Terminbörse mehrere Derivatetypen. Von Unternehmen stehen wenige Neuigkeiten an. Quartalzahlen legen unter anderem die US-Investmentbanken Lehman Brothers und Goldman Sachs vor. Finanzwerte zählten beim aktuellen Kursrutsch zu den großen Verlierern.
 
aus der Diskussion: DAX-Werte im Chartcheck
Autor (Datum des Eintrages): actr  (10.06.07 12:16:36)
Beitrag: 21,336 von 220,528 (ID:29771059)
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