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Portfolio
Hybridanleihen sind plötzlich gefragt
von Robert Kracht

Seit der Bundesfinanzhof jüngst entschieden hatte, dass Floater und Rating-Anleihen nicht wie Finanzinnovationen zu behandeln sind, stehen plötzlich auch Hybridanleihen in steuerlich anderem Licht dar. Nach den Urteilen sind Gewinne bei Bonds außerhalb der Spekulationsfrist steuerfrei, wenn sich Zinsen und Kurserträge eindeutig trennen lassen.

"Das trifft genauso auf Hybridanleihen zu", sagt Steuerberaterin Manuela Wänger von Ebner, Stolz & Partner aus Stuttgart. Bei Hybridanleihen handelt es sich neben den bekannten Genussscheinen um eine weitere Mischform aus Aktie und Anleihe. Diese zeichnen sich durch eine unendliche oder extrem lange Laufzeit aus. Zugleich hat der Emittent aber das Recht, die Bonds nach frühestens zehn Jahren zu tilgen und zum Nennwert zurückzuzahlen.


Zweiter Effekt für Sparer

Die neue Rechtsentwicklung können Anleger bei diesen nachrangigen Rententiteln optimal ausnutzen, denn viele der Hybrid-Bonds etwa von Bayer, Südzucker, oder Allianz notieren unter 100 Prozent. Der Aufschlag bis zum Nennwert bei Rückzahlung kann dann abgabenfrei vereinnahmt werden.


Sparer können sogar noch einen zweiten Effekt ausnutzen. Hybridanleihen gelten für den Schuldner zum Teil als Eigenkapital. Die verbesserte Bonität ermöglicht attraktive Konditionen von deutlich über fünf Prozent. "Diese hohen Zinsen werden durch die Abgeltungsteuer moderater erfasst, netto bleibt also künftig noch mehr übrig", sagt Kapitalexpertin Wänger. Den höheren Kupon erkaufen sich Anleger aber mit einem Zusatzrisiko. Zwar gibt es fixe Zinssätze, doch die Auszahlungen können aufgeschoben oder ausgesetzt werden, wenn das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Im Insolvenzfall müssen sich Sparer hinter den normalen Gläubigern anstellen, um Geld zu bekommen. Ansonsten hat der Emittent für Zins und Tilgung die gleichen Pflichten wie bei anderen Verbindlichkeiten.

Für Privatanleger steht so ein mehr oder weniger überschaubares Risiko einem spürbar höheren Zins gegenüber. Die Nachsteuerrendite verbessert sich noch durch die Tatsache, dass ein aktueller Erwerb von bekannten Konzernen unter Nennwert erfolgen kann. Ob der lohnt, ist vom Aufschlag zu Bundes- oder normalen Unternehmensanleihen sowie dem Kursstand abhängig.

Anleger sollten bei der Auswahl darauf achten, dass der Emittent mit einer ordentlichen Bonität ausgestattet ist und über ein stabiles Geschäftsprofil verfügt.
 
aus der Diskussion: DAX-Werte im Chartcheck
Autor (Datum des Eintrages): actr  (10.06.07 12:20:15)
Beitrag: 21,337 von 221,051 (ID:29771091)
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