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Aus der FTD vom 26.2.2001 www.ftd.de/telekom
Nach langer Stagnation bringt der Einstieg der US-Firma Liberty Media wieder Bewegung in den deutschen TV-Kabelmarkt.

"Das ist ein großer Schritt um die Entwicklung auf dem deutschen Markt zu beschleunigen", sagte Paul Thomason, Finanzchef des Kabelbetreibers Primacom, der FTD. Bisher habe es nur kleine Schritte gegeben, die ineffizienten Strukturen des TV-Kabelmarktes zu ändern. "Der Einstieg von Liberty zeigt, dass auch andere an die Zukunft des Breitbandnetzes glauben", sagte eine Sprecherin der Callahan-Tochter Kabel NRW.
Liberty Media und Klesch sollen je 55 Prozent der Anteile an den sechs Kabelregionen übernehmen, die ein großes oder mehrere kleine Bundesländer umfassen. Außerdem haben die Käufer eine Option auf weitere 20 Prozent minus einer Stimme. Nach Angaben der Telekom sind in den sechs Regionen mehr als zehn Millionen Haushalte an das Kabelnetz angeschlossen. Der Kaufabschluss wird für Mitte des Jahres erwartet.
Einen Kaufpreis für den Anteil nannten beide Seiten nicht. Berichten zufolge lag er bei "über 2 Mrd. $ ". Auf Haushalte umgerechnet läge der Preis damit um etwa die Hälfte niedriger als noch 2000, als Callahan und Klesch die übrigen drei Regionen übernommen hatten. Darin spiegelt sich die inzwischen gesunkene Bewertung von Kabelbeteiligungen. "Der Markt hat sich geändert", sagte ein Telekom-Sprecher. Insgesamt habe die Telekom aber den angestrebten Wert beim Verkauf der Kabelanteile erzielt. Überraschend hat sich der Konzern auch von der Mehrheit an der Region Berlin/Brandenburg getrennt. Bisher hatte die Telekom erklärt, hier die Mehrheit behalten zu wollen.
UPC bekommt mehr Geld
Für Liberty Media ist das Engagement in Deutschland das bisher bedeutendste in Europa. Das Unternehmen ist zudem indirekt an dem Kabelbetreiber United Pan-European Communications (UPC) und an der britischen Telewest beteiligt. Am Freitag gab Liberty bekannt, eine Vereinbarung mit der amerikanischen UPC-Mutter UGC getroffen zu haben, die UPC weitere Finanzmittel in Höhe von 1 Mrd. E sichert. In jüngster Zeit hatte es wiederholt Spekulationen um eine kritische Finanzlage von UPC gegeben. Das Unternehmen hatte sich um einen Einstieg ins Kabelnetz der Telekom bemüht, blieb aber erfolglos.
Auch an einer anderen Front könnte sich durch den Kabelverkauf der Telekom etwas bewegen. Die Telekom strebt bereits länger eine Partnerschaft zur Inhaltevermarktung mit der Kirch-Gruppe an. Der Konzern will sich mit 51 Prozent an der Kirch-Tochter Betaresearch beteiligen. Das Bundeskartellamt hat die Partnerschaft bisher kritisch gesehen, weil die Telekom das Kabelnetz beherrscht und Kirch den Filmrechtemarkt. "Es wird am Ende darauf ankommen, ob die Telekom einen tatsächlichen Einfluss auf das Kabelnetz behält", hieß es im Kartellamt. Um das zu klären, wurde die heute endende Prüffrist für den Zusammenschluss bis zum 25. Juli verlängert.
Tatsächlich hat sich die Telekom trotz des Verkaufs der Kabelanteile bisher nicht von ihrer Tochter Mediavision getrennt. Diese ist für die Inhaltevermarktung im Kabel zuständig und hält Verträge über die Belegung Kabelkanälen mit der Kirch-Gruppe. Die Telekom sichert sich damit erheblichen Einfluss auf einen Teil der Programminhalte, die auf dem Kabelnetz angeboten werden.
 
aus der Diskussion: Primacom Thread 91
Autor (Datum des Eintrages): kabelmedia  (26.02.01 08:50:37)
Beitrag: 81 von 166 (ID:2981093)
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