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Aus BO (18.06.2007):

Steico baut auf Öko
Von Helmut Kipp

Einen starken Nachfrageanstieg für ökologische Bauprodukte erwartet Steico-Vorstandschef Udo Schramek. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang sollen Produktionskapazitäten erweitert und Übernahmen finanziert werden. Die Wachstumsambitionen lässt sich der Newcomer gut bezahlen.

Auf 14,50 bis 17,50 Euro wurde die Preisspanne für die Aktien des Bauzulieferers Steico festgesetzt. Platziert werden bis zu 4,2 Millionen Anteile. Positiv ist: Der gesamte Emissionserlös von maximal 73,5 Millionen Euro fließt in die Firmenkasse. Altgesellschafter geben also keine Stücke ab, auch nicht für die Mehrzuteilungsoption. Das ist recht ungewöhnlich für einen Börsengang.

Eher skeptisch stimmen dagegen die ehrgeizigen Wachstumspläne. Die Analysten des Konsortialführers HSBC Trinkaus & Burkhardt (außerdem ist die Baader Wertpapierhandelsbank bei der Emission dabei) rechnen mit einer rasanten Umsatzausweitung von 86 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 200 Millionen Euro 2009. Das entspricht einer jährlichen Zunahme von einem Drittel. Zum Vergleich: Von 2004 bis 2006 kamen die Erlöse nur etwa halb so schnell voran.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern soll künftig noch stärker als die Erlöse expandieren. In den vergangenen drei Jahren schwankte dieses Ergebnis zwischen 6,6 und 9,0 Millionen Euro. Bis 2009 sollen daraus 24,9 Millionen Euro werden. Für den Jahresüberschuss stellt HSBC einen Anstieg von 4,8 auf 16,5 Millionen Euro in Aussicht.

Der Newcomer betrachtet sich als europäischer Marktführer für natürliche Dämmstoffe, also Materialien aus Holz, Zellulose, Flachs, Hanf oder Schafwolle. Der Marktanteil wird mit 36 Prozent angegeben. Allerdings macht dieses Segment nur mickrige drei Prozent des gesamten Geschäfts mit Dämmstoffen aus. Das Gros der Wettbewerber vertreibt also konventionelle Dämmstoffe.

Das Steico-Management setzt darauf, dass steigende Energiepreise und verschärfte Vorschriften für die Dämmung von Häusern den Absatz nach oben treiben und insbesondere ökologische Materialien nachgefragt werden. Die Produktion hat der Mittelständler im Nachbarland Polen angesiedelt.

Bezogen auf die Mitte der Preisspanne kommt Steico auf einen Börsenwert von 205 Millionen Euro, was immerhin dem 2,4fachen des letztjährigen Umsatzes entspricht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2008 von 18 erscheint ebenfalls üppig, auch wenn zu bedenken ist, dass die saftige Kapitalerhöhung den Gewinn je Anteil verwässert und damit das KGV nach oben treibt. Legt man die alte Aktienzahl zu Grunde, ergäbe sich ein KGV von zwölf.

Der Börsenhandel im Entry Standard soll am 25. Juni beginnen. Die Zeichnungsfrist läuft bis 22. Juni. Auf Grund der anspruchsvollen Bewertung ist nicht mit größeren Zeichnungsgewinnen zu rechnen. Zumal es der Newcomer mit dem Thema Corporate Governance nicht sonderlich ernst nimmt. Schließlich bleibt Katarzyna Schramek weiter im Aufsichtsrat und kontrolliert damit ihren Ehemann, den Vorstandschef ...

Anlageurteil:

Steico: Nicht zeichnen
ISIN: DE000A0LR936
Preisspanne: 14,50 bis 17,50 Euro
Erstnotiz: 25. Juni (Entry Standard)



Aus Yeald (11.06.2007):

IPO der Steico AG: Mit Hanf und Holz an die Börse
Der Anbieter ökologischer Bauprodukte plant für den 25. Juni die Handelsaufnahme im Entry Standard, nachdem ein erster IPO-Versuch in 2006 gescheitert war. Platziert werden sollen insgesamt rund 4,2 Millionen Aktien.

Wer bei Hanf gleich an holländische Coffee-Shops und kichernde Kiffer auf dem Weg nach Amsterdam denkt, tut der uralten Kulturpflanze unrecht. Hanf (botanische Bezeichnung: canabis sativa) ist außerordentlich vielseitig und eignet sich nicht nur für die Herstellung von Papier und Textilien, sondern auch für die Verwendung in der Bauindustrie, speziell in Form von Dämmstoffen. Diese zeichnen sich vor allem durch sehr gute wärme- und schalldämmende Eigenschaften aus: Im Winter sparen sie wertvolle Heizenergie, im Sommer schützen sie vor übermäßiger Hitze, und ihre diffusionsoffene Struktur schafft ein angenehmes und gesundes Raumklima.

Jede Menge Gründe also, ernsthaft über ein Canabis-Investment nachzudenken. Die Möglichkeit dazu gibt es Ende Juni beim Börsengang der Steico AG (ISIN DE000A0LR936 / WKN A0LR93), die sich auf die die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb ökologischer Bauprodukte spezialisiert hat. Dazu zählen Dämmstoffe aus Holz- und Hanffasern, Stegträger als Konstruktionselemente sowie Hartfaserplatten. Durch die Kombination von Holz- und Hanffaser-Dämmstoffen mit darauf abgestimmten Stegträgern etabliert sich das Unternehmen zudem verstärkt als Systemanbieter.

>> Vorstand sieht gute Wachstumsperspektiven

Der europaweite Kundenstamm des bayerischen Unternehmens umfasst Käufer aus den Bereichen Holz- und Baustoffhandel, Holzbaubetriebe, Fertighausindustrie, Laminatboden-Hersteller sowie Baumärkte. Der Markt für ökologische Bauprodukte bietet nach Angaben des Vorstands sehr gute Wachstumsperspektiven, getrieben durch eine erhöhte Nachfrage auf Grund steigender Preise für Energie und konventionelle Dämmstoffe, wachsendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung und ökologische Vorgaben des Gesetzgebers, der für 2008 die Einführung eines Energiepasses beschlossen hat.

Mit einem europaweiten Marktanteil von mehr als 35 Prozent sieht sich die Steico-Gruppe in der Produktion, der Entwicklung und im Vertrieb von Holzfaser-Dämmstoffen als Marktführer seines Segments. Am Hauptsitz in Feldkirchen bei München sowie bei den Tochterfirmen in England (London) und in Polen (Czarnków und Czarna Woda) beschäftigt das Unternehmen derzeit insgesamt rund 850 Mitarbeiter. Diese erwirtschafteten im Jahr 2006 einen Umsatz von 86,1 Millionen Euro und ein Ebit von 9,0 Millionen Euro. Damit gelang es, im Vergleich zu 2005 ordentliche Steigerungsraten zu generieren. Damals lag der Umsatz bei 70,2 Millionen Euro und das Ebit bei 6,6 Millionen Euro.

>> Insgesamt 4,2 Millionen Aktien im Angebot

In ihrer heutigen Form ist das Unternehmen laut Emissions-Prospekt am 28. August 2006 rückwirkend zum Jahresbeginn über eine Ausgliederung zur Neugründung entstanden. Hintergrund dieser Maßnahme ist die Frage, ob in den Jahren zuvor bei der Besetzung des Aufsichtsrats Fehler gemacht wurden und deshalb die Abschlüsse 2003 und 2004 und die 2004 und 2005 durchgeführten Kapitalerhöhungen unwirksam sind. Nach Angaben der



Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires führte dieser Sachverhalt zu "unüberbrückbaren juristischen Meinungsverschiedenheiten", die zur Folge hatten, dass sich die ursprünglich für das Konsortium vorgesehenen Banken BayernLB und Commerzbank im Februar 2007 zurückgezogen.

Das jetzige Konsortium besteht aus der Baader Wertpapierhandelsbank und HSBC Trinkaus & Burkhardt. Zur Bookbuilding-Spanne haben die beiden Institute bislang keine Angaben gemacht; sie wird veröffentlicht am ersten Tag der Zeichnungsfrist, die am 18. Juni beginnt und am 22. Juni endet. Im Angebot sind insgesamt 4,2 Millionen Aktien, von denen 3,65 Millionen aus einer Kapitalerhöhung stammen und 547.500 (via Greenshoe) aus dem Bestand der Altaktionäre.

>> Natürliche Dämmstoffe haben Nachholbedarf

Ob eine Zeichnung tatsächlich lohnt, kann erst dann beurteilt werden, wenn die Preisspanne veröffentlicht wurde. Grundsätzlich klingt das Business-Modell der Bayern jedoch interessant, zumal im Bau- und Immobilienmarkt derzeit wieder kräftig investiert wird. Außerdem ergibt sich aus den Zahlen der Branche ein gewisses Potenzial, denn derzeit umfasst der westeuropäischer Dämmstoffmarkt rund 6,4 Milliarden Euro, während das Marktvolumen der natürlichen Dämmstoffe erst bei rund 200 Millionen Euro liegt.
 
aus der Diskussion: STeico AG Ökodämmstoffe und Baustoffe
Autor (Datum des Eintrages): Solvis  (19.06.07 12:21:49)
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