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Hallo zusammen..

ich halte die Ereignisse der letzten Tage rund um die Metabox AG
für ein legendäres Stück NM- und Wirtschaftsgeschichte.

Leider sind die ganzen Vorkommnisse und Informationen dazu in etlichen
Threads verstreut.

Ich möchte einmal chronologisch diesen bisher wohl einmaligen Krimi
aufführen, damit er nicht verloren geht.

Dabei möchte ich mich direkt bei DODO bedanken, der mir mit seiner
Site www.metabox-info.de, daß suchen der entsprechenden
Artikel sehr einfach gemacht hat.


>Nachdem wir im März zunächst mit kleinen aber doch positiven Meldungen
"vewöhnt" wurden (Meta TV Content-Partner von Kabel Berlin-Brandenburg,
Mitgliedschaft im DVB-Konsortium, IBUT-Projekt), kam es dann ab dem 28.02.2001
knüppeldick.
Schon seit längerer Zeit diskutierten die User über unregelmäßigkeiten, die
scheinbar bei der KE aufgetreten sind. Es herrschte hierüber grosse Unsicherheit
bezüglich des Ausgabepreises und anderen zunächst nicht erklärbaren Dingen.

Diese Diskussion wurde durch das erscheinen des Prior-Briefes jäh unterbrochen.<


Mittwoch, 28.02.2001



Prior-Brief:
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen
Metabox




HILDESHEIM (dpa-AFX) - Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt nach
Informationen des Prior Börsen-Briefes gegen die Hildesheimer Metabox AG .
Es bestehe der Verdacht auf Kursmanipulation, hieß es am Mittwoch. Bereits
Anfang des Jahres seien die Geschäftsräume der am Neuen Markt notierten
Multimedia-Firma durchsucht worden. Der Verdacht richte sich auf falsche
Angaben in Unternehmensberichten. In so genannten ad-hoc-Meldungen hatte
Metabox mehrfach Großaufträge von ungenannten Kunden bekannt gegeben, die
nie zu Stande kamen./bz/DP/kh



>Die Antwort der Metabox AG ließ nicht lange auf sich warten, und erschien am selben Tag.<



Metabox: Von Ermittlungen ist uns nichts bekannt

Hildesheim (vwd) - Der Metabox AG, Hildesheim, ist nicht bekannt, dass
die Staatsanwaltschaft Frankurt Ermittlungen wegen des Verdachtes auf
Kursmanipulation aufgenommen hat. Das sagte
Unternehmenssprecherin Aenne Schaper am Mittwoch auf Anfrage von
vwd. Hausdurchsuchungen habe es auf jeden Fall nicht gegeben. In
einem Bericht der "Priorbörse" hatte es unter Berufung auf
Behördenkreise geheißen, dass die Staatsanwaltschaft mit den
Ermittlungen einer Strafanzeige des Hessischen Staatskommissariats
für die Börsenaufsicht nachgehe. Bereits Anfang des Jahres habe die
Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume des Unternehmens durchsucht
und dabei umfassendes Beweismaterial sicher gestellt. +++Kirsten
Bienk

vwd/28.2.2001/kib/mr



Metabox: Von Ermittlungen ist uns nichts bekannt ... (zwei)

Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, Frankfurt, hat bei
seinen Untersuchungen einen "Verdacht auf Insiderhandel"
ausgemacht. Aus diesem Grund ist das Verfahren am 19. Januar 2001
an die Staatsanwaltschaft Hildesheim abgegeben worden, sagte eine
Sprecherin am Mittwoch. Diese habe den Fall an die Staatsanwaltschaft
Hannover weiter geleitet. Gleichzeitig habe die Hessische
Börsenaufsicht eine Anzeige wegen Kursmanipulation eingeleitet.

Das Bundesaufsichtsamt hatte geprüft, ob Metabox gegen § 15 WpHG
verstoßen hat, als am 28. September 2000 eine für das laufende Jahr
reduzierte Gewinn- und Umsatzerwartung heraus gegeben worden war.
Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Stefan Domeyer hatte sich
nämlich bereits am 25. September die der Mitteilung zu Grunde
liegende Verschiebung von Lieferungen angebahnt. +++Kirsten Bienk

vwd/28.2.2001/kib/mr



>Des weiteren wurde Strafanzeige gegen das Börsenblatt erhoben.<



Met@box AG erstattet Strafanzeige gegen Egbert Prior

Hildesheim, 28. Februar 2001

Die Met@box AG, Hildesheim, hat bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Strafanzeige gegen
den Herausgeber des umstrittenen Börsenbriefes "Prior Börse", Egbert Prior, erstattet. Grund ist
die jüngste Ausgabe der "Prior Börse", in der dieser zahlreiche falsche Angaben macht. Zudem
prüft eine Reihe von Großaktionären des Unternehmens, den Beschuldigten wegen der bereits
heute morgen verursachten Vermögensschäden auf Schadensersatz zu verklagen. Der Vorstand
der Met@box AG wird zudem den Erlass einer Einstweiligen Verfügung gegen Egbert Prior
beantragen, um weitere öffentliche Falschaussagen zu unterbinden. Weiterhin wurde Herr Prior
aufgefordert, eine Gegendarstellung zu veröffentlichen.

Prior versucht, Unternehmen und Vorstände zu kriminalisieren. Es ist unwahr, dass die
Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die Met@box AG ermittelt. Ebenso hat es niemals die von
Prior behauptete Hausdurchsuchung in den Räumen der Met@box AG gegeben. Eine
Sicherstellung von Beweismaterial fand ebenfalls niemals statt. Falsch ist ebenfalls die
Behauptung Priors, die Met@box AG habe sich im vergangenen Jahr beharrlich geweigert, den
Unterzeichner eines Letter of Intent zu benennen. Vom ersten Tag an wurde die Inter-Nordic als
Met@box-Vertragspartner genannt. Eine grob falsche Darstellung der 99er Bilanz, wie von Prior
behauptet, gab es ebenfalls nicht. Die Met@box AG hatte einen von einem Wirtschaftsprüfer
testierten Abschluss 1999 vorgelegt, dessen Konsolidierungsfehler erst durch den Wechsel zu
einem neuen Wirtschaftsprüfer aufgedeckt würde. Sämtliche diesbezüglichen, korrekten und
vollständigen Informationen sind den Pflichtmitteilungen des Unternehmens zu entnehmen.

Prior beruft sich auf angebliche "gut unterrichtete Behördenkreise". Das Unternehmen zweifelt
die Richtigkeit dieser Quellenangabe an, hat jedoch vorsorglich eine Strafanzeige gegen
Unbekannt erstattet, um den Behörden eine Möglichkeit der Aufklärung zu geben.



>Die Nachrichten waren noch nicht verdaut, drohte neues ungemach seitens der BAWE
und der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger.<



Bundesaufsichtsamt: Untersagungsverfügung gegen Metabox

Frankfurt (vwd) - Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel,
Frankfurt, hat gegen die Metabox AG, Hildesheim, eine
Untersagungsverfügung erlassen. In dieser Verfügung wird dem
Unternehmen verboten, in Ad-hoc-Meldungen darauf hinzuweisen, dass
Lieferverträge dem Bundesaufsichtsamt vorgelegt worden sind. Das
sagte eine Sprecherin des Amtes am Mittwoch zu vwd. Das
Hildesheimer Unternehmen hatte am 28. November 2000 ad hoc
gemeldet, einen Vertrag über die Lieferung von mindestens 100.000
Geräten nach Großbritannien unterzeichnet und den Vertrag vor
Veröffentlichung der Ad-hoc-Meldung dem Bundesaufsichtsamt
vorgelegt zu haben.

Sollte sich Metabox der Verfügung, die am Donnerstag rechtskräftig
wird, widersetzen, ist nach Angaben der Sprecherin ein Zwangsgeld
fällig. Die Untersagungsverfügung sei erlassen worden, da es sich in
diesem Fall nicht um Tatsachen handele, die das Bundesaufsichtsamt
prüfen könnte. Das Unternehmen erwecke aber den Anschein, als ob
dies der Fall wäre.Das Bundesaufsichtsamt stelle gegenwärtig weitere
Untersuchungen gegen das Unternehmen an und arbeite mit der
Staatsanwaltschaft zusammen. Welche Personen des Insiderhandels
verdächtigt werden, sagte die Sprecherin nicht. Sie wies aber darauf
hin, dass Hinweise von Dritten eingegangen seien.

Indes bereitet die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) eine
Strafanzeige gegen Metabox vor und fordert Schadenersatz. Die
Anleger sind nach Ansicht von Sprecher Markus Straub in hohem Maße
unseriös über die Situation des Unternehmens informiert worden.
Vorstandsvorsitzender Domeyer verweigere die Zusammenarbeit mit
der Gemeinschaft. Straub hält Metabox für einen der Pleitekandidaten
des Jahres 2001 und begründet dies unter anderem mit dem geringen
Kassenbestand. +++ Kirsten Bienk




>An den nächsten beiden Tagen publizierten etliche Medien von der Financial Times über das
Handelsblatt die Vorkommnisse bei Metabox...die Verunsicherung war enorm unter den Aktionären,
der Kurs fiel am Freitag Intraday bis 1.50€, dann erschien der Aktionärsbrief, der die Situation
der AG darlegte und einen kämpferischen CEO präsentierte.
Wie oben schon erwähnt, war die KE-Geschichte bei den meisten Aktionären im Hinterkopf, viele
hatten erwartet, daß der CEO sich auch dazu äussern würde, aber der Aktionärsbrief war überlagert
von den Prior-Anschuldigungen. Das trug nicht gerade zur Beruhigung der Nerven der User bei.<



Hildesheim, den 02. März 2001


Brief des Vorstandsvorsitzenden
An die Aktionäre der Met@box AG Hildesheim



Sehr geehrte Mitunternehmerinnen und Mitunternehmer,


die vergangene Woche stand ganz im Zeichen neuer Anschuldigungen gegen unser Unternehmen - und dadurch ausgelöst eines erneuten Kursrückganges.
Besonders ärgerlich aus unserer Sicht war die Ausgabe Nr.17 der Prior Börse vom 28.2.2001, die eine Fülle von Behauptungen über die Metabox AG enthielt,
die jeglicher sachlichen Grundlage entbehrten. Unsere Geschäftsräume wurden zu keinem Zeitpunkt durchsucht.
Wir werden alle rechtlich möglichen Schritte unternehmen, um eine solche Berichterstattung, die das Unternehmen in einer unzulässigen Weise kriminalisiert,
für die Zukunft zu verhindern.

Einzelne Journalisten recherchierten in diesem Umfeld weiter und meldeten, dass die Staatsanwaltschaft Hannover sowohl gegen mich als auch gegen Vorstandskollegen
ermittelt. Bis zu diesem Tag hatten wir davon keine Kenntnis. Mittlerweile wissen wir, dass es um Ermittlungen auf Grund von Adhoc-Mitteilungen im Jahr 2000 geht.
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob einzelne Vorstände aus der Veröffentlichung dieser Mitteilungen Vorteile ziehen konnten und ob diese Mitteilungen den vorliegenden Tatsachen entsprechen.
Die Antwort auf den ersten Punkt heißt aus unserer Sicht: Nein! Bis heute hat keiner der Vorstände Aktien der Met@box AG verkauft. Bis zum 7. Januar 2001 unterlagen diese Aktien ohnehin
dem Lock-Up aus dem IPO. Die Antwort auf den zweiten Punkt heißt: Ja! Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt bemüht, allen Aktionären alle neuen Tatsachen sofort zugänglich zu machen und daher
alle aus unserer Sicht kursrelevanten Ereignisse sofort adhoc gemeldet.

Jede einzelne Adhoc-Mitteilung entsprach den zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Tatsachen. Wir werden alles daran setzen, um die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover zu einem schnellen Ende zu bringen
und alle dafür erforderlichen Informationen selbstverständlich umgehend zur Verfügung stellen. Aber diese Mühlen mahlen bekanntlich langsam.

Mit Unmut habe ich die Äußerungen der Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK) registriert, deren Sprecher diese Woche vollmundig behauptete, die Met@box AG zähle zu den nächsten Pleitekandidaten am Neuen Markt.
Diese Unterstellung kam zu Stande, ohne dass dieser Sprecher vorher das direkte Gespräch mit dem Unternehmen suchte, anders als z.B. sein SDK-Kollege Conze, der erst vor zwei Wochen zu einem offenen Meinungsaustausch
bei uns in Hildesheim empfangen worden ist. Gerade Herr Straub hat seit dem Börsengang der Met@box AG immer wieder versucht, sich auf Kosten unserer Aktionäre zu profilieren, ohne jemals Fakten benannt zu haben.

Fakt bleibt dennoch, dass das laufende Geschäft der Met@box AG finanziert ist, und wir überdies aus dem geplanten Verkauf nicht betriebsnotwendiger Assets weitere Liquiditätsreserven von mehr als 10 Millionen Mark haben.
Wir haben in den letzten Wochen sogar aus eigener Kraft Betriebsmitteldarlehen bei einzelnen Tochterunternehmen gegenüber Banken stark zurückgeführt (die Met@box AG selbst hat ja, wie besonders unsere langjährigen Aktionäre wissen,
niemals mit Bankdarlehen gearbeitet). Neue Mittel braucht alleine die Produktion der met@box 1000 - und zu deren Finanzierung mit Hilfe externer institutioneller Investoren habe ich bereits in den letzten Aktionärsbriefen Stellung genommen.
Mittlerweile haben unsere Kunden in Israel und England erste Exemplare der in Kleinserien produzierten met@box 1000 erhalten. Ich darf Ihnen versichern, dass sie mit dem Ergebnis hochzufrieden sind.

Wir sehen in diesen Tagen eine Fortsetzung der Kampagne des zweiten Halbjahres 2000. Es ist offenbar Mode geworden, Unternehmen wie Met@box zu missbrauchen, um Auflagen und Quoten zwecks eigener Profiterzielung zu steigern.
Rechtlich ist diesen Medien nur selten beizukommen, wenn wir auch erste Erfolge wie z.B. im Fall der so genannten Zeitschrift "Infosat", einer Broschüre des Technisat-Eigentümers Lepper, erzielen konnten. Aber Justitia kann auch sehr Milde sein, wie der Fall Bernecker gezeigt hat.
Insgesamt schadet die Kampagne nicht nur Ihnen, den Aktionären, sondern auch der Gesellschaft selbst. Erst heute ist ein aussichtsreiches neues Geschäft geplatzt, weil dieser (seien Sie beruhigt: NEUE) Kunde wegen der schlechten Presse auf Distanz geht.
Dies können wir alle dem Herrn Prior auf die Rechnung setzen.

Im vergangenen Jahr bestand ein Gutteil der Pressekampagne darin, uns mit Infomatec auf eine Stufe zu stellen. Den Schaden daraus haben wir alle in unseren Depots wiedergefunden, obwohl wir immer klar gesagt haben, dass es keinerlei Gemeinsamkeiten mit den Infomatec-Machenschaften gibt.

Wir lassen uns nicht kriminalisieren, schon gar nicht von einschlägig Gerichtsbekannten.

Übrigens: Ich habe heute Met@box-Aktien gekauft!


Ihr

Stefan Domeyer (CEO)




Samstag, 03.03.2001



>Die Bombe platzte, zunächst erschien ein Auszug eines Spiegel-Online Artikels,
dann der gesamte Beitrag, der auch so in der Print Ausgabe am Montag erschienen
ist.<



Der amerikanische Freund

Wieder ist eine Neue-Markt-Firma zum Skandalfall geworden, die
Justiz ermittelt. Vorstände und Aufsichtsräte der Hildesheimer
Metabox AG haben sich immer wieder zu Billigpreisen neue Aktien
besorgt - angeblich, um einem US-Großinvestor den Einstieg zu
ebnen.

Der Aschenbecher auf dem Besuchertisch quillt über, das Grünzeug
am Fenster hat bessere Tage gesehen. Doch in die Ruhe des
Handelsregisters Hildesheim hat sich Hektik eingeschlichen.

Die beiden Damen im
Amtsgerichtsgebäude beschäftigt an
diesem Morgen nur ein Thema: die Akte
Metabox. Soeben hat die einstige
Vorzeigefirma der Region aktuelle
Registerauszüge ihrer eigenen
Tochterfirmen angefordert. Die Gründe
für diese Bestellung kennt hier niemand.
Hat Metabox den Überblick verloren?

Auch sonst ist Büro 222 ganz gefangen von der rätselhaften Welt
des Neuen Markts. "Was ist eigentlich eine Ad-hoc-Meldung?", fragt
eine Beamtin. "Da geht es irgendwie um Großaufträge, die es gar
nicht gibt", erklärt ein Kollege.

Der Mann hat Recht, irgendwie. Der gesamte Neue Markt ist in Verruf
geraten, die erst im März 1997 gestartete Börse für vermeintliche
Zukunftswerte kommt nicht zur Ruhe. Innerhalb weniger Monate
haben sich die schlechten Nachrichten gehäuft: Zusammenbrüche,
Finanzlöcher, Insiderverstöße, Scheingeschäfte. Vergangene Woche
rutschte der Nemax, der Index des Neuen Markts, sogar unter 2000
Punkte - erstmals seit Herbst 1998. "Pleitegeier im Anflug", urteilte
die "Frankfurter Allgemeine" über die Entwicklung.

Auch die Metabox AG aus Hildesheim ist mittendrin in Turbulenzen.
Vergangene Woche wurde publik, dass die Staatsanwaltschaft in
Hannover gegen Vorstände der Firma ermittelt - wegen des
Verdachts auf Insiderhandel, Kursmanipulation und Anlegerbetrug. Es
geht um großartige Erfolgsmeldungen über noch großartigere
Bestellungen - denen dann aber keine konkreten Umsätze folgten.
Und es geht um das mögliche Abkassieren von Insidern nach
Jubel-News und Kursexplosionen.

Die Unterlagen des Handelsregisters spielen bei der Arbeit der
Strafverfolger eine besondere Rolle. Aus den Papieren ergibt sich der
Verdacht, Metabox könne ein Selbstbedienungsladen für Eingeweihte
sein. Immer wieder haben sich Vorstände, Aufsichtsräte und
befreundete Firmen bei Metabox zu Vorzugspreisen mit neuen Aktien
eingedeckt - renommierte institutionelle Investoren sind bei den neun
Kapitalerhöhungen kaum zu entdecken.

Es waren Ingenieure und Manager der Computerfirma Amiga
Technologies, die 1996 beschlossen, an der Technik für
Zukunftsfernsehen zu arbeiten. Aus ihrer Pios Computer AG wurde
Metabox, und die ging im Juli 1999 an die Börse. Das Unternehmen
setzt auf die Entwicklung eines TV-Zusatzgeräts namens "Metabox
1000" oder "Phoenix", mit dem Fernsehzuschauer DVDs und CDs
spielen, Spielfilme bestellen und im Internet surfen können.

Bei so viel Vision griffen die Führungskräfte bei Kapitalerhöhungen
gern zu. Anfang April 2000 gab die finanzhungrige Metabox AG 100
000 neue Aktien heraus, die nach einem Aktiensplit im September
derzeit 500 000 Stück entsprechen. Der damalige Vertriebsvorstand
Rainer Kochan räumte ab: Er bekam nach heutigem Stand 300 000
Stück zum Vorzugspreis von 0,20 Euro. Der bereinigte Marktkurs lag
bei über 6 Euro, die Aktien waren also 30-mal so viel wert. Auch
Hans Ullrich Sinner und Franz Jakob Simais, beide Manager der
Konzerntochter Amstrad, erhielten - auf heutige Werte umgerechnet
- 5000 beziehungsweise 95 000 Exemplare zum Niedrigpreis. Die Firma
VKA AG strich mehr als 16 000 Aktien für je 0,20 Euro ein - hinter
dem Kürzel verbirgt sich etwa Metabox-Aufsichtsratschef Manfred
Drung, einst Mitgründer des Unternehmens. Metabox selbst hatte
sich an VKA beteiligt und ist mit ihr über eine gemeinsame
Immobilienfirma verbunden.

Vorstandschef Stefan Domeyer zahlte Anfang April für 3150 Stück
jeweils 3,90 Euro. Zu diesem Preis erlangten auch Aufsichtsrat
Geerd-Ulrich Ebeling, Manager Peter White und
Ex-Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Wolf-Günter Wiesel
Aktienpakete. Der Sportsfreund ist bei Metabox für besondere
Aufgaben zuständig.

Kurz danach kamen gute News. Es gebe eine "strategische Allianz"
mit einem ausländischen Unternehmen, hieß es in der
Ad-hoc-Mitteilung vom 10. April. 500 000 Boxen seien verkauft. Der
Jahresumsatz steige auf stolze 200 Millionen Mark, trommelte
Metabox 24 Stunden später.

Das trieb den Kurs innerhalb kurzer Zeit um über 100 Prozent. Chef
Domeyer, der unter anderem von einem britischen Investor geredet
hatte, deckte sich Ende Mai - bereinigt - noch mal mit 500 000
Aktien ein, diesmal für 0,20 Euro. Der Börsenkurs lag da schon bei
rund 17 Euro.

Und es kam noch schöner. Am 28. Juni explodierte der Kurs auf über
40 Euro. Diesmal war in einer Ad-hoc-Mitteilung vom "Letter of
Intend" mit einem skandinavischen Konsortium namens Inter-Nordic
die Rede. Der Vertrag über 1,8 Millionen Boxen werde in den nächsten
Wochen unterschrieben. Und am 5. Juli wurde ein "Rahmenvertrag"
mit der französischen Worldsat über 500 000 Geräte verkündet. In
diesen Sommerwochen galt Metabox plötzlich als Segenspender der
Kleinaktionäre, als heißer Tipp fürs Reichwerden.

Ein fataler Irrtum.

Die Lieferung von 500 000 Boxen aus dem April-Deal ist bis heute
nicht vollzogen. Nicht mal der Kundenname ist bekannt, in einem
Aktionärsbrief schwadronierte Domeyer vom "Israel-Geschäft".
Offenbar ist die israelische Firma Ampa Investments involviert, die
Anfang März 2000 - vor dem Aktienhype - einige Prozent am Kapital
der Metabox übernommen hat. Ampa hat sich dazu bisher nicht
geäußert.

Keinen Abschluss gibt es bis heute über das skandinavische
Großprojekt. Im Sommer räumte Metabox-Vorstand Ebeling ein, sein
Unternehmen sei mit mindestens zehn Prozent am Kapital des
vorgeblichen Käufers Inter-Nordic beteiligt. Es gebe einen Anteil in
dieser Höhe nur an einer Meta TV Nordic, heißt es heute.

Auch das Geschäft mit den Franzosen ist nicht perfekt. "Es gibt
keinen Vertrag, keine Unterschrift", sagt eine Sprecherin von
Worldsat, es gebe noch Gespräche.

Nun will die Justiz wissen, ob Metabox mit falschen oder ungenauen
Angaben den Kurs gepusht hat - und wer mit einem Aktienverkauf
womöglich abgesahnt hat. Das Bundesaufsichtsamt für den
Wertpapierhandel hat in monatelangen Untersuchungen Indizien für
auffällige Käufe und Verkäufe gefunden. Metabox dementiert. Weder
er noch seine Vorstandskollegen hätten Aktien veräußert, erklärt
Domeyer, es sei nichts Unrechtes passiert.

Die Wunder-Box Phoenix war bei aller Euphorie weit weg von der
Marktreife. Erst im Dezember 2000 wurde eine Testversion
vorgestellt, derzeit werden angeblich "Kleinstmengen" gefertigt, die
Serienproduktion laufe im zweiten Quartal an. Das Geld allerdings wird
knapp. Im Jahr 2000 setzte Metabox statt erhofften 200 Millionen
Mark nur 50 Millionen um, bei 19 Millionen Verlust.

Alles kein Problem, beruhigte Domeyer immer wieder. "Einige große,
bereits heute engagierte Investoren" hätten einen Finanzrahmen von
40 Millionen Mark zugesagt. Doch welche Investoren?

Der Metabox-Chef wartet jetzt mit einer überraschenden Story auf.
Er habe im Herbst mit einer US-Investorengruppe verhandelt, sagt er
dem SPIEGEL. Metabox habe kurzfristig frisches Kapital aufnehmen
wollen, die Amerikaner hätten im Gegenzug sofort handelbare Aktien
gefordert. Deshalb hätten einige Altaktionäre "auf eigenes Risiko"
Wertpapiere aus ihren Beständen als Darlehen an die Metabox AG
abgegeben, die sie zu "marktnahen Preisen" an die US-Firma
weiterverkauft habe. Die geliehenen Aktien seien den Verleihern
später wieder per Kapitalerhöhung zugeflossen. Vom Erlös aus dem
Aktiendeal habe nur Metabox profitiert, sagt Domeyer. Den
amerikanischen Freund will er nicht nennen.

Die selbstlosen Altaktionäre - Manager, Aufsichtsräte, Freunde -
wurden nach dieser Version bei neuen Kapitalerhöhungen wieder
befriedigt. Von den über 25 000 neuen Aktien, die am 27. November
gezeichnet wurden, fiel fast die Hälfte an die Manager Simais und
Sinner sowie die Pressesprecherin Aenne Schaper.

Anfang Dezember kamen beim "Wiederholungstäter Metabox"
("Capital") auch dubiose Firmen ins Spiel. So erhielt eine Bond Limited
aus Zürich am 5. Dezember mehr als 130 000 Aktien zum Preis von je
4,61 Euro. Dahinter soll nach Aussage eines Ex-Metabox-Manns eine
Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands stecken, laut Domeyer
sei es eine "Schweizer Anlagefirma". In Zürich finden sich jedenfalls
weder im Handelsregister noch im Telefonbuch Spuren der Bond
Limited.

Am gleichen Tag übernahm die ITG Treuhand GmbH aus Alfeld knapp
390 000 Aktien zum Stückpreis von einem Euro, weit unter
Marktwert. Die Firma gehört unter anderem dem
Metabox-Aufsichtsrat Siegfried Fleischer. Drei Tage später nahm
auch die 100-prozentige ITG-Tochtergesellschaft IBEC AG ein
Metabox-Paket ab - 40 000 Stück zu je 4,60 Euro. Bei der IBEC
agiert Manfred Drung als Vorstandschef, der Aufsichtsratsvorsitzende
von Metabox.

Der Mann wurde - laut Domeyer - für sein Aktiendarlehen am 29.
Januar 2001 entschädigt. "Ich, Manfred Drung, zeichne hiermit 400
000 auf den Inhaber lautende Stückaktien ... zum Ausgabepreis von
je Euro 1."
 
aus der Diskussion: Metabox....Tage des Donners
Autor (Datum des Eintrages): stompi  (05.03.01 12:22:41)
Beitrag: 1 von 12 (ID:3031084)
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