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Insbesondere aber nicht nur an MFC500,


ich denke so einfach darf man die Schuld nicht auf den Kleinaleger schieben und so offenkundig waren viele Überbewertungen nun auch wirklich nicht.


Ich war auf der Nemetschek HV, als deren Kurs bei 50 oder 60 Euro stand - die Kleinaktionärsvertreter lobten den Vorstand - wünschten sich aber eine Dividende. Am Hoch hatte Nemetschek bei 100 gestanden - im Tief bei 1 -- jetzt stehen sie, nach einigen Dividendenzahlungen und einer Sonderdiv. von 2 Euro vor 2 Jahren bei knapp 30.

Für einen Weltmarktführer in Bau-Software, mit sauberer Bilanz und jährlichem Gewinnwachstum wäre Nemetschek in 2000 bei 60 Euro nicht zu teuer gewesen - Dividende zeichnete sich ab und zudem wurden die Zukäufe von Nemetschek, welche die Banken Nem. aufgeschwatzt hatten von allen gepriesen - "Diversivizierung" -
und dennoch stürzte die Aktie bis 1 ab, weil sich herausstellte dass Nemetschek viel Schrott zugekauft hatte, an dem nur die Banken und die Verkäufer verdient hatten. Jetzt war und ist aber Nemetschek eines der wirklich seriösen Unternehmen am NM und Prof. Nemetschek hatte, so ich aus verschiedenen Quellen weiß, wirklich moralische Bedenken, bezüglich der Verluste oder des Spiels, das da, auch in seinem Namen mit den Aktionären gespielt wurde........


Nehmen wir meine "Lieblingsaktie" SCM. Welchen fairen Wert durfte die 2000 haben - wie groß musste man das Risiko einschätzen, wenn alle Börsenbriefe sie als Marktführer mit gigantischen Aussichten darstellten. SCM war aus meiner Sichtweise in 2000 eine sicherere Investition als EON oder RWE? Warum? Nun: Strom brauchen die Menschen immer. Aber sie können Strom bei EON, RWE, Vattenfall, ENBW, oder anderen großen Herstellern kaufen, notfalls und in Zukunft immer stärker, sogar selber herstellen, Wind, Solar!

SCM dagegen hatte quasi das Monopol auf den Zugriff zum Digitalfernsehen. Fernsehen schauen die Menschen immer. Aber so wie der Kenntnisstand damals war, würde dies bald nur noch mittels SCM-Technologie möglich sein.

Wenn ich also Strom kaufen muss und den Fernsehzugang kaufen muss, dann kaufe ich das Unternehmen, das als einziger den Zugang zum digitalen Fernseher anbieten kann, als einen der unzähligen, in Konkurrenz stehenden Stromversorger. Doch logisch?

SCM hatte im Jahr 1999/2000 über 10 Euro Cash pro Aktie in der Kasse, hatte Kunden wie die US-Army, und die maßgeblichen Kontakte zu vielen Fernsehanbieter - es wäre nur noch eine Frage von Quartalen, bis die Umstellung der Fernsehwelt auf digital beginne.

Durfte man da in 1999/2000 nicht 60 Euro für einen Weltmarktführer zahlen - oder umgerechnet eine Milliarde Marktkapitalisierung, wenn doch die Milliarde beim Umsatz bald erreicht sein werde und bei 60 Euro sich ein 2002 oder 2003 er KGV von 12 bis 15 rechnen ließ - wie gesagt, für ein Unternehmen, das jährlich mit 50 Prozent bei Umsatz und noch mehr beim Gewinn wachsen sollte - und laut logik ja zwangsläufig wachsen musste, weil ja SCM und nur SCM die Zugangstechnologie für die neue Fernsehwelt hat.......

Ich war auch hier auf der HV 2000 - und von 15 Mio SCM-Aktien waren damals 2 Mio Short - der Vorstand von SCM versicherte, dass es dafür keine Gründe gäbe - die Leerverkäufer also wussten mehr, als wir Kleinaktionäre je über offizielle Quellen hätten wissen können. Wo war da der Fehler - darf man als Kleinanleger nur noch den Charts glauben????


Nehmen wir Mühl - auf der letzten HV gab es noch Dividende und die Kleinaktionärsvertreter lobten den Vorstand (Wolf) und hatten, so ich es richtig im Kopf habe, keine größeren Bedenken. Nur ein Rechtsanwalt, der ein aufgekauftes Unternehmen vertrat machte das Unternehmen madig, weil sein Auftraggeber, der an Mühl verkauft hatte, sich über den Tisch gezogen fühlte.

Die Allianz war bei Mühl Großaktionär, der Ex-Chef von Heidelberger Zement war AR-Chef, es gab Dividende und die Ziele waren vielversprechend - binnen ein Jahr hat sich dann das Unternehmen in Luft aufgelöst - Überbewertung der Aktiva und der Vorstand ist verschwunden. Ich hatte mehrmals in der IR angerufen und auch einen Vorstand am Telefon - mir wurde versichert, dass die Bilanzen o.k. waren. ........ Während wir Kleinanleger gutgläubig auf die Rückkehr in die Gewinnzone warten, liefen im Hintegrund wohl ganz andere Dinge.

Durfte man sich am NM wirklich nicht auf testierte Bilanzen und auf die Aussagen von Vorständen und Quartalsberichten verlassen? Durfte man nicht einmal angesehenen Aufsichtsräten vertrauen??


Bei SCM, bei Mühl auch bei SER waren also die Bewertungen in 2000 so, dass man nicht von Gier bei denen sprechen kann, die in so ein Unternehmen kauften. Wenn in Börse-Online ein 2001er oder 2002er KGV von 10, 15 oder auch 20 auftaucht und schon Dividende prognostiziert wird, dann denkt man als Kleinaktionär seine Arbeit getan zu haben. Hätte man in Werte ohne KGV oder in Werte mit 3-Stelligem KGV investiert, hätte man ja noch fragen können, musste das sein...... aber es gab am NM auch Werte, die ein niedriges bzw. zumindest im Vergleich zur Branche in relativ niedriges KGV hatten,

nur woher sollte der Kleinaktionär wissen, dass Voraussagen über KGV´s am NM nichts weiter als Träume sind, während die selben Schätzungen über Unternehmen aus der DAX-Familie sehr wohl realistisch waren.......


Schaut euch mal die Gewinnreihen bei Börse-Online an. da stehen alphabetisch alte Unternehmen gleich neben neuen Unternehmen; da stehen die Gewinnreihen seriöser Unternehmen direkt eins unter oder über Betrügern... woher sollte also der Kleinanleger wissen, dass die Gewinnreihen ein und der selben Zeitschrift auf der gleichen seite, nur einen Zentimeter voneinander entfernt, einmal stichhaltig und einmal "gewürfelt" sind????????????


Die Verantwortlichen bei den Banken, bei der Deutschen Börse und auch beim Staat hätten wissen müssen, dass die Verkaufsprospekte aufgebauscht, die Unternehmen überschön dargestellt, die Prognosen geschönt, die Marktstellungen übertrieben........... und demzufolge die Preise vielfach zu hoch waren. Aber sie haben nichts getan und sich stattdessen alle am Spiel und letztendlich am Leid der Kleinanleger bereichert.

Was für die einen ein seriöses Investment war - war für die anderen, die besser informierten - bereits als überteuert zu erkennen - aber die, die es wußten haben geschwiegen - allenfalls den ganzen Markt schlecht gemacht - oder sich, wohl weit häufiger an fallenden Kursen, bzw. am Insiderwissen über überbewertungen durch rechtzeitige Verkäufe bereichert.


mfg
thefarmer
 
aus der Diskussion: Mahnmal für die Opfer des Neuen Marktes und der Börse
Autor (Datum des Eintrages): thefarmer  (08.07.07 20:34:01)
Beitrag: 23 von 44 (ID:30577899)
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