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Die GoingPublic Kolumne: Transparenz am
Neuen Markt - Eine Frage der Ehre


WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Zur "Erhöhung der Transparenz am Neuen
Markt" und der "Verbesserung des Anlegerschutzes" sind "Wertpapiergeschäfte
der Emittenten sowie deren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder" seit 1. März
meldepflichtig.

Durch diese Maßnahme soll insbesondere der Privatanleger "Zugang zu
wesentlichen Zusatzinformationen für seine Anlageentscheidung" erhalten. In den
angelsächsischen Ländern ist diese Meldepflicht schon lange Usus. Und dort
orientieren sich die Investoren auch bewusst am Verhalten des Managements.
Wer Aktien des eigenen Unternehmens an der Börse nachkauft, ist offensichtlich
von den Perspektiven und der künftigen, positiven Entwicklung der Company
überzeugt. Und umgekehrt? Wie fühlen sich wohl Anleger, wenn sie beobachten
können, dass der Vorstand eines Unternehmens Tag für Tag die eigenen Aktien
verkauft?

Natürlich, sobald die Lock Up-Periode abgelaufen ist, hat das Management das
Recht, Aktien zu verkaufen. Irgendwann möchte schließlich jeder die Früchte
seiner "harten" Arbeit ernten. Aber trotzdem ist es eine Frage der Ehre, ob ein
Vorstandsvorsitzender genau dann Aktien verkaufen sollte, wenn das Vertrauen
der Anleger ohnehin auf einem sandigen Fundament steht. Rüdiger Baeres von
Intertainment scheint sich diesbezüglich jedenfalls keine Gedanken zu
machen. Seit 1. März konnten die Investoren verfolgen, wie der Münchner
Filmrechtehändler täglich mehrere tausend Aktien verkaufte; insgesamt 123.894
Stück. Auf seinem privaten Bankkonto konnte Baeres damit einen Eingang von
rund 2,4 Mio. DM verbuchen. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass das
Vorstandsgehalt aller vier Intertainment-Vorstände im Jahr 1999 zusammen 1,6
Mio. DM betragen hatte.

Nun gut, die Begründung einer Unternehmenssprecherin, Baeres sei eben ein
Freund von Transparenz und habe mit dem Verkauf seiner Aktien bewusst so
lange gewartet bis die Meldepflicht auch in Deutschland eingeführt wurde, klingt
absurd. Vor allem im Hinblick auf die dürftige Informationspolitik, mit der
Intertainment Ende vergangenen Jahres auf sich aufmerksam gemacht hatte. Am
17. November wurden die Planzahlen für das am 31. Dezember endende
Geschäftjahr 2000 drastisch nach unten korrigiert. Die Börse dankte diese
Meldung mit einem Kurseinbruch um 25 %, doch erstaunlicherweise schon am
Tag, bevor die Mitteilung überhaupt publiziert wurde. Wie kann so etwas in einem
"transparent-geführten Haus" möglich sein?

Aber auch bei ACG bringen die meldepflichtigen Wertpapiertransaktionen
interessante Sachverhalte an den Tag. Gerd Oliver Martens, Vorstand des
Chipbrokers, scheint mit seinem Job nicht ganz ausgelastet zu sein. Er übt sich
inzwischen als Daytrader. Dass er dabei die ACG-Aktie tradet, stimmt allerdings
bedenklich. Nach der Veröffentlichung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2000
kaufte er am 6. März genau 5.000 Aktien und verkaufte diese noch am gleichen
Tag. Auf Anfrage von GoingPublic wurde bestätigt, dass er mit dieser Transaktion
einen Gewinn erzielt hat. Rechtlich ist der Sachverhalt unbedenklich, schließlich
kaufte Herr Martens nach der Veröffentlichung der Zahlen. Doch sein Verhalten
zeigt, welches Vertrauen er in das eigene Unternehmen und die eigenen
Fähigkeiten hat.

Doch auch das "Ad hoc-Gebaren" des Unternehmens wirft seit geraumer Zeit
Fragen auf. Schließlich war der Vorstandsvorsitzende Peter Bohn am Abend des
5. März zu Gast bei einem bekannten Nachrichtensender, wo er die 2000er Zahlen
exklusiv präsentieren sollte. Er leitete seinen gewohnt medienwirksamen Auftritt
mit den Worten ein, dass die Geschäftszahlen bereits wenige Minuten zuvor ad
hoc kommuniziert wurden - sein Glück! Dennoch erscheint es zumindest
ungewöhnlich, die Uhrzeit für die Veröffentlichung einer Ad hoc-Meldung an einem
TV-Auftritt zu orientieren. Doch damit nicht genug: Am 3. Januar meldete das
Unternehmen bereits vorläufige Zahlen für 2000. Im nachhinein fällt jedoch auf,
dass diese verdächtig konservativ waren.

Anleger sollten aber auch die Geschäftsentwicklung des Wiesbadener
Unternehmens genau beobachten. Schließlich wurden im vergangenen Jahr 16
Firmen übernommen. Doch jeder Finanzexperte weiß, dass nicht die Akquisition
das eigentliche Problem ist, sondern vielmehr die Integration. Und ob dafür
Showmaster und Daytrader die richtigen Leute sind, muss sich erst noch
erweisen.

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Die GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins, Deutschlands
führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und Neuer Markt. Bezogen werden
kann das Magazin unter www.goingpublic-online.de. GoingPublic ist allein für die
Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen
stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne
erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
 
aus der Diskussion: Die neue MELDEPFLICHT am NM bringt schon erste Ergebnisse!
Autor (Datum des Eintrages): SERich  (12.03.01 13:48:55)
Beitrag: 1 von 8 (ID:3081176)
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