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Hallo StevieWave,
danke für deine berechtigten Fragen, dass zeigt wenigstens, dass jemand Interesse hat an der Technik und zeigt mir, dass es nicht sinnlos ist hier zu posten.

So wie du die Sachlage dargestellt hast ist das richtig

Ich veruche mal zu erklären, warum die d-Box zum scheitern gebaut wurde:

Grund 1: Brüssel sagt NEIN zu einem Monopol
Wenn der Rundfunk digitalisiert wird, brauchen wir eine Set-Top-Box oder einen Decoder, damit die digitalen Signale in analoge Signale umgewandelt werden können und wir das mit unseren jetzigen „alten“ Fernseher weiterhin empfangen können. Dazu ist es notwendig, dass Geräte entwickelt werden und eine Technik angewendet wird, bei der ein offener Zugang besteht, d. h. dass ein System installiert wird, das allen Anbietern bzw. allen Firmen die Möglichkeit gibt, sich im Rahmen eines fairen Wettbewerbs hier einzubringen mit dem Ziel, dass ihr jeweiliges System genutzt und ihr jeweiliges Gerät gekauft werden kann.

Die Telekom wollte mit Bertelsmann und Kirch ein Monopol aufbauen und das BetaCrypt-Verfahren einführen. Wenn dies passiert wäre, dann hätte das bedeutet, dass es keinen offenen Zugang gäbe, sondern dass dort eine ganz bestimmte Technik eingesetzt wird, dass alle anderen Anbieter oder Gerätehersteller dann gezwungen wären, sich bei Kirch eine Lizenz zu kaufen, und dass die Gerätehersteller von Kirch die Genehmigung einholen müssten, das Entschlüsselungssystem nachzubauen.

Vor kurzen hatte noch Bertelsmann versucht die deutsche Telekom mit ihren über 17 Millionen Kabelanschlüssen und den Bertelsmann Ableger CLT-UFA vertraglich an sich zu binden. Die Partner sollten sich verpflichteten NUR die Kirch Technik zu vermarkten. Diese Dreierallianz wurde aber von den EU-Wettbewerbshütern in Brüssel untersagt. Sie wollen einen fairen Wettbewerb verschiedener Decoderhersteller.
Nebenbei gemerkt sitzt Kirch jetzt auf seinen mehreren hunderttausend Decodern die er bereits beim Elektronik Konzern Nokia bestellt hat.

Grund 2. Die Entschlüsselung von Pay TV:
Will ein Pay-TV Veranstalter über die Set-Top Box ein Programm anbieten muß für den zahlenden Kunden das Programm entschlüsselt werden.

Bei der D-Box gibt Kirch die Lizenz für diese Entschlüsselungsplattform (Conditional Access). Theoretisch hat er damit die Zugangskontrolle und könnte Wettbewerber diskriminieren. Diese Box arbeitet also mit Simulcrypt, einem Verfahren, bei dem der Schlüssel zur d-box ins Sendezentrum verlegt wird. Dieses Modul ist „fest“ in die Box integriert (man kann sie nicht einfach herausnehmen und ersetzen)

Grund 3.- Die Programmführer:
Der Zuschauer soll sich mit Hilfe eines Programmführers einen Überblick über das digitale Angebot schaffen können. Es besteht die Gefahr, daß in der elektronischen Programmübersicht die eigenen Programme der Boxhersteller bevorzugt werden. Eine gleichberechtigte Programmpräsentation wäre denkbar wenn jeder Anbieter seine eigene Programmübersicht einspeisen könnte. Dazu aber muß diesen den Zugriff auf das Betriebsystem des Decoders gewährt werden und dies lässt die d-Box nicht zu...

Grund 4: Die Schnittstelle API:
Das Application Programm Interface ist die Tür zum Betriebssystem eines Decoders. Nur wenn Anbietern der Zugang zum Allerheiligsten der Box offen steht, können sie künftig multimediale Anwendungen wie Datenbanken oder Online-Shopping programmieren. Ende 1998 ist zwar das API des Kirch-Decoders geöffnet worden, aber ob dieser Decoder für solche Multimedia Anwendungen tech. schon soweit ist, kann ich nicht sagen (ich habe nämlich gar keine d-Box..lol)

Grund 5:
Durch Grund 2. 3. 4. die ja auch die Hardware betrifft und diese „fest“ in der Box ist, braucht man für jedes Fernsehen im Haus eine eigene Box. Also wenn die Kids in Ihrem Zimmer den Kinderspartenkanal schauen wollen, brauch man schon eine zweite d-Box und wenn der Opa seine Heimatfilme schauen will schon eine dritte ect. ;)
Und das wird, wenn ich mir ein Mietshaus anschaue mit 12 Wohneinheiten...einfach zu teuer...lol

Was wäre denn für Kirch eine Alternative:
Als Alternative sind Decoder auf Basis der verbreiteten Programmiersprache Java, die jedermann zugänglich ist. Das heißt, Java, ist eine Programmiersprache die jede Firma anprogrammieren kann, was ja mit der Software von Betacrypt nicht der Fall ist. Kurz gesagt, wir brauchen einen Standart um für ALLE den Markt offen zu gestalten, damit nicht nur die großen Fische, wie Bertelsmann, Telekom und Kirch den "Reibach" machen. Diese Standards wurden gerade definiert. Z.B. MHP (darüber schreib ich auch bald was...!)

Gruß
EM

PS: Ich hoffe es kam wenigstens ein bisschen verständlich rüber, aber dies sind Themen, darüber gibt es Bücher.....
 
aus der Diskussion: Das Rennen der Set-Top-Boxen
Autor (Datum des Eintrages): DerErdnussMann  (13.03.01 15:43:43)
Beitrag: 32 von 36 (ID:3090126)
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