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Börse Online 12/2001
Autor: Helmut Kipp

Neue Produkte sollen die Wende bringen

Bislang schreibt Ehlebracht tiefrote Zahlen. Gelingt die Restrukturierung und schlagen die neuen Produkte ein, könnte das Unternehmen den Durchbruch am Aktienmarkt schaffen.

Wenig zu lachen hatten in den vergangenen Monaten die Ehlebracht-Aktionäre. Die Konzernumstrukturierung gestaltet sich schwieriger als erwartet, der Kurseinbruch war schmerzhaft. Gerüchten zufolge wird beim Jahresabschluss 2000 ein Minus von rund 20 Mio Euro ausgewiesen. Davon soll nur ein kleiner Teil auf das operative Geschäft entfallen. Das Minus basiert auf restrukturierungsbedingten Einmalaufwendungen und Sonderabschreibungen. Die Finanzdecke ist mit einer EK-Quote von unter 20% dünn, angeblich jedoch durch Banken gesichert.

Bis jetzt klingt die Ehlebracht-Story alles andere als verführerisch. Doch die Ostwestfalen um Vorstandschef Jürgen Heitmann sind zuversichtlich, der Aktie bald den nötigen Sexappeal einhauchen zu können. Dieser beruht auf dem hohen Wachstumspotential des Geschäftsfeldes "Neue Medien". Dies hat weder mit Internet noch mit E-Commerce zu tun. Alles dreht sich vielmehr um zwei Eigenentwicklungen im Kunststoffbereich: einer neuartigen CD-Systemverpackung und die einer "intelligenten" Visitenkarte.

Die Verpackung ist nicht nur flexibler, kleiner und leichter als die herkömmliche zerbrechliche "Juwelbox" für CDs, sondern eignet sich auch zur Archivierung von CD-ROMs und DVDs. Sony und Bertelsmann testen bereits die ersten Modelle. Auch T-Online und Nokia nutzen das Produkt schon, im Einzelhandel wurden Media Markt und ProMarkt als Kunden gewonnen.
Die Produktionskapazitäten wurden auf 90 Mio Verpackungen pro Jahr aufgestockt. 2001 soll etwa die Hälfte davon abgesetzt werden. Sollte die Deutsche Bundespost , wie zu hören ist, das Produkt als Versandverpackung in ihren Filialen anbieten, dürfte die Kapazitätsgrenze bald erreicht werden.
Der Gag der "intelligenten" Visitenkarte ist, dass die brusttaschengroße Kunstoffkarte mit Informationen wie zum Beispiel Werbe- oder Infofilmen bestückt werden kann, die in jedem Computer abrufbar wären. In 2001 sollen aus dem Stand bereits mehrere Millionen Stück verkauft werden. Noch hält sich der Umsatz der "Neuen Medien" im einstelligen Millionenbereich. Kann das avisierte Wachstum realisiert werden, ist dieser Bereich bald der größte des Unternehmens. So soll ein Großteil des defizitären Kunstoffbereichs zu Gunsten des neuen Geschäftsfeldes abgebaut werden. Auch die Möbelfunkionstechnik, die Warenpräsentation und Lichttechnik werden kostenoptimiert. Für 2001 fallen konzernweit nochmals Verluste an. Heitmann rechnet für 2002 mit dem Durchbruch und einem "nennenswerten Gewinn".
Die Aktie ist nichts für schwache Nerven. Noch steckt Ehlebracht tief in der Restrukturierung. Die benötigten Großaufträge sollen "im zweiten Quartal 2001" eintreffen. Für Käufe ist es angesichts der hohen operativen Risiken zu früh. Da wichtige Entscheidungen anstehen, sollten spekulative Investoren die Papiere im Auge behalten.


Fazit: Ohne avisierte Großaufträge und auf Grund er Unsicherheit durch die Restrukturierung ist ein Kauf zu riskant: "HALTEN"
 
aus der Diskussion: Ehlebracht - wenig überraschendes.....
Autor (Datum des Eintrages): unicum  (17.03.01 14:53:39)
Beitrag: 9 von 415 (ID:3121533)
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