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Technischer Morgenkommentar

[Gepostet am 07.09.2007 um 08:16 Uhr ]




Internationale Aktienmärkte

Die amerikanischen Aktieninidzes konnten gestern kleine Gewinne verbuchen, die vorwiegend auf Titel aus dem Einzelhandels- und dem Rohstoffsektor zurückgingen. Standard- wie Technologiewerte bewegten sich jedoch in einer engen Handelsspanne und holten die Verluste vom Mittwoch nicht ganz auf.

Die Indizes legten einen weiteren Konsolidierungstag ein. Die Augen sind im Moment auf die Aktionen der Zentralbanken gerichtet. Neben unterstützenden Operationen im Offenmarkt, die mal als Zeichen einer tiefergreifenden Finanzkrise, mal als rettender Anker interpretiert werden, ruhen die Augen natürlich vor allem auf der kommenden Fed-Sitzung, von der der Markt eine Zinssenkung erwartet. Im Vorfeld beherrscht das Spannungsfeld zwischen möglicher Rezession und einer lediglich auf den Subprime-Sektor begrenzten Krise das Marktgeschehen. Den US-Indizes ist dies deutlich anzumerken. Sie treten seit ein paar Tagen auf der Stelle.





Der S&P 500, der im Vergleich zum Dow mehr von den Finanztiteln bestimmt wird, hat sich zwar inzwischen deutlich von den panikartigen Verkäufen am 18. August erholt, der seitdem bestehende Aufwärtstrend zeigt aber jetzt schon Ermüdungserscheinungen. Einen Ausbruch über den Widerstand bei 1503, der eine mittelfristig bullishe Umkehrformation vollenden würde, versuchte der Index bisher nicht. Hier ist Europa bereits ein Stück weiter. Der DAX überschritt eine entsprechende Chartmarke bereits am Dienstag, wenn auch noch nicht nachhaltig. Andere Indizes positionierten sich in den letzten Tagen unterhalb wichtiger Widerstandsmarken und für einen entsprechenden Ausbruch nach oben.

Der Hang Seng Index ist seit Mitte August außergewöhnlich fest und hat sich mit neuen Allzeithochs von der gedrückten Entwicklung anderer großer Märkte praktisch abgekoppelt. Vorher noch im Gleichschritt mit den den anderen Indizes marschierend, hat sich der Index der Hongkonger Börse inzwischen nicht nur von den Tiefstständen erholt, sondern auch seinen langfristigen Aufwärtstrend mit immer neuen Hochs wieder aufgenommen.

Hintergrund dieses außergewöhnlich bullishen Verhaltens ist die Öffnung der dieses Marktes für private Investoren aus der Volksrepublik China. Geld, das bislang nur die Wahl zwischen mageren und unsicheren Sparbüchern und den noch viel stärker in die Höhe getriebenen Shanghai/Shenzen-A-Aktien hatte, fließt jetzt nach Hongkong. Der Hang Seng Index profitiert natürlich davon.

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Im krassen Gegensatz zu den China-Aktien steht der Nikkei-Index, der sich heute wieder auf dem Niveau von Anfang 2006 befindet. Der japanische Index, der damals gerade einen steilen Anstieg von rund 60 Prozent hinter sich hatte, bewegt sich seitdem mehr seitwärts als aufwärts. Rechnet man den in diesem Zeitraum stark gefallenen Yen noch hinein, ergibt sich für ausländische Anleger sogar ein Abwärtstrend. Während der in den letzten Wochen wieder etwas stärkere Yen dieser Tendenz jetzt entgegensteht, sind die exportorientierten Werte des japanischen Marktes jetzt mit dem Wegfall des Währungsvorteils konfrontiert, was sich wiederum auf die Gewinne auswirkt.



Das wenig ermutigende Chartbild des Nikkei 225, das von nachhaltiger Underperformance und Fehlausbrüchen nach oben zeugt, wird hier durch die fundamental ungünstige Situation für japanische Unternehmen untermauert. Erst mit einem signifikanten Überschreiten der hartnäckigen Widerstandsmarke bei 18300 hätte der Index seinen langfristigen Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Mittelfristig liegt uns für den Nikkei ein intakter, wenn auch ermüdeter Abwärtstrend vor. Im kurzfristigen Zeitfenster findet sich eine neutrale Konsolidierungszone, die sich an die technische Reaktion auf die stark überverkaufte Situation Mitte August anschließt. Ein Fall unter das Verlaufstief bei 15830 würde das Risiko eines erneuten Tests des erst im August markierten Jahrestiefs bei 15262 deutlich erhöhen.

Der Blick auf die europäischen Aktienindizes zeigt ein gemischtes Bild. Die Erholungsbewegung des DAX ist zweifellos am weitesten fortgeschritten, der niederländische AEX und der Schweizer SMI stehen immerhin kurz vor der Vollendung mittelfristig bullisher Umkehrformationen. Am bearishen Ende stehen der spanische IBEX und der italienische MIB30. Beide Indizes konnten sich nur bisher kaum von ihren Augusttiefs nach oben lösen.

Erwartungsgemäß bildet der Euro Stoxx 50 Europas goldene Mitte ab. Dem Index gelang der Sprung über das Verlaufshoch vom August bei 4374 und damit auch der Abschluss der mittelfristigen Bodenformation noch nicht, doch die seit dem 17. August wieder ansteigenden Tiefs und Hochs deuten bereits auf eine mögliche Trendwende nach oben in diesem Zeitfenster hin. Die gestern unversehrt gebliebene ansteigende Trendlinie der jüngsten Aufwärtsbewegung und der lange Docht an der Unterseite der Donnerstagskerze sind aus charttechnischer Sicht Ereignisse, die auf eine behauptete bis freundliche Eröffnung heute Morgen hinweisen.




DAX

Widerstände: 7725, 8151

Unterstützungen: 7510, 7353, 7190

Eine freundliche Eröffnung, anschließend behaupteter Vormittags­handel, ein Einbruch zur Handelsmitte und eine zweigeteilte Erholungsreak­tion, die den Index letztlich wieder ins Plus hievten – so lässt sich die Achterbahnfahrt beschreiben, auf die der DAX sich gestern einließ. Die Entscheidung der EZB, den Leitzins bei 4 Prozent zu belassen, spielte dabei weniger eine Rolle als die jüngsten Liquiditätsspritzen der Zentralbanken, die von einigen Marktteilnehmern auch als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Krise in den Kreditmärkten unter der Oberfläche weiterbrodelt. Zumindest gestern siegten Optimismus und die Nachfrageseite. Der DAX ging mit einem Gewinn von 33 Punkten oder 0.44 Prozent aus dem Handelstag.

Die lange Lunte an der Unterseite der gestrigen Tageskerze, die die Erholung am Nachmittag reflektiert, setzt ein kurzfristig bullishes Signal. Die Umkehr nach oben noch vor Erreichen der ansteigenden Trendlinie lässt sich ebenfalls positiv interpretieren. Rein charttechnisch müssten wir also von einer Eröffnung leicht im Plus ausgehen. Dagegen stehen allerdings die heutigen Verluste beim Nikkei Index von bisher 1.22 Prozent, ein stärkerer Yen und amerikanische Index-Futures, die ebenfalls nach unten tendieren. Die gemischten Vorgaben dürften das Aufwärtspotential für den Vormittagshandel also begrenzen.

Mittelfristig steht der DAX vor einer fast vollendeten bullishen Umkehrformation und damit an der Schwelle zur sekundären Trendwende nach oben. Ob sich diese tatsächlich so realisiert, wird auch von den internationalen Aktienmärkten abhängen. Der deutsche Index hat seit Monaten eine große Resistenz gegen globale Verkaufswellen und damit auch seine Fähigkeit zur Outperformance bewiesen. Für den Fall einer weiteren Abwärtsrunde gehen wir daher von vergleichsweise niedrigeren Verlusten aus. Sollten die Märkte jedoch weltweit und nachhaltig nach oben drehen, steht für den DAX ein neues Allzeithoch auf dem Plan.

Der Primärtrend des DAX, der im Jahr 2003 begann, ist noch uneingeschränkt intakt. Bis zu einer ernsthaften Gefährdung hätte der Index sogar Luft bis auf 6444 hinunter. Solange dies der Fall ist, bieten sekundäre Korrekturen Einstiegs­möglichkeiten in strategische Long-Positionen. Eine weltweite Rezession, ausgehend von verändertem Konsumverhalten in den USA, ist aus fundamentaler Sicht derzeit die einzig echte Bedrohung für deutsche Aktien.

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag!

Andreas Otto, Noah Research (www.noah-research.de)

für Wagner Research Concepts GmbH

Andreas.otto@wagner-wertpapier.de
 
aus der Diskussion: Ventro, Umsätze enorm, unser kl. Zockertreff, Part 188
Autor (Datum des Eintrages): actr  (07.09.07 09:08:48)
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