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Neuemissionen
centrotherm mit Rabatt
[10:45, 05.10.07]


Von Franz Netter


Als erste größere Neuemission seit der Sommerpause geht centrotherm photovoltaics an den Prime Standard der Frankfurter Börse. Die Aktien des Anbieters von Solartechnologie werden in einer Preisspanne zwischen 26,50 und 34,50 Euro angeboten. Noch bis 11. Oktober läuft die Zeichnungsfrist.


Maximal 185 Millionen Euro will das Bankkonsortium einsammeln. Nicht gerade wenig für 30 Prozent an einem Unternehmen, das im vergangenen Jahr aus 108,5 Millionen Umsatz einen Gewinn von 7,2 Millionen oder 0,60 Euro je Aktie erwirtschaftet hat.

Allerdings sorgt der globale Photovoltaikboom für extrem hohe Wachstumsraten und ansehnliche Margen: Im ersten Halbjahr 2007 verzehnfachten sich die Erlöse auf 61,1 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte um 557 Prozent auf knapp neun Millionen Euro. Zudem sind die Wettbewerber Manz Automation sowie Roth & Rau an der Börse noch höher bewertet.



Auf den ersten Blick erscheint centrotherm photovoltaics (CP) deshalb im Branchenvergleich günstig: Nach unserer Schätzung dürfte das Unternehmen im kommenden Jahr 1,35 Euro je Aktie verdienen. Daraus errechnet sich auf Basis der Preisspanne ein 2008er-KGV zwischen 19,6 und 25,5. Neben dem üblichen IPO-Abschlag haben die Fondsmanager bei den ersten Verkaufsgesprächen also einen zusätzlichen Rabatt durchgesetzt.

Der Nachlaß ist auch gerechtfertigt, hat die Emission doch ein paar Mängel. Bisher existieren zum Beispiel nur Pro-Forma-Zahlen, weil das Unternehmen erst Mitte 2006 aus der Umwandlung einer Kommanditgesellschaft entstanden ist.

Die in der Branche hoch angesehenen centrotherm-Diffusionsöfen, die bei der Solarzellenherstellung eingesetzt werden, stellt nicht CP, sondern die Schwesterfirma centrotherm thermal solutions (CTS) her. Von dieser Gesellschaft kauft CP die Maschinen ein. Zwar laut Finanzvorstand Oliver Albrecht zu „marktüblichen Konditionen“, aber der Interessenkonflikt ist offensichtlich: Je mehr die Diffusionsöfen kosten, desto besser verdient CTS. Und diese Firma gehört den CP-Großaktionären komplett.

Im Vertrieb arbeitet das Unternehmen stark mit unabhängigen Vermittlern zusammen, die hohe Provisionen kassieren. Schon ein einziger Korruptionsfall könnte das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

Angesichts dieser Faktoren sollten nur risikobereite Anleger die Aktie zeichnen. Sobald die Börsennotierung den üblichen IPO-Abschlag von etwa zehn Prozent aufgeholt hat, raten wir zu Gewinnmitnahmen. In den vorbörslichen Handel ist die Neuemission eher verhalten gestartet: Schnigge stellte um 10.00 Uhr Kurse von 32,50 Euro (Ankauf) und 35,50 Euro (Verkauf). Das deutet auf einen Ausgabepreis von knapp über 30 Euro hin, wobei der vorbörsliche Kurs in diesem frühen Stadium mit Vorsicht zu genießen ist.


Emissionsdaten
Wertpapier-Kennnummer: A0JMMN
Preisspanne: 26,50 bis 34,50 Euro
Angebotszeitraum: 5. bis 11. Oktober 2007
Erstnotiz: 12. Oktober 2007
Emissionsvolumen: bis zu 5,365 Mio. Aktien
davon Kapitalerhöhung: vier Mio. Aktien
Gesamtzahl Aktien: 16 Mio. Stück
Emissionskonsortium: Citigroup, Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg
 
aus der Diskussion: Diskussionsthread << Centrotherm >> <<Schlüsselfertige Solaranlagen>>
Autor (Datum des Eintrages): Hoerschwelle  (05.10.07 15:17:08)
Beitrag: 6 von 15,179 (ID:31856119)
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