Trinktrend Shooter erobern die Bars – und die Frauen Wer nur Schnaps aus kleinen Gläsern trinkt, ist selber schuld. Der Trend am Tresen sind Shooter: Winzige Minicocktails. Sie müssen mindestens genauso sorgfältig gemixt werden wie ihre großen Brüder. Dann haben die Kleinen auch beim Flirten große Qualitäten. Ideal für große Runden: Das kleine Glas. Richtig coole Leute trinken daraus Minicocktails. Die Bar des Londoner "Sanderson Hotels" an einem ganz normalen Samstagabend: brechend voll, der lange weiße Tresen des von Philippe Starck gestalteten Hotels dicht umlagert. Trotzdem verlangt der Gast in dieser Situation nach einem Sonderwunsch. Ein Shot, auch Shooter oder "Kurzer" genannt, soll es sein, ein Mixgetränk aus maximal sechs Zentiliter Flüssigkeit also. Aber eben nicht irgendein Shot, er fordert die Barkeeper auf: "Denkt euch was aus!" Und trotz zahlreicher normaler Bier- und Cocktail-Bestellungen nehmen sich gleich zwei Profimixer des Sonderwunsches an. Mit der Sorgfalt von Gehirnchirurgen beginnen sie, Spirituosen zusammenzumischen. Shots sind eben eine eigene Klasse – und in den besseren europäischen Bars und Nachtklubs immer stärker nachgefragt. Abseits von Abi-Partys und Skihütten wird immer mehr aus Minigläsern getrunken. Eine Herausforderung für jeden Barkeeper, denn Caipirinha mixen kann inzwischen (fast) jeder, aber ein hochprozentiger Shot, der gut schmeckt und gut ausschaut –das ist eine Herausforderung. Barkeeper Benny Braun aus der bekannten Hamburger "Ciu Bar" erklärt: "Wie bei Cocktails gibt es beim Mixen eines Shots sehr leichte und sehr schwere. Einen Shot mit sechs Zutaten auf 4 cl zu mixen ist aber ungleich sensibler als einen Cocktail auf 40 cl zu verteilen. Grundsätzlich gilt: je mehr geschichtet wird, desto zeitaufwendiger und schwieriger. Aufgrund der großen Nachfrage bereiten wir deshalb die Zutaten für die wichtigsten Shots soweit es geht vor." Es gibt klare Shooter, es gibt Shots, in denen letztlich nur eine Miniportion irgendeines gängigen Cocktails ist (zum Beispiel "Sex on the Beach"), und es gibt die Königsklasse, die schön geschichteten Shots, genannt "Pousse-Cafés". Für sie wird die unterschiedliche Dichte verschiedener Spirituosen genutzt. Getränke mit drei bis sechs verschiedenen Farben entstehen so. Das kennt man vom hochprozentigen Klassiker "B-52" (aus Baileys, hochprozentigem Rum und Kaffeelikör). Auch für patriotische Trinker sind Shooter eine feine Sache. Franzosen können sich zum Beispiel mit Grenadine, Creme de Cacao und Blue Curaçao ihre rot-weiß-blauen Kurzen basteln. Und auch für die mexikanische Flagge gibt es ein ähnliches Rezept (mit Creme de Menthe). Besonders gut gelingen diese Minidrinks, wenn man die einzelnen Spirituosen über einen Barlöffel vorsichtig ins Glas ablässt. Vor allem aber sind Shots das perfekte Kennenlerngetränk. Nicht ohne Grund gehört im Londoner Nachtklub "Crystal" (wo kürzlich ein Geschäftsmann 150.000 Euro in fünf Stunden verprasste) eine Flasche Champagner, eine Flasche Wodka und eine Flasche mit vorgemixten Shots zum Standardgedeck auf jedem Tisch. Kurze haben nämlich - wenn sie gut gemacht sind - nicht zu viel Alkohol, schmecken auch Frauen und werden hoffentlich nur in Feier- und Flirt-Laune getrunken. Hinzu kommt: Ein Shot-Glas in der Hand eines Mannes sieht nicht so albern aus wie eine große Piña Colada mit schön bunter Ananas-Dekoration. "Shots sind ganz klar etwas für große Runden und werden tendenziell eher von jungen Gästen getrunken", meint auch Nicole Bolze aus der Piano-Bar im "Hotel Steigenberger Berlin". Sie wurde vom "Gault-Millau" zur Barkeeperin des Jahres 2007 gewählt. Für WELT ONLINE hat Bolze einen neuen "Pousse-Café"-Shot kreiert: "Das ist wahrscheinlich auch eher ein Mädchendrink", ordnet sie ihre Komposition ein. Noch sind Bars mit einem großen Shooter-Angebot die Ausnahme – wie auch die Begeisterung der Mixer im "Sanderson Hotel" für das Thema zeigte. Barkeeper Benny Braun allerdings berichtet von einer Getränkekarte, die ihm ein Kollege aus Kanada zeigte: 140 Shots waren dort aufgelistet – und 90 Prozent der Drinks sollen sich blendend verkauft haben. Kein Wunder: Ein Schluck, weg ist er. |
|
aus der Diskussion: | Die WO-Cocktail-Bar |
Autor (Datum des Eintrages): | Groupier (09.10.07 21:21:07) |
Beitrag: | 27 von 29 (ID:31917726) |
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE |