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Also hier, wie versprochen, die Gründe, die für eine Mega-Börsenrally sprechen:

In den Nachkriegsjahren und später (1950-1970) gab es einen starken wirtschaftlichen Aufschwung in der westlichen Welt. Die wichtigsten Branchen waren neben der Lebensmittelindustrie die Bau- und die Autobranche.
In den Siebzigern gab es die erste Ölkrise. Die hätte es nicht gegeben, wenn nicht so viel Öl nachgefragt worden wäre durch den Boom.
Steigende Rohstoffpreise sind immer ein erstes Zeichen für einen Aufschwungszyklus (haben wir jetzt auch seit Jahren). Die Börse stieg ja auch; aber eher gemächlich. Für eine ordentliche Börsenrally/Blase bedarf es meist jedoch einer neuen Technologie. Die kam mit dem PC und dem Internet und wir hatten eine gewaltige Rally, vor allem 1998 und 1999.
Jede neue Technologie erlebt nach der Euphorie der Markteinführung eine Phase der Marktbereinigung, bei der die schwachen Firmen vom Markt verschwinden etc. Das erlebten wir von 2000 bis 2003 beim Platzen der Neue Markt-Blase.
Danach folgt die Phase der Marktdurchdringung, in der wir uns jetzt befinden. Durch die Breitbandtechnologie, VOIP, Internet-TV etc. ergeben sich neue Anwendungsmöglichkeiten und die Zahl der Nutzer ist enorm gestiegen (Flatrate).
Zu der IT-Branche, die als Arbeitgeber mittlerweile die Autoindustrie überholt hat, kommen nun sogar noch andere neue Technologien hinzu:
Die Biotechnologie, die Nanotechnologie, die Roboter und vor allem die "grüne Revolution", also die erneuerbaren Technologien.

Außerdem: während vom damaligen Aufschwung nur die westliche Welt und ein paar arabische Ölländer profitierten, erleben wir z.Zt. einen Wahnsinnsboom in Asien, Osteuropa und Lateinamerika !
Bei Asien sollte man nicht nur an China und Indien denken. Auch Indonesien (225 Mio Einwohner, fas so viel wie die USA !) ist ein erwachender Tiger und viele andere. In Osteuropa liegt nicht nur Polen und Rußland, sondern auch Aserbaidshan, Kasachstan etc.
Der kalte Krieg ist vorbei, die Berliner Mauer ist weg und wir haben Globalisierung. Die Firmen können produzieren, wo es günstig ist und verkaufen, wo es einen Markt gibt !
Dazu kommt, daß es an Liquidität nicht mangelt. Die Chinesen horten 1,2 Billionen USD, die Araber suchen ständig nach Anlagemöglichkeiten für ihre Petrodollars, dto. die Russen und Norweger.
Warren Buffet allein hat nun das Problem, daß er 50 Mrd. USD investieren will !
Ein Börsencrash kommt meist dann, wenn der Taxifahrer, die Friseurin und der Nachbar über ihre Aktiengewinne reden. Also in meinem Bekanntenkreis ist kaum Jemand in Aktien drin z.Zt.
Die Jahre, die auf 8 und 9 enden, waren schon immer die besten Börsenjahre und die Jahre von Präsidentschaftswahlen in den USA sowieso. 2008 haben wir auch noch dazu eine Olympiade !
Ich gehöre zu der Minderheit, die nicht an einen weiter schwachen USD glaubt (auch wegen der Charttechnik). In den letzten Jahren haben die Amis enorm viel exportiert (auch viel Rüstung), begünstigt durch den USD. Das hat das Haushaltsdefizit schon etwas schrumpfen lassen und den schwächelnden Konsum abgefedert. Durch einen Rückzug aus dem Irak in 2008 kann auch Geld gespart werden und die Leute erwarten einen demokratischen Präsidenten. Es waren immer die Demokraten, die gut für einen ausgeglichenen Haushalt waren.
Heute habe ich gelesen, daß die USA wieder als wirtschaftlich stärkstes Land eingestuft wurde ! Und die Generation der Baby-Boomer hat gerade jetzt das Alter erreicht, wo sie das meiste Geld zum Ausgeben zur Verfügung haben.
Entscheidend für den Preis einer Währung ist natürlich das Zinsniveau. Ich galube nicht, daß Bernanke die Zinsen weiter senken wird; im Gegenteil ! M.E. haben wir nur eine Zinserhöhungs-Pause erlebt, wie es oft nach einem ersten großen Aufschwungsschub der Fall ist. 1991 gab es für einen 5-jährigen Sparbrief 9 % sichere Zinsen ! Gerade hat die Comdirect 6 % angeboten für Tagesgeld als Sonderaktion. Würden die Banken das tun, wenn sie nicht woanders mehr herausholen könnten ? Außerdem werden sicher viele Deutsche in 2008 noch Aktien kaufen wegen der neuen Steuerregelung ab 2009.


Nun noch mein Lieblingsthema: die Charttechnik:
Wenn ein Chart sich zu weit von der 200-Tage-Linie entfernt, dann gibt es 2 Möglichkeiten: entweder die Durchschnittslinie zieht den Chart an sich heran oder der Chart tritt eine Weile auf der Stelle, bis sich die Linie ihm wieder annähert und setzt dann meist seinen Weg in die Trendrichtung fort. Um in höhere Gefilde vorzustoßen, bildet er dann meist einen Trendbestätigungshammer. Dafür muß der Markt erst stark fallen (was meiner Meinung nach gerade passiert) und danach wieder schnell steigen (was hoffentlich in den nächsten Tagen/Wochen passieren wird). Durch den Rückschlag werden die Indikatoren in den überverkauften Bereich gedrückt und haben dann genug Platz für eine große Rally. Außerdem werden alle tiefer gelegenen, noch offenen Lücken geschlossen (so wie heute die im Dow bei 13700 und die im S&P bei 1520) und Optionsscheine ausgenockt (deshalb Dow heute kurz sogar unter die 13600 ?), damit die Banken wieder zu Geld kommen.
Der DAX war heißgelaufen bis Juni und ich kann keinen richtigen Crash seitdem erkennen. Eher eine Seitwärtsbewegung. Guckt man sich den Nasdaq an, mit dem der DAX ja eher vergleichbar ist als mit dem Dow, dann kann ich keine Übertreibung/Blase sehen. Guck ich mir Einzelwerte an wie General Electric, Microsoft, Intel, Yahoo, Pfizer, General Motors, Ford, die Banken und Brokerhäuser, Sun Microsystems und viele andere; sehe ich höchstens großes Steigungspotential.
Auffällig ist in letzter Zeit, daß sich auch das Chartbild von vielen "kleinen" Werten enorm verbessert hat und sogar etliche Penny- und Subpennystocks nach Jahren ohne Bewegung steigen.

Übrigens wird es m.E. auch wieder einen großen Crash geben; aber ich glaube nicht, daß der vor 2010 kommt. Natürlich weist die gute Arbeitsmarktlage darauf hin, daß sich der Zyklus dem Ende nähert; aber das kann noch eine Weile dauern. Daß Warren Buffet jetzt Petrochina verkauft hat bedeutet für mich, daß der Rohstoffboom erst einmal vorbei sein könnte. Exxon Mobile sieht auch nicht mehr so gut aus.
Die Weltbevölkerung wächst bald nicht mehr und vergreist (s. Japan), die Ein-Kind-Politik in China macht sich bald bemerkbar, die Umweltverschmutzung ist eine Bremse und kostet Geld und dann gibt es noch andere Gefahren (Terror, Pandemie, naturkatastrophen etc.)

Es gibt noch viel mehr zu sagen; aber der Beitrag ist eh schon viel zu lang. Alles kann an der Börse auch immer anders kommen. Aber ich hoffe, daß ich nach 12 Jahren Börse und mit 2 Wirtschaftsdiplomen wenigstens grundsätzlich nicht daneben liege.
 
aus der Diskussion: Meinungen über mein Depot -40%
Autor (Datum des Eintrages): bakri  (01.11.07 20:44:26)
Beitrag: 33 von 41 (ID:32241462)
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