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1. November 2007, 17:29 Uhr
Von Peter Herkenhoff
Börsen-Angst
Hedgefonds-Milliardär warnt vor US-Crash
Der schwerreiche 65-jährige Investmentguru Jim Rogers sieht im Dollar als Leitwährung keine Zukunft mehr. Einen Schuldigen für die Dollarschwäche hat er auch schon ausgemacht: den US-Notenbankchef Ben Bernanke. Es kommt noch besser: Eine Empfehlung für Anleger hat er auch gleich parat.

Milliardär Jim Rogers warnt vor einem Blutbad bei den Banken
Wer künftig an den Finanzmärkten Geld verdienen will, sollte Amerika meiden, und stattdessen in China investieren. Diesen Ratschlag erteilte nicht etwa ein Mitglied der kommunistischen Partei seinen Genossen auf dem jüngsten Parteitag in Peking, sondern ein eingefleischter Kapitalist seinem renditehungrigen Publikum: Jim Rogers, Mitgründer des legendären Quantum-Hedgefonds, ist überzeugt, dass die Vereinigten Staaten wegen des gigantischen Schuldenberges in den kommenden Jahren eine schwere Zeit durchmachen werden. Dagegen stehe das Reich der Mitte erst am Anfang seines Entwicklungsprozesses. Das sagte der Amerikaner während eines Hedgefonds-Kongresses in London.
Nach Ansicht des 65 Jahre alten Investmentgurus habe sich der US-Dollar längst in eine schwer beschädigte Leitwährung verwandelt. „Amerika schuldet der Welt 13 Billionen Dollar. Alle 15 Monate kommt eine weitere Billion dazu.“
Er könne sich deshalb überhaupt nicht vorstellen, warum irgendjemand sein Geld in eine Währung investieren wolle, die so sehr in ihrem Wert gemindert worden sei. Den Schuldigen lieferte Rogers gleich mit: US-Notenbankchef Ben Bernanke. Der begehe „schreckliche Fehler“, wenn er glaube, auf die jüngste Krise bei ungesicherten Hypotheken mit dem „Anwerfen der Notenpresse“ reagieren zu müssen, schimpfte der langjährige Wegbegleiter von George Soros. Die Federal Reserve hatte die Leitzinsen zuletzt in zwei Stufen um 0,75 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent gesenkt und damit an den Börsen Kursfeuerwerke ausgelöst.

Wall-Street-Banken droht ein Blutbad

Es sei ein Desaster, ansehen zu müssen, wie Bernanke versuche, seine „Freunde von der Wall Street“ wegen eines Kursverlustes von sechs Prozent mit Zinssenkungen „herauszuhauen,“ so Rogers: „Was will er machen, wenn der Markt eines Tages um 36 Prozent einbricht, wenn die Finanzmärkte eine richtige Krise erleben.“ Rogers hat nach eigenem Bekunden schon vor geraumer Zeit begonnen, die Aktien von Immobiliengesellschaften und Investmentbanken „leer“ zu verkaufen. So verdient der Absolvent der Eliteuniversitäten Yale und Oxford auch dann Geld, wenn die Kurse der Papiere nachgeben. Rogers gehen vor allem die hohen Gewinnbeteiligungen in der Finanzbranche gegen den Strich. „29-Jährige kassieren zweistellige Millionengehälter – und die halten das für völlig normal.“ Seiner Ansicht nach droht den Wall-Street-Banken wegen der geplatzten Blase mit ungesicherten Immobilienkrediten ein Blutbad. Kursverluste von 70 Prozent seien drin. Die jüngsten Quartalszahlen hätten gezeigt, wie schlecht es um die Bankbilanzen tatsächlich bestellt sei. Tatsächlich wisse niemand, was da noch auf die Anleger zukomme.
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Börsen Dollar Euro Crash Ben Bernanke Jim Rogers Quantum
Rogers, der dank seines Milliardenvermögens bereits mit 38 Jahren in Frührente gehen konnte, geht davon aus, dass es noch Jahre dauern werde, bis die Kursblasen auf den Aktien- und Immobilienmärkten verschwunden seien. Er habe diesen Segmenten deshalb den Rücken gekehrt und sich Rohstoffen und dem Fernen Osten zugewandt. „Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert Chinas“, sagte Rogers, der das bevölkerungsreichste Land der Welt während zweier ausgedehnter Touren in den Achtziger- und Neunzigerjahren kennengelernt hat. China werde zwar von Kommunisten regiert, beheimate aber auch viele der besten Kapitalisten. Von einem abrupten Ende des Aufschwungs will Rogers übrigens nichts wissen. „Rückschläge sind zwar zu erwarten, sie bieten zugleich aber die Chance, jetzt noch einzusteigen.“ Er selbst habe vor Kurzem sein Haus in Manhattan verkauft und sei nach Singapur umgezogen. Von dort könne er die Wirtschaft in China besser beobachten. Leider würden viele Menschen Chinas Aufschwung genauso unterschätzen wie den seit acht Jahren laufenden Bullenmarkt bei Rohstoffen. In der Vergangenheit seien die Kurse von „Commodities“ mindestens 15, im längsten Fall sogar 23 Jahre gestiegen. Sollte sich die Geschichte wiederholen, dürften Anleger bis 2014, vielleicht sogar bis 2022, auf steigende Rohstoffkurse hoffen. Von einer Blase wie bei Aktien und Immobilien könne aber keine Rede sein. „Die Bevölkerung wächst, die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, das Angebot sinkt zugleich“, sagte Rogers: „Das ergibt einen Bullenmarkt.“
 
aus der Diskussion: Die Welt merkt, dass sie beschissen wurde!
Autor (Datum des Eintrages): BIOMIRA  (02.11.07 08:17:56)
Beitrag: 8 von 32 (ID:32248092)
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