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Wie hat sich die Fed doch winden müssen, um ihren Zinsschritt zu begründen, just nachdem ein annualisierter realer Q3-BIP-Zuwachs von 3,9 Prozent vermeldet worden ist, nach 3,8 Prozent in Q2. Das kommt davon, wenn die US-Statistiker uns weismachen, dass die Nachfrage nach Haushaltseinrichtung um 11,9 Prozent, nach Bekleidung um 7,7 Prozent und selbst nach Wohnungsnutzung um 2,5 Prozent wächst, während der Wohnungsbau seit 2006 im freien Fall ist. Davon abgesehen, dass das jeder Intuition und Erfahrung widerspricht, fragt man sich, wo die Verbraucher ihre Küchen, Fernseher, Möbel und Klamotten noch unterbringen sollen.



Vom Weg abgekommen?Der Anstieg der Firmeninvestitionen um 7,9 Prozent ist mit Blick auf andere Indikatoren - Investitionsgüterumsatz, -produktion und -außenhandel - zumindest fragwürdig. Dass die Importkomponente des jüngsten Industrie-ISM auf ein Rezessionsniveau gefallen ist, spricht Bände. Nach den Konjunkturindikatoren in Westeuropa und Japan purzeln diese nun in weiten Teilen Osteuropas und Asiens.

Noch bemerkenswerter ist derweil, dass der BIP-Deflator im dritten Quartal annualisiert bloß um 0,7 Prozent zugelegt haben soll - oder um 2,3 Prozent zum Vorjahr. Da müssen die Firmen aber mächtig gelitten haben, denn die Lohnsumme ist annualisiert ja um 5,1 Prozent gestiegen, womit sie um 6,8 Prozent über dem Vorjahr lag. Verwegen insbesondere der unterstellte Anstieg des Konsumdeflators um annualisiert 1,7 Prozent, während der Importgüterdeflator um 8,4 Prozent zugenommen hat.


Stagflationsgespenst
Jedenfalls wäre es nicht verwunderlich, wenn die US-BIP-Statistik für das dritte Quartal 2007 in ein paar Jahren, nach unzähligen Revisionen, ein völlig anderes Bild zeichnet - eines mit viel niedrigerem Wachstum und höherer Inflation. Und dummerweise lässt sich die auch in der Euro-Zone nicht mehr verstecken, wo die Inflation trotz einer verhaltenen Lohnentwicklung, eines über große Strecken dürftigen BIP-Wachstums und einer beträchtlichen Währungsaufwertung seit 2000 im Jahresmittel immer über zwei Prozent lag - und die Risiken noch zunehmen.


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Diesen Artikel jetzt anhören Von der Zeit um die Euro-Einführung abgesehen, war die gefühlte Inflation seit Mitte der 80er-Jahre nie höher als derzeit. Und sofern dies die "Kaufkraft" des Geldes reflektiert, ist es gut zu verstehen, relative Bedeutungslosigkeit von Milch und Brot hin oder her. Denn ob Häuser, Rohstoffe, Kunst oder Aktien, die ungeheure Geldmengenexpansion hat ja alles teurer werden lassen. Selbst in Deutschland steigt der Baupreisindex, früher ein guter Frühindikator für die Verbraucherpreisinflation, um sieben Prozent. Die Verdopplung des Goldpreises sogar in Euro seit 1999 sagt alles. Wie die Fed hat es die EZB diesmal also schwer, den Finanzwerten, die irrwitzige 29 Prozent des Stoxx 600 ausmachen, rechtzeitig unter die Arme zu greifen. Allen Beteuerungen zum Trotz werden das am Ende zwar beide Zentralbanken tun - und zwar massiv. Aber Kreditabschreibungen in dreifacher Milliardenhöhe werden sie kaum mehr verhindern können. Denn selbst das wäre ja nur ein Bruchteil der Darlehen, die die Banken fahrlässigerweise gewährt, arrangiert und verpackt haben.


Crocs

Es scheint, als könnten US-Firmen Wachstum besser handhaben als Investoren. Der Schuhhersteller Crocs ist so ein Beispiel.

Den ersten seiner mittlerweile legendären Schuhe - einen rutschfesten Sport-Gummipantoffel - stellte Crocs im November 2002 vor, und schon im Jahr 2006 wurden 355 Mio. $ umgesetzt, bei einer Nettomarge von 18 Prozent. Das sind Zahlen, die man eher von Technologie-Startups kennt. Am Donnerstag sackte die Aktie um über 30 Prozent ab. Was ist passiert?

Klar, der Wert hatte sich seit Februar fast verdreifacht, da reagieren Investoren empfindlich. Doch was genau bei diesen Zahlen die Aktionäre so verstört hat, bleibt schleierhaft. Der Umsatz im dritten Quartal verfehlte die Schätzungen um weniger als ein Prozent, während der Gewinn pro Aktie mit 66 Cent über dem Konsens lag. Die Ganzjahresprognose wurde auf 820 bis 830 Mio. $ angehoben, im Rahmen des Konsenses, während die 2008er-Prognosen - Umsatz und Ergebnis sollen um 35 bis 40 Prozent steigen, leicht über Konsens liegen.

Wo also ist das Problem? Die Bewertung ist's nicht, mit einem 2008er-KGV von 18 wird die Firma mit der Hälfte anderer US-Wachstumsfirmen bewertet. Dass die Bruttorendite von 61 auf mittlere 50 fallen soll, wurde bereits früher angedeutet und ist auch kein Beinbruch. Auch die Vervierfachung der Vorräte, bei einer Verzweieinhalbfachung des Umsatzes, ist nicht tragisch, hatte das Wachstum doch oft Lieferengpässe verursacht. Man mag JP Morgan daher zustimmen zurückzubeißen, wenn der Markt sich bei Crocs einen Teil herausbeißt.

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aus der Diskussion: Die Welt merkt, dass sie beschissen wurde!
Autor (Datum des Eintrages): BIOMIRA  (02.11.07 09:08:26)
Beitrag: 11 von 32 (ID:32248844)
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