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Printausgabe vom 03.11.2007
Delbrück Bethmann Maffei bringt Fortis in Deutschland voran
Von Thomas Baumgartner

Frankfurt. Nach monatelangem Übernahme-Kampf fällt die niederländische ABN Amro für mehr als 70 Milliarden Euro an ein Konsortium um die Royal Bank of Scotland. Nach der geplanten Zerschlagung wird die Frankfurter Private-Banking-Tochter Delbrück Bethmann Maffei – wie das gesamte Privatkundengeschäft von ABN Amro – an den belgisch-niederländischen Finanzkonzern Fortis (Hauptsitze Brüssel und Utrecht) gehen, der damit in Deutschland einen großen Schritt nach vorne macht. Fortis bzw. seine Vorgänger-Institute sind zwar seit 88 Jahren in Deutschland aktiv – allerdings traditionell im Firmenkundengeschäft und seit kurzem mit Ratenkredit-Shops.

Weniger dramatisch dürften die Auswirkungen für Delbrück Bethmann Maffei sein. Die Privatbank tauscht schlicht einen international bedeutenden Aktionär gegen einen noch größeren – aus Kundensicht ist das keine Bedrohung, das Rating bleibt stabil, und die Finanzkraft für mögliche Übernahmen steigt. Vorstandschef Horst Schmidt ist seit längerem auf der Suche nach Zukäufen – die Unsicherheit während der Übernahme dürfte ihm das Vorhaben kaum erleichtert haben.

Das Institut mit 15 000 Kunden und (zum Jahresende) rund 15 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen beschäftigt inklusive Abwicklungstochter knapp 400 Mitarbeiter. Mit einem – eventuell durch Kartell-Auflagen erzwungenen – Weiterverkauf durch Fortis rechnen Beobachter im Konzern-Umfeld von ABN Amro nicht. Die einzige Auflage der EU-Kommission für Fortis betraf den Verkauf von Teilen des Firmenkundengeschäfts in den Niederlanden. Und die Finanzkraft von Fortis (mit einem Börsenwert von rund 45 Milliarden Euro gleichauf mit der Deutschen Bank, wenn auch hierzulande kaum bekannt) reichte auch für sehr große Übernahmen in Deutschland, sollten denn Hauck & Aufhäuser, die BHF-Bank oder die Dresdner Bank je zum Verkauf stehen. Delbrück Bethmann Maffei war selbst erst 2004 aus dem Zusammenschluss mehrerer Privatbanken entstanden und hat damit die entsprechende Fusions-Expertise.

Bislang ist Fortis mit seinen Bank- und Versicherungsangeboten stark auf die Benelux-Staaten ausgerichtet. Europaweit tritt es nicht als Universalbank auf, sondern konzentriert sich auf bestimmte Geschäftsfelder: Beispielsweise ist das Institut nach UBS und Credit Suisse der drittgrößte Spieler im gehobenen Privatkundengeschäft – und muss auch auf Deutschland als größten Markt des Kontinents setzen. Der Stellenwert von Delbrück Bethmann Maffei im Konzern wird damit – im Vergleich zu ABN Amro – mit Sicherheit zunehmen.

Überschneidungen gibt es allerdings bei den Standorten. Delbrück Bethmann Maffei ist in zehn Städten vertreten, in den meisten davon zeigt auch Fortis Präsenz. Hier ist gut vorstellbar, dass die deutschen Firmenkundenbetreuer von Fortis umziehen, in Frankfurt in den Bethmannhof, und Unternehmerkunden künftig ein breiteres Angebot gemacht wird. Die klare Trennung zwischen Private Banking und dem Ratenkreditgeschäft dagegen dürfte – wie auch bei Deutscher Bank und Norisbank – fortbestehen.

Gruß hope2
 
aus der Diskussion: Fortis - Valueaktie mit Wachstumsfantasie
Autor (Datum des Eintrages): hope2  (04.11.07 13:37:36)
Beitrag: 37 von 727 (ID:32274270)
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