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[posting]32286628[/posting]Inside Wall Street
Millionenstadt zu verkaufen

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Die aktuellen Sorgen der Wall Street haben am Immobilienmarkt begonnen. So wie vor gut einem Jahrzehnt jeder in Hightech-Aktien investierte machte in den letzten Jahren jeder in Real Estate - heute wie damals platzte die Blase. Aktuelle Daten aus der Häuserbranche legen nahe, dass Besserung nicht in Sicht ist.

Neben den Zahlen über die monatlichen Hausverkäufe ist regelmäßig der Bestand der unverkauften Immobilien die wichtigste Zahl für Branchenbeobachter. Zur Zeit hat sie wieder einmal einen Höchststand erreicht: Ganze 2,08 Mio. Häuser warten zur Zeit auf einen Käufer. Um das einmal anschaulich zu machen: Das entspricht allen Häusern und Wohnungen der Stadt Detroit samt eines Einzugsgebietes von etwa 50 Kilometern.

Doch nicht nur geographisch, sondern auch historisch fällt der Vergleich schockierend aus: Die Zahl der unverkauften Häuser ist fast 60 Prozent höher als vor drei Jahren.

Gründe dafür gibt es sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Im Häuser-Boom der letzten Jahre haben die Baufirmen gebaut wie die Weltmeister. Von New Jersey bis Montana entstanden an jeder zweiten Autobahnausfahrt neue Wohngebiete, allesamt im Einheitslook, die im Rekordtempo aus der Erde gestampft wurden. In den Großstädten, wo kein Platz für neue Wohngebiete war, wurden derweil leerstehende Industriebauten zu Lofts umgewandelt.

Die ersten Wohngebiete waren schnell ausverkauft, die Preise kletterten und angesichts dieses Trends trieb es immer mehr Kunden in den Immobilienmarkt. Der Traum vom Eigenheim war plötzlich sexy, Fernsehsender überboten sich gegenseitig mit Bau- und Renovier-Shows… die heute nur noch als Wiederholungen auf den Spartensendern laufen.

Denn immer mehr Hausbesitzer haben ganz andere Sorgen als neues Parkett und schicke Küchengeräte. Viele können ihre monatlichen Raten nicht mehr bezahlen, weil ihre Hypotheken keine festgeschriebenen sondern variable Zinssätze haben. In den nächsten zwei Jahren werden für 2,8 Mio. Amerikaner die monatlichen Zahlungen steigen. Noch schlimmer sieht es bekanntlich im Subprime-Bereich aus, wo Hypotheken an wenig kreditwürdige Kunden unter Wucherbedingungen verkauft wurden, die direkt zur Zwangversteigerung führen.

Diese dürften dazu führen, dass in den nächsten Jahren bis zu vier Mio. Häuser zum Verkauf stehen, wie Dean Baker vom Center for Economic and Policy Research schätzt. Das wiederum drückt auf die Häuserpreise und belastet natürlich die Baufirmen, die den Hammer erst einmal beiseite legen dürften. Moody´s hat die Kredite der Branchenriesen Pulte, Lennar und Centex gerade auf "Müll-Niveau" heruntergestuft.


http://n-tv.de/872470.html
 
aus der Diskussion: Die Welt merkt, dass sie beschissen wurde!
Autor (Datum des Eintrages): BIOMIRA  (05.11.07 09:24:30)
Beitrag: 24 von 32 (ID:32286664)
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