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Chinesische Staatsfirmen streben ins Ausland

Milliardeninvestitionen in Australien und Afrika


pfi. Peking, 5. November

Der Verwaltungsrat von Australiens wichtigstem Produzenten von Generika für Pflanzenschutzmittel, Nufarm, hat am Montag laut Agenturberichten ein Übernahmeangebot von Chinas Chemiekonzern China National Chemical Corporation (CNCC) zur Annahme empfohlen. Die staatlich kontrollierte CNCC bietet demnach den Nufarm-Aktionären pro Aktie $ 17.25 und verspricht zudem, eine Dividende von $ 0.30 zu finanzieren. Dies kommt einem Kaufpreis von stattlichen 3 Mrd. $ gleich, den die Firma, welche der chinesische Staat noch 1999 vor dem drohenden Bankrott hatte retten müssen, für den Kauf des australischen Wettbewerbers mobilisieren will.
Hilfe von Private-Equity-FirmenDie CNCC strebt die Übernahme offenbar in einem Konsortium mit den Private-Equity-Firmen Blackstone (an der der chinesische Staat ebenfalls eine Beteiligung erworben hat) sowie Fox Paine Management an; die Offerte ist bis anhin nicht bindend. Sollte die Übernahme gelingen, würde wohl der Welt grösster Produzent generischer Pflanzenschutzmittel entstehen. Chinas Chemie-Konsortium scheint am Know-how der Nufarm interessiert zu sein.

Erst vor wenigen Tagen hatte Chinas staatlich dominierte Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) bekanntgegeben, einen Fünftel der Aktien der grössten Bank Afrikas, der südafrikanischen Standard Bank, für 5,5 Mrd. $ erwerben zu wollen, um den schnell wachsenden Handel chinesischer Firmen mit afrikanischen Rohstoffkonzernen besser unterstützen zu können. Standard begrüsst das chinesische Engagement laut Agenturangaben als Möglichkeit, um deutlich schneller weiter expandieren zu können.

Noch in den AnfängenWie die drei in Amerika tätigen Forscher Randall Morck, Bernard Yeung und Minyuan Zhao in einem soeben zirkulierten Diskussionspapier «Perspectives on China's Foreign Direct Investment» festhalten, haben grosse chinesische Staatsfirmen in letzter Zeit zwar mit spektakulären Milliarden-Investitionen für Aufsehen gesorgt. Im internationalen Vergleich sind Chinas ausländische Direktinvestitionen jedoch noch verhältnismässig gering. Im Jahr 2005 machte deren kumulierter Wert demnach 57,2 Mrd. $ aus, was nur 0,6% aller weltweiten ausländischen Direktinvestitionen entsprach. Japanische Investoren hatten sechsmal mehr, amerikanische sogar das 35-Fache im Ausland investiert. Die Autoren weisen zudem darauf hin, dass es wegen der strikten Kapitalverkehrsrestriktionen in China vor allem Staatsfirmen sind, die nun im Ausland investieren und dabei nicht immer für grösste Effizienz ihrer Engagements garantieren. Der reiche Devisenfluss, den die riesigen Handelsbilanzüberschüsse der chinesischen Zentralbank und dem Staat bescheren, alimentiert aber grosszügig die neue Unternehmungslust.
 
aus der Diskussion: ICBC -weltgrößtes IPO aller Zeiten-
Autor (Datum des Eintrages): StockFactory  (07.11.07 10:38:01)
Beitrag: 59 von 62 (ID:32321367)
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