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08.01.2001

B. Förtsch: Nachweihnachtliches Geschenk





Der Neue Markt ist tot, es lebe der SMAX. Ganz richtig, meine verehrten Leserinnen und Leser, Sie haben sich nicht verhört, der SMAX
wird das neue Jagdrevier der Fondsmanager. Nachdem der Neue Markt durch ein allzu schlaffes Regelwerk immer mehr einem
Sammelsurium von Pleite-Unternehmen und Abzockerbuden gleicht, meint man nun in der deutschen Fondsszene, mit dem SMAX die
geeignete Anlagespielwiese entdeckt zu haben. Nur dumm, dass wir vom «Aktionär» schon vor langer Zeit auf wertvolle Perlen aus
Deutschlands vergessenem Index aufmerksam gemacht haben und dafür reichlich Prügel einstecken mussten. Erinnern Sie sich zum
Beispiel an unseren Top-Tipp OAR? Wir empfahlen die Aktien im letzten Frühjahr zum Kauf und konnten damit viele
Prozente Gewinn auf unserem Konto gutschreiben. Die Reaktion der Konkurrenz: Zu teuer, zu klein, zu wenig Liquidität.

Wie dem auch sei, zumindest letzterer Vorwurf dürfte schon bald endgültig der Vergangenheit angehören. Denn wenn die neu
aufgelegten SMAX-Fonds erst einmal anfangen, ihre Milliarden Euro Anlagekapital in den Markt zu schaufeln, dann werden wir vor lauter
Liquidität auch hier den Wald, sprich reale Aktienkurse nicht mehr sehen. Mit welchem Szenario müssen wir in ferner Zukunft also
rechnen?

Nun, ich befürchte, dass der SMAX in wenigen Jahren - wenn es überhaupt so lange dauert - genauso heruntergewirtschaftet sein wird
wie es heute der Neue Markt ist. Das Problem ist nämlich nicht der Markt an sich oder gar die Unternehmen, von denen es immer noch
sehr gute am Neuen Markt gibt, das Problem liegt vielmehr in den Köpfen der Fondsmanager; denn ihren Erfolg messen sie einzig und
allein an der kurzfristigen Performance ihrer Fonds. Dabei ist es völlig egal, ob die einzelnen Aktienpositionen in den Fonds von
Unternehmen stammen, die ihr Geld wert sind. Auch schlechte Gesellschaften hatten somit die Chance, ihre Aktie durch eine gute
PR-Arbeit nach oben zu treiben - EM.TV dürfte hierfür sicher das beste Beispiel sein. Die gleiche Anlagestrategie wird wohl nun am
SMAX praktiziert werden. Kurzfristig haben wir also mit einem kleinen Kursfeuerwerk bei einigen SMAX-Werten zu rechnen. Langfristig
droht ein Absturz, wie wir ihn in den letzten Monaten am Neuen Markt beobachten konnten.

Und genau das ist nun mein nachweihnachtliches Geschenk für Sie - darin besteht die große Chance für den Neuen Markt. Denn je mehr
Aufmerksamkeit der SMAX auf sich zieht, desto schneller kann der Neue Markt zur Normalität zurückfinden, sich regenerieren und neue
Kräfte sammeln. Dies ist eine einmalige Chance für uns alle, endlich wieder am Neuen Markt mit Fingerspitzengefühl und Sachverstand
agieren zu können. Vorbei die Zeiten, in denen man für seine ehrlich geäußerte Meinung über Morphosys gescholten wurde, nur weil die
Kritiker das Wort Antikörper nicht kannten oder die Biotechnologie an sich für einen großen Hokuspokus hielten. Die überspitzten Zungen

und hektischen Gefühlsäußerungen dieser Leute seien bis in alle Zeiten gesegnet. Ich wollte sie nicht hören - Sie etwa?

Freuen wir uns also auf das Jahr 2001, das womöglich das Jahr der Auferstehung des Neuen Marktes werden wird!

Ihr
Bernd Förtsch

Quelle: http://www.deraktionaer.de/Kolumne.phtml?current=843


 
aus der Diskussion: Förtsch macht manchmal auch gute Tipps,hier ein Beispiel
Autor (Datum des Eintrages): roemischer_lnquisitor  (03.04.01 22:38:32)
Beitrag: 1 von 4 (ID:3235147)
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