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Das könnte evt. das WMF-Geschäft beleben ... die deutschen McCafé-Maschinen wurden von WMF geliefert ...


Kaffeebars
McDonald's attackiert Starbucks - dort wechselt jetzt der Chef

Von Norbert Kuls, New York

In Deutschland und anderen Ländern hat McDonald's Kaffeetheken unter dem Namen McCafé schon ausgiebig getestet.

08. Januar 2008 In der amerikanischen Schnell-Gastronomie steht ein Kampf zweier Giganten bevor. Die größte amerikanische Schnellrestaurantkette McDonald's Corp. will auf dem Heimatmarkt in ihren fast 14.000 Filialen Kaffee-Bars einrichten, in denen Kunden Espresso und Milchkaffee konsumieren können. McDonald's, die bisher in Amerika zumeist nur regulären Filter-Kaffee im Angebot hatten, greift damit den amerikanischen Marktführer unter den Kaffeehaus-Ketten, Starbucks Corp., frontal an.

Dort wechselt unterdessen überraschend die Führung. Starbucks-Gründer Howard Schultz übernimmt selbst wieder den Chefsessel. Wie das Unternehmen mitteilte, verließ der bisherige Konzernchef Jim Donald die Kette. Schultz wolle nun schlecht laufende Läden schließen und weniger neue Filialen öffnen, hieß es. Craig Weatherup aus dem Ausschuss zur Unternehmensführung im Verwaltungsrat sagte, Schultz sei als „Architekt von Starbucks“ am besten dafür geeignet, Innovationen im Interesse der Kunden vorzunehmen.

Zusätzliche Milliarde mit McDonald's-Kaffee

Bei McDonald's wiederum herrscht Aufbruchstimmung in Sachen Koffein. Nach Angaben der Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ rechnet der Konzern aufgrund seiner Initiative mit einem zusätzlichen Umsatz von 1 Milliarde Dollar im Jahr. Derzeit setzt der Konzern im Jahr knapp 22 Milliarden Dollar um. In Deutschland und anderen Ländern hat McDonald's derartige Kaffeetheken unter dem Namen McCafé bereits ausgiebig getestet. Den ersten Schritt in diesen Markt machte McDonald's 1993 in Australien. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 300 McCafés.

Auch in den Vereinigten Staaten gibt es schon seit sechs Jahren separate McCafés, wo Kunden von McDonald's Cappucino und Plätzchen kaufen konnten. Aber das Konzept kam in Amerika bisher nicht an, weil McDonald's zwei Drittel der Umsätze mit Kunden macht, die ihre Hamburger am Autofenster der Restaurants, den sogenannten Drive-Throughs, kaufen. Und bisher brachten Amerikaner McDonald's nicht mit Espresso in Verbindung.

Früher völlig andere Marktsegmente

Eine Konfrontation zwischen Starbucks und McDonald's wäre daher vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Die Unternehmen bewegten sich in völlig unterschiedlichen Marktsegmenten. Der Hamburgerbräter McDonald's bietet Massenware zu günstigen Preisen. Ein normaler Kaffee kostet dort nicht mehr als einen Dollar. Starbucks dagegen hat in Amerika Milchkaffees zum Preis von rund vier Dollar hoffähig gemacht. In den vergangenen Jahren haben sich die beiden Ketten aber etwas aufeinander zubewegt. McDonald's hat seine Innenausstattung und die Qualität seines Filterkaffees erhöht, während die rapide wachsende Starbucks-Kette heiße Frühstück-Sandwiches ins Sortiment genommen hat. Zudem müssen auch Kunden von Starbucks in bestimmten Filialen nicht mehr aus dem Auto aussteigen, sondern können ihren Milchkaffee am Drive-Through-Fenster bestellen und abholen.

Der Angriff der wieder erstarkten McDonald's-Kette erfolgt in einer Schwächephase von Starbucks. McDonald's befindet sich im sechsten Jahr einer erfolgreichen Sanierung. Starbucks geriet nach Jahren starker Gewinnentwicklung indes ins Straucheln. Während der Aktienkurs von McDonald's 2007 um 31 Prozent gestiegen ist, hat sich der Aktienkurs von Starbucks um 48 Prozent ermäßigt.

Hohes Tempo, wenig Atmosphäre

Howard Schultz, Verwaltungsratschef von Starbucks und Antreiber der Expansion in den vergangenen Jahren, hatte Cappucinos und Espressos in den Vereinigten Staaten populär gemacht. Inspiriert von Espressobars in Italien wollte er die Kaffeehäuser als Platz etablieren, wo sich Menschen zwischen ihrem Arbeitsplatz und ihrem Zuhause tummeln. Er wollte einen Teil der Romantik europäischer Cafés nach Amerika exportieren. Aber selbst Schultz hat mittlerweile erkannt, dass die rapide Expansion auf Kosten der Atmosphäre geht. Vor knapp einem Jahr hatte Schultz in einem Brief an die Geschäftsführung daher eine Rückkehr zu den Wurzeln des Unternehmens gefordert. In seinem flammenden Appell bemängelte Schultz, dass die rasche Expansion zu einer „Verwässerung“ des Erlebnisses für die Kunden geführt habe und der Kaffee Marke Starbucks zu einer „Massenware“ zu werden drohe.

Schultz nannte die Inneneinrichtung der Filialen als Beispiel. Zwar sei eine Vereinheitlichung des Designs nötig gewesen, um bei den Kosten für die Expansion Größenvorteile zu erzielen. „Aber ein Ergebnis davon ist, dass unsere Filialen nicht mehr die Seele der Vergangenheit haben. Sie machen den Eindruck einer Kette und verbreiten nicht das warme Gefühl eines heimeligen Ladens“, schrieb Schultz damals. Auch sei die Umstellung auf automatische Espressomaschinen auf Kosten der Atmosphäre gegangen. Das Tempo sei zwar erhöht worden, aber die „Romantik und das Theater“ der alten Maschinen sei verloren gegangen.

Dämpfer für Starbucks

Der schonungslose Brief von Schultz hatte für großes Aufsehen gesorgt. Denn das Unternehmen schien vor einem Jahr noch in ausgezeichneter Verfassung zu sein. Der Umsatz war um 22 Prozent auf knapp 8 Milliarden Dollar gestiegen, und das Expansionstempo schien anhaltend hoch. Nur wenige Monate später gab es schon den ersten Dämpfer für Starbucks. Die Zahl der Kunden in den Filialen auf dem amerikanischen Heimatmarkt war im dritten Quartal erstmals geschrumpft. Zudem nahm Starbucks die Prognosen für dieses Jahr zurück. Auch drosselte der Konzern, der 15.000 Filialen - davon mehr als 10.000 in den Vereinigten Staaten - betreibt, seine Expansionspläne.

Der inzwischen abgetretende Starbucks-Chef Donald hatte die Schwäche mit der stärker als erwarteten Zurückhaltung der Verbraucher begründet. Die Haushaltskassen der amerikanischen Verbraucher sind wegen der Immobilienkrise und der gestiegenen Benzinpreise nicht mehr so gut gefüllt wie früher. Das ist möglicherweise aber nicht der einzige Grund. Analysten waren überzeugt, dass auch die Konkurrenz von McDonald's oder der Donut-Kette Dunkin' Donuts Starbucks unter Druck setzt. Die hatten das Geschäft mit qualitativ hochwertigem Kaffee bereits forciert, blieben bei den Preisen aber unter Starbucks. Zu allem Unglück hatte auch noch das Verbrauchermagazin „Consumer Reports“ nachgelegt. Das Magazin unterzog im vergangenen Februar verschiedene Filterkaffees einem Geschmackstest - und das Gebräu von McDonald's schnitt besser ab als das von Starbucks.



Text: F.A.Z., 08.01.2008, Nr. 6 / Seite 14
 
aus der Diskussion: WMF, die vergessene Perle
Autor (Datum des Eintrages): Joschka Schröder  (09.01.08 11:46:38)
Beitrag: 510 von 827 (ID:32990879)
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