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Zu den letzten Beiträgen von @alexI1973:

Im Kern der ganzen Diskussion geht es doch »nur« darum, welches Weltszenario wir bekommen: Inflation, Stagflation oder Deflation. Ich halte einen Fortbestand des aktuellen, über alle Daten gesehen seit einigen Jahren unbestreitbares Inflationsszenarios bis zum weitgehenden Abschluss der nötigen und (in den Ölländern) gewollten Infrastrukturinvestitionen doch für relativ wahrscheinlich, freilich mit einem gewissen Stagflationsrisiko, nicht zueletz, weil es schon schwer abzuschätzen ist, wie stark die US-Nachfrage letztendlich tatsächlich einbrechen wird. Natürlich können die BRIC-Länder [ja, das war GS; das (jedenfalls damals) in US-Schuld stehende B gehört für mich eigentlich nicht dazu] stärker rückläufige US-Konsumnachfrage nicht adhoc via ihrerseitigen Konsumwachstums kompensieren.

Bei einem Weltwirtschaftswachstum von +5 % aber gleich einer breiteren Deflation das Wort zu reden, entbehrt nicht einer gehörigen Portion Spekulation. Deflatorische Tendenzen haben wir lange 2 Dekaden in weiten Bereichen bis vor etwa 5 Jahren gesehen, sie hielten die Inflation und Zinsen darüber in Schach. Diese Deflation war unbestreitbar der Globalisierung geschuldet, die sich (im Westen) auf Einkommensentwicklungen und sich weltweit, auch via der ausquetschenden Finanzgilde, auf das Investitionsverhalten auswirkte. Die USA umgingen das mit einer Verschuldungsorgie im Privatsektor, und müssen nun, im Verein mit US-Gutgläubigen woanders, dafür zahlen.

Diese Deflatoren sprich die Globalisierungseffekte laufen nun aber ebenso unbestreitbar aus: Die Leute sind es weltweit nun einfach satt, zugunsten weniger für real gleiches oder gar weniger Geld härter zu arbeiten; in China steigen derweil die Löhne schon, zuletzt um 30 %. Und die 2 Dekaden Desinvestitionen wirken sich derweil zunehmend erkennbar negativ schon auf die laufende Produktion aus: von Defiziten in der US-Raffinieriekapazität bis hin zu kaum noch haltbaren Zuständen ua. in den Minen Südafrikas oder Russlands, bis hin hin zu handfesten wie mehrfachen Umweltproblemen in China. Hinzu gesellen sich immer schwierigere sprich aufwändigere und damit teurere Ressourcenerschließungen sowie offensichtliche Produktionspeaks (Öl, Au), bei denen nachhaltige Preisrückgänge zu uU. (im Minensektor) jahrelangen Produktionseinschränkungen führen würden.

Dh., allein zur Aufrechterhaltung des Status Quo sind weltweit weitere Investitionen nötig, ganz unabhängig von Konsuumbefindlichkeiten oder -möglichkeiten hie und da. Die Weltwirtschaft wird (und die Gesellschaften werden) umschwenken (müssen) von einer Konsum- hin zu einer Investitionsorientierung – und sie hat bereits damit begonnen, die devisenreichen Länder haben die Zeichen der Zeit erkannt. Thats ist, thats all, und ein Rückgang eines Weltwirtschaftswachstums von 5 % im Zuge dessen resp. wegen Ausfalls kreditfinanzierter Blasenbildungen ist noch lange keine Weltrezession, da können die betroffenen Banken und von ihnen bezahlte 'Experten' ob ihrer zu recht dahin siechenden Pfründe nun noch so jammern.

Russland:

-ist da, bei allen spezifischen Problemen dort, sehr wohl in einer strategisch aussichtsreichen Lage: Natürlich müssen sie zur weiteren Rohstofferschließung investieren und da vielleicht noch mehr als andere – aber sie können das nun auch, und sie werden es mE. auch tun [sic!]. Und Russland hat da auch relative Vorteile gegenüber seinen direkten Widerparts: Die ausgebeuteten USA, und die wesentlich flächenkleineren Bevölkerungsgiganten China und Indien spielen in der Rohstoffwelt bei weitem nicht die Rolle.
Russland kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Eine Hand voll evtl. noch gesteuerter Journalisten wird das jedenfalls wohl nicht bewerkstelligen können.

Gold:

-war zweifelsohne, wie Öl und die allermeisten anderen Rohstoffe, eines dieser über 2 Dekaden bis 2002 relativ preisdeflationierten Assets. Seit etwa 5 Jahren wird das korrigiert, ohne bisher aber auch nur im entferntesten frühere Investitionsquoten und reale Preise erreicht zu haben. Zu mutmaßen, dass eine Preisdeflation bisher inflationierter Finanz- und in Teilen auch Aktienanlagen quasi zwangsläufig auch eine Deflation immer noch preisdeflationierter Assets bedingen wird, halte ich gelinde gesagt für ziemlich verwegen. Natürlich wird es immer wieder der Marktenge und (noch) relativ kleiner Investorenbasis geschuldete effektvolle Exekutierungen und, sieht man mal so die Intradaybewegungen, auch Not bezeugende Manipulationen geben, aber solange sicher keine nachhaltigen.
Ich erwarte da übrigens bei weiten nicht frühere Relativitäten, und auch nicht zu einigen anderen (Industrie-)Rohstoffen adäquate Preisentwicklungen – dafür sind die heutigen Handelsmöglichkeiten an den anderen Märkten für jedermann einfach zu gut bzw. zu verlockend.

Naja, und dann das immer wieder bemühte Goldverbot ... :D Solange weltweit nur einige 100 t in Privatbesitz sind und davon noch der weitaus geringste Teil in westlichen Privathaushalten, wird das ganz bestimmt zur Lösung einer (westlichen) Finanzkrise taugen, :laugh: ...
Aber Politikern ist heutzutage schon jeder Schwachsinn zuzutrauen, keine Frage. Dann würde es allerdings – neben sicher exponentiell gesteigerter Kapital- und Wohnsitzflucht aus einem Eigentum konfiszierenden Land – Ausweichreaktionen in andere Assets mit uU. weitergehenden inflatorischen Effekten und eine Schwarzmarkt- sprich Mafiawirtschaft geben; gerade die USA können davon ein Lied singen. Eine solche Regierung wäre dann wohl auch nicht mehr lange im Amt; dafür sind die Leute wohl doch schon zu aufgeklärt.

@casameki / #6458,

Aktien sind verbriefte Eigentumsrechte. Und die fallen nicht, im Gegensatz zu Kontoguthaben, in die Konkursmasse einer Bank. Ein Depot wäre eine Zeit lang nicht zugänglich, aber die Vermögenswerte darin sind Dein und bleiben existent, solange die betreffenden AGen nicht pleite gehen.

Konten sind in D gesetzlich zu 90 % bis zu einer Höhe von 20k EUR je Konto gesichert (übrigens eine vergleichsweise magere Sicherung). Gegen den viel beschworenen darüber hinaus vermeintlich greifenden Einlagensicherungsfonds hat man im Ernstfall indes ebenso wenig Ansprüche wie gegen eine Bank bzgl. Zertifikaten.
 
aus der Diskussion: Das imaginäre Kurziel von 1000 USD........ und das Paradigma
Autor (Datum des Eintrages): investival  (05.02.08 10:26:35)
Beitrag: 6,561 von 9,445 (ID:33269262)
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