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Seit 2005 gibt es den nationalen Notfallplan für eine Grippepandemie (vgl. Influenza). Bund und Länder sollten darin ihre Zusammenarbeit verabreden, aber das Papier enthält noch Lücken, die im Bedarfsfall schmerzen werden. Der Chef des Stuttgarter Klinikums, Claude Krier wurde in der Zeit zitiert: „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass alles auf nationaler Ebene geregelt ist.“ (siehe bei Albrecht)

Sollten weder eine Vakzine noch Quarantäne-Maßnahmen die Ausbreitung der Grippewelle aufhalten, werden viele Menschen in Deutschland in kurzer Zeit erkranken. Viele so heftig, dass sie stationär behandelt werden müssten. Von 100 bis 200 Patienten zusätzlich pro Woche und Krankenhaus gehen die Experten des Robert Koch-Instituts aus. Allerdings nicht gleichmäßig in allen Orten sondern es wird zu wellenförmigen Gipfeln kommen, die die Versorgung zusätzlich erschweren.

Einen Engpass stellen dabei Beatmungsmaschinen und deren richtige Bedienung dar. In den USA gab es bei einer Übung mit 27 Krankenhäusern und 4857 Betten bereits bei 400 schwer Lungenerkrankten eine Belastungsgrenze. Wie aber reagiert das Gesundheitssystem der Bundesrepublik, einem Staat, in dem die Gesundheit Ländersache ist? Die Ausführung erfolgt meist auf Kreisebene. Und es gibt unterschiedliche Richtlinien. Dazu kommt, dass Katastrophenpläne ein Aufgabengebiet der Innenministerien ist.

Der Stuttgarter Gesundheitsamtsleiter Thomas Schönauer reagierte auf die Frage, was er tun würde, wenn massenweise kranke Hessen nach Stuttgart pilgerten, mit einer Antwort, die vor allem seinem Bundesland hilft: „Im Pandemiefall sollte man das Reisen unterlassen.“ Jedes Land interpretiert den Nationalen Influenzapandemieplan heute noch auf seine Weise. Aber keines von zehn befragten Bundesländern hält die mögliche Unterversorgung mit Beatmungsgeräten für besonders problematisch, Sondereinkäufe sind nicht geplant.

Was aber geschieht, wenn in Hessen Arzneimittel und Geräte fehlen? Wer weiß, wo noch Kapazitäten frei sind? Das bundesweite Informationssystem DeNIS des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz hält keine Ressourcenübersicht über Beatmungsgeräte oder Antibiotika bereit. Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz Gerry Kley, gleichzeitig Gesundheitsminister in Sachsen-Anhalt, fordert die Solidarität der Länder und mehr Engagement vom Bund. „Es ist seitens des Bundesministeriums und des RKI unverantwortlich, sich zurückzulehnen und zu sagen, die Länder sollen sich überlegen, wie sie sich koordinieren – dann brauchen wir kein Bundesministerium mehr, dann können wir das gleich selber machen.“ Und sagt nicht dazu, dass das nicht geschieht. Eine nationale Pandemiekommission gibt es nicht. Dieses Fachgremium sollte die aktuellen Therapieempfehlungen, Falldefinitionen und so weiter übermitteln. Es geht dabei zunächst nur um einheitliche Empfehlungen nicht um verbindliche Richtlinien.

Im Ernstfall entscheidet so jeder Stadt- bzw. Landkreis durch die Leitung seines Gesundheitsamtes. Demnächst soll am Bundesministerium des Innern eine Bund-Länder-Koordinierungsgruppe die Exekutive auf Verwaltungsebene und am Robert-Koch-Institut eine andere Bund-Länder-Gruppe, in der auch das Bundesministerium für Gesundheit vertreten sein soll, die wissenschaftliche Beratung im Sinne der Nationalen Pandemiekommission durchführen.
 
aus der Diskussion: "Pandemie wird kommen"
Autor (Datum des Eintrages): onkelsam  (19.03.08 07:17:42)
Beitrag: 6 von 12 (ID:33680059)
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