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Managerbelohnung "unverständlich"
Der Verkauf der Meinl European Land (MEL) ist am Freitag von Experten heftig kritisiert worden. Vor allem die Meinl Bank und die Managementgesellschaft der MEL (MERE)profitierten von dem Deal, so der Austria Börsenbrief. Kleinanlegervertreter Rasinger schlägt in dieselbe Kerbe. Die Kleinaktionäre hätten so gut wie nichts von dem Verkauf. Unverständnis äußerte Rasinger auch über die "Prämie" von 280 Mio. Euro, die für die Auflösung der MEL-Verträge an Meinl Bank und MERE geht. Diese Belohnung für die Manager sei "unverständlich".
"Frustriert und verunsichert"
Ärger über Meinl-Prämie für Auflösung des Management-Vertrags.Der Verkauf der Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) ist auf äußerste Skepsis bei den Kleinanlegern gestoßen. Der Chef des Interessenverbands für Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, sagte am Freitag, die privaten Anleger seien "sehr frustriert und verunsichert".

Der Deal biete den neuen Investoren in erster Linie eine günstige Gelegenheit für den Einstieg. Dass für die Auflösung von Verträgen auch noch Geld an die Meinl Bank fließen solle, empfänden "viele Anleger als Provokation".


Kritik an Kapitalerhöhung
Was der Deal den Kleinanlegern bringen solle, könne er bisher nicht erkennen, sagte Rasinger im Gespräch mit der APA. Die privaten Anleger hätten sich vielmehr ein Übernahmeangebot erhofft.


MEL benötige keine Kapitalerhöhung. Die Gesellschaft habe "ausreichend finanzielle Mittel".


Vor allem Meinl Bank profitiert
Ähnlich äußerte sich auch Alexander Proschofsky vom Austria Börsenbrief.


"Der Deal ist unserer Einschätzung nach sicherlich ideal für die Meinl Bank und die (bisherige externe MEL-Managementgesellschaft) MERE. Für MEL ist er das Gegenteil", erklärte er in einem Internet-Kommentar.


Wie der Deal aussieht
Statt Schadenersatzforderungen gegenüber der Managementgesellschaft MERE und der Meinl Bank zu prüfen oder zu versuchen, den Managementvertrag aus wichtigem Grund sofort zu kündigen, soll die MEL nach dem am Donnerstag vereinbarten Deal für die Auflösung von bestehenden Verträgen mit Meinl Bank und MERE auch noch 280 Mio. Euro bezahlen, davon 160 Mio. Euro in Cash, den Rest in Form von Wandelschuldverschreibung mit einem Kupon von 10,75 Prozent und MEL-Zertifikaten zu einem Bezugspreis von sieben Euro.


Unter Wert verkauft?
Proschofsky erinnerte daran, dass Julius Meinl selbst in einem Interview mit der ZiB2 den wahren Wert der MEL vor sechs Monaten mit 20 bis 25 Euro je Aktie beziffert habe.


Rasinger: "Belohnung unverständlich"
Auch Rasinger sagte dazu, aus dem über die MERE gesteuerten nachträglich bekanntgeworden Aktienrückkauf im vergangenen Jahr sei "ein wirtschaftlicher Nachteil von je nach Berechnung 400 Mio. Euro bis über eine Mrd. Euro" entstanden. Dass es dafür noch 280 Mio. "Belohnung" geben solle, sei "unverständlich".


Rasinger fordert Überprüfung
Vielmehr solle der Aufsichtsrat prüfen, ob es nicht ausreichend Kündigungsgründe für den Managementvertrag gebe.


Außerdem verlangte er, dass die MEL auch sofort die Gebührenzahlung für die Verwendung des "mehr als angekratzten Namens Meinl" einstellen solle, nachdem die Gesellschaft im Zuge des Deals ohnehin umbenannt werden soll, was Rasinger als "positiv" bezeichnet.


Privatanleger erwarten Übernahmeangebot
Von Zeichnungsmöglichkeiten für die bestehenden Aktionäre bei der geplanten 300 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung hält der Kleinanlegervertreter nichts. Die privaten Anleger würden sich vielmehr ein Übernahmeangebot zum Vermögenswert (Net Asset Value) - zuletzt mit 15,15 Euro beziffert - oder zum vorjährigen Rückkaufkurs von 19,93 bzw. 20,78 Euro pro Stück erwarten.


"Gazit-Globe kann günstig einsteigen"
Stattdessen werde von den Anlegern "nach all der Frustration" verlangt, dass sie im Gegenteil noch einmal "zusätzliches Geld" nachschießen sollten, so Rasinger. Man könne davon ausgehen, dass kaum einer der privaten Anleger, die bisher bei MEL "nur eingezahlt, keine Verzinsung erhalten und Risiko getragen" hätten, bereit sein werde, das Angebot anzunehmen.


Für den neuen Miteigentümer Gazit-Globe, der sich verpflichtet hat, die Kapitalerhöhung zu tragen ("underwriting"), ergebe sich daraus lediglich die Möglichkeit, günstig einzusteigen - mehr dazu in oe1.ORF.at.


Partly Paid Shares "sofort einziehen"
Rasinger glaubt, dass Meinl bei der Hauptversammlung den Deal dennoch mit dem Druckmittel durchsetzen könnte, dass im Zuge dessen auch die umstrittenen Partly Paid Shares (PPS) aufgelöst werden. Obwohl mit Stimmrechten ausgestattet, hätten die Zeichner für die Papiere, die nicht an der Börse gehandelt werden, bisher nur einen Minimalbetrag eingezahlt.


Die PPS-Eigentümer sind nach wie vor unbekannt. Rasinger verlangt, dass die PPS "sofort und bedingungslos" eingezogen werden und auf der Hauptversammlung keine Stimmkraft mehr haben.


Klagsrisiko für MEL bleibt
Wie unterdessen bekanntwurde, wird die MEL trotz des Einstiegs der neuen Hauptinvestoren offensichtlich weiter das Risiko möglicher Schadenersatzzahlungen auf ihren Schultern tragen. Das drohende Klagsrisiko durch Anleger, die sich geschädigt fühlen, nähmen Citi Property Investors (CPI) und Gazit-Gruppe offensichtlich in Kauf.


Es gebe keine Klausel im Vertrag, die dem widersprechen würde, zitierte der "Kurier" am Freitag Meinl-Sprecher Herbert Langsner. Nur unbekannte oder verdeckte Risiken seien ausgeschlossen. Das Klagsrisiko sei bekannt.
 
aus der Diskussion: MEINL EUROPEAN LAND LIMITED - Eure Meinung
Autor (Datum des Eintrages): evaluierer  (21.03.08 19:09:24)
Beitrag: 1,128 von 1,202 (ID:33705977)
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