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China will Ackerland im Ausland kaufen
von Jamil Anderlini (Peking)
Chinesische Firmen könnten bald staatliche Förderung beim Kauf von Ackerland im Ausland erhalten. Wie amtliche Medien berichten, prüft die Regierung derzeit einen entsprechenden Plan. Peking hofft, damit die wachsende Abhängigkeit des Landes von Lebensmittelimporten zu verringern.
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Erwogen wird der Kauf von Ackerland vor allem in Afrika und Südamerika. Der Vorschlag für dieses Programm stammt aus dem chinesischen Landwirtschaftsministerium. Der Kauf von ausländischem Land durch chinesische Agrarunternehmen soll danach als Eckpfeiler der Regierungspolitik gefördert werden. Auf ähnliche Weise unterstützt Peking seit fast fünf Jahren die Auslandsexpansion von staatlichen Banken, Fertigungsbetrieben und Firmen aus der Petrochemie. Investitionen in ausländische Agrarprojekte waren bisher allerdings auf wenige kleinere Projekte beschränkt.


Kritik aus dem Ausland erwartet

Die Subvention des Landerwerbs dürfte im Ausland auf heftige Kritik stoßen, zumal die Lebensmittelpreise derzeit weltweit steil ansteigen. In China waren die Preise im ersten Quartal des laufenden Jahres 25 Prozent höher als im Vorjahr.

Der Plan des Agrarministeriums werde derzeit vom Staatsrat geprüft, hieß es in staatlichen Medienberichten. Einem Insider zufolge wird der Vorschlag wahrscheinlich angenommen. "Das Problem könnten ausländische Regierungen sein, die nicht bereit sind, große Flächen Ackerland abzutreten", hieß es.

Im vergangenen Jahr wurden fast 60 Prozent der von China verbrauchten Sojabohnen importiert. Der Erwerb von Anbauland für die Hülsenfrucht würde wohl ebenso vom Staat gefördert werden wie Felder für Bananen, Gemüse und essbare Ölpflanzen, sagte ein Beamter. Das Agrarministerium verhandele bereits mit Brasilien über den möglichen Kauf von Land für den Sojaanbau.

Das Ministerium hat im März einen Bericht veröffentlicht, der beklagt, dass chinesische Unternehmen nicht beim Kauf von Ackerland in anderen Ländern unterstützt werden. Es fehle ein umfassendes Programm. Vorgeschlagen werden in dem Bericht steuerliche Anreize, eine Lockerung der Finanzierungsvorschriften und die Einrichtung eines Fonds, aus dem Subventionen für Agrarfirmen bezahlt werden, die ins Ausland gehen möchten.


Eigene Landarbeiter

Rund 40 Prozent aller Landwirte weltweit leben in China, doch das Land verfügt nur über neun Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche der Welt. Chinesische Wissenschaftler sagen, inländische Agrarunternehmen müssten im Ausland expandieren, wenn China die Lebensmittelversorgung sichern und sich von den Schwankungen am Weltmarkt abkoppeln wolle. "China muss rausgehen‘, weil unser Nutzland begrenzt ist", sagte Jiang Wenlai vom chinesischen Institut für Agrarwissenschaften. "Von dieser Lösung profitieren beide Parteien, weil die Vorteile beider Seiten optimal genutzt werden."

Besonders umstritten wären in einigen Ländern Subventionen für chinesische Agrarunternehmen, die im Ausland gekauftes oder gepachtetes Land mit chinesischen Landarbeitern bewirtschaften - eine Praxis, die die meisten chinesischen Unternehmen anwenden, die im Ausland aktiv sind. Chinesische Agrarunternehmen, die meisten davon mit Staatsbeteiligung, haben bereits mit unterschiedlichem Erfolg in Ländern wie Laos, Kamerun und Mosambik investiert.

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Aus der FTD vom 09.05.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
 
aus der Diskussion: Bei Kali & Salz (716200) sind größere Kursverluste zu erwarten !!!
Autor (Datum des Eintrages): redbulll  (14.05.08 17:28:35)
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