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zum folgenden kann ich nur sagen: genau!
aber die alten felder können noch besser ausgebeutet werden. u.a. wie ameriwest es machen will mit CO2-Flutung

Wenn das Ölzeitalter endet
von Carola Hoyos

Die großen Ölfelder kommen in die Jahre, vergleichbarer Ersatz ist nicht in Sicht. Selbst die Mineralölbranche sorgt sich mittlerweile öffentlich um künftige Produktionsniveaus. Derweil steigt der Preis weiter - inzwischen auf 135 $.

Nahezu geschlossen lehnen die Manager aus Ölbranche, Regierungsvertreter, Analysten und Berater bislang die \"Ölspitzen\"-Theorie ab. Diese basierte auf der Arbeit des Shell-Geologen Marion King Hubbert, der prognostizierte, dass die Ölförderung kurz vor ihrem Maximum stand. Bestehende Reserven und technologische Fortschritte würden zu gering berücksichtigt, dem Spiel der Marktkräfte zu wenig Gewicht beigemessen, argumentieren die Gegner der \"Ölspitzen\"-Theorie.

Doch am Mittwoch stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) auf mehr als 135 $. Das sind mehr als 1000 Prozent mehr als vor einem Jahrzehnt. Die Angst vor dem Ende der Kohlenwasserstoff-Ära hat die breite Öffentlichkeit erreicht. Viele Branchenvertreter räumen heute ein, dass Lieferengpässe den Preis ebenso treiben wie die stark anwachsende Nachfrage. Analysten von Goldman Sachs halten es sogar für möglich, dass das 159-Liter-Fass Rohöl noch vor dem Ende des Jahrzehnts 200 $ kosten wird.

Haben die Anhänger der Ölspitzen-Theorie also recht? Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin. So fiel im April erstmals seit einem Jahrzehnt Russlands Fördermenge. Ein halber Punkt Minus, dabei hatte das Land vor fünf Jahren noch Zuwächse von zwölf Prozent gemeldet. Lukoil-Vorstand Leonid Fedun sagte sogar, Russlands Produktion habe den Zenit womöglich bereits überschritten.

Nur wenige Tage später bestätigte Saudi-Arabien, dass man Pläne für eine Ausweitung der Produktion auf Eis gelegt habe. Energieminister Ali Naimi sagte, die ihm vorliegenden Prognosen würden keine Steigerung der Kapazitäten über das ohnehin geplante Maß hinaus rechtfertigen. Das widerspricht den meisten anderen Vorhersagen und hat die Frage aufgeworfen, ob der weltgrößte Ölproduzent Saudi-Arabien die Produktion tatsächlich nicht steigern möchte oder ob sich nach 75 Jahren Förderung die Reserven tatsächlich dem Ende zuneigen.

Saudi-Arabien steckt in der Zwickmühle. Als das Königreich kürzlich eine leichte Erhöhung der Fördermengen ankündigte, drückte das den Preis kaum, denn jede Produktionssteigerung zehrt nur umso schneller die Reserven auf. Erschwert wird die Situation dadurch, dass Saudi-Arabiens Erdölindustrie sehr öffentlichkeitsscheu ist. Die Hauptstadt Riad ist so stark abgeschottet, dass die Analysten des Finanzdienstleisters Sanford Bernstein es mit Satellitenüberwachung versuchten. Neun Monate lang kontrollierten sie so die Bohraktivitäten des Landes auf dem Ölfeld Ghawar. Sie kamen zu dem Schluss, dass sich Saudi-Arabien mehr als erwartet anstrengen muss, um dem nördlichen Teil des weltgrößten Felds mehr Öl abzugewinnen.

Die Ankündigung Riads, die Kapazitäten nicht aufzustocken, wertete der bekannte Ölmarktanalyst Matthew Simmons als weiteren Beleg dafür, dass das Königreich gegen den Kollaps ankämpft. Mit seinem Buch \"Wenn der Wüste das Öl ausgeht\" trug der Investmentbanker entscheidend dazu bei, Zweifel an der künftigen Verlässlichkeit Saudi-Arabiens zu säen. Simmons kam nach Prüfung von 200 technischen Studien zu dem Schluss, dass die Ölfelder des Königreichs schwieriger zu erschließen seien und sich schneller leerten, als es die Scheichs bislang einzugestehen bereit waren.

Simmons sagt, die Welt hänge von einigen wenigen riesigen, alten, schwindenden Ölfeldern ab. Seit den 1970er-Jahren sei fast nichts Neues entdeckt worden, was ihnen gleichkommt. Ein Fünftel des heute verbrauchten Öls stammt aus einem Feld, das über 40 Jahre alt ist. Kein Feld, das in den vergangenen 30 Jahren entdeckt wurde, produziert mehr als eine Million Barrel pro Tag. Zudem ist die Größe der seit damals entdeckten Felder dramatisch gesunken.

Quelle: FTD, 22.05.08
 
aus der Diskussion: Ameriwest: Ölspezialist mit interessantem Geschäftsmodell
Autor (Datum des Eintrages): Daddy73  (22.05.08 14:09:48)
Beitrag: 11 von 38 (ID:34151201)
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