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Bundesregierung
Mitarbeiter klagen über die "rote Heidi"
Beleidigungen, Streit, Geschrei: So enden nach Angaben von Mitarbeitern viele Diskussionen mit Heidemarie Wieczorek-Zeul. Der Personalrat beschwert sich auch über andere Angewohnheiten der SPD-Ministerin: So soll sie Parteifreunde aus ihrem Wahlkreis bevorzugen, wenn es um die Besetzung von Posten geht.



Mitarbeiter sind nicht zufrieden damit, wie Heidemarie Wieczorek-Zeul ihr Ministerium führt

Eine „Sauerei“ sei das, empörte sich die Ministerin und feuerte die Unterlagen quer über den Konferenztisch, an dem neben Mitarbeitern auch staunende Gäste einer ausländischen Delegation saßen. Das nächste Mal nehme sie so schlechte Papiere „überhaupt nicht mehr zur Kenntnis“, tönte Heidemarie Wieczorek-Zeul nach Auskunft von Anwesenden. Was denn das Problem sei, wagte einer zu fragen. Antwort: In der Mappe habe sie sich auf einer „Teilnehmerliste“ gefunden – als Frau aber gehöre sie entweder in eine „Teilnehmendenliste“ oder in eine „Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer“. Weiterführende links
Wieczorek-Zeul trifft Dalai Lama und sagt Hilfe zu
Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul zum Gespräch mit dem Dalai Lama

Diese Szene aus dem Büro von Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul soll rund neun Jahre zurück liegen. Aber an der Tonlage der SPD-Politikerin gegenüber ihren Mitarbeitern („Nicht mal das könnt ihr“) hat sich so wenig geändert, dass er demnächst Thema von Personalversammlungen ihres Hauses wird. Ein zweiter Vorwurf gegen die „rote Heidi“: sie protegiere Parteifreunde und Vertraute.
Heidemarie Wieczorek-Zeul ist nicht harmoniesüchtig. Die SPD-Linke verärgerte unlängst Parteifreunde, als sie den Dalai Lama empfing, obwohl SPD-Vize Frank-Walter Steinmeier Monate zuvor der Kanzlerin wegen einer ähnlichen Begegnung kritisiert hatte. „Die macht, was sie will“, hieß in der SPD. Diese Sicht wird in ihrem Haus offenkundig geteilt. Am 19. Juni treffen sich die Ministerialen am Standort Bonn, zwei Wochen später die Kollegen in Berlin.

In dem WELT ONLINE vorliegenden Tätigkeitsbericht des Personalrats heißt es, der Personalrat habe „Frau Ministerin in einem gemeinsamen Gespräch darauf aufmerksam gemacht, dass eine angemessene Tonlage im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus unabdingbar ist, um den Mitarbeitern das Gefühl einer Wertschätzung ihrer Person und Arbeit zu vermitteln“. :laugh:

Krankmeldung nach "intensiver Anschreierei"

Angemessener Ton? Diskussionen mit der Chefin, die von Berufs wegen für das Gute in der Welt zuständig ist, endeten immer wieder „mit Beleidigungen und im Streit“, ist im Ministerium zu hören. Ein enger Mitarbeiter habe sich im März nach einer „intensiven Anschreierei“ für Wochen krank gemeldet. Selbst Sekretärinnen im Umfeld der Ministerin hielten es in der Regel nur ein bis zwei Jahre dort aus und ließen sich dann versetzen. Ein Grund des Unmuts ist laut Personalrat die schleppende Bearbeitung von Urlaubsanträgen. Mitarbeiter im Leitungsbereich aus den Referaten Kabinett, Presse, Ministerbüro, Protokoll und Strategie/Menschenrechte erhielten ihre Ferien nicht oder erst wenige Tage vor Urlaubsbeginn. Daher sei es kaum möglich, eine Reise rechtzeitig zu buchen – wer es dennoch mache, riskiere, im Fall einer Ablehnung des Urlaubsantrags auf sämtlichen Kosten sitzen zu bleiben. Auf das Problem angesprochen, soll die Ministerin unlängst erwidert haben, wer damit nicht klar komme, könne ja „in einen anderen Bereich wechseln“. Wer sich allerdings nach oben verändern möchte, hat mit dem SPD-Parteibuch in der Tasche offenkundig bessere Möglichkeiten. Von „Fehlentwicklungen in der Personalpolitik“ spricht der Personalrat. So wurde die Mitarbeiterin eines Verbandes von Nichtregierungsorganisationen, die wie Wieczorek-Zeul dem SPD-Bezirk Hessen-Süd angehört, entgegen jeder Praxis des Ministeriums ins Haus und dort gleich auf den hervorgehobenen Posten einer Unterabteilungsleiterin geholt. Die Vertraute der Ministerin und Kritikerin der Berliner Afghanistan-Politik ist jetzt unter anderem für den Bundessicherheitsrat zuständig, über den das Bundeskabinett Rüstungsexporte erlaubt oder verbietet.

Mitarbeiter mit Zeitvertrag geht nach New York

Ein weiterer südhessischer Sozialdemokrat wurde unlängst Vorsitzender des OECD-Entwicklungsausschusses in Paris. Der Personalrat sieht als Motiv dahinter den Versuch, „den politischen ‚Freundeskreis' unterzubringen“ – den der Ministerin, versteht sich. Staatssekretär Erich Stather weist das zurück. Der Bewerber habe nur eine Chance gehabt, „weil er zuvor erfolgreicher Exekutivdirektor bei der Weltbank war und nicht, weil er zum Freundeskreis gehört“.
Doch diese Darstellung ist zweifelhaft: Dass der SPD-Mann überhaupt zuvor den hochdotierten Weltbank-Posten bekam, sei schon ungewöhnlich. Erstmals sei damit ein externer Bewerber auf den Posten gehievt worden, der traditionell dem Entwicklungsministerium zusteht. Dabei habe der Mann zu diesem Zeitpunkt noch über keine multilateralen Erfahrungen verfügt. So bereitete ein erstaunliches Personalmanöver den Boden für den nächsten Karrieresprung.

Und ein anderer enger – allerdings parteiloser – Mitarbeiter der Ministerin, den sie sich per Zeitvertrag nach der Bundestagswahl 2005 von außen holte, geht für drei Jahre als Entwicklungsberater nach New York – obwohl sein Vertrag im September 2009 ausläuft. Üblicherweise werden nur Festangestellte auf Posten im Ausland geschickt.

http://www.welt.de/politik/article2059297/Mitarbeiter_klagen…
 
aus der Diskussion: Die rote Heidi -wie gut sind Gutmenschen wirklich?
Autor (Datum des Eintrages): Blanchefort  (03.06.08 10:27:36)
Beitrag: 1 von 13 (ID:34224180)
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