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Sinosol-Aktie bietet viel Phantasie

Auch Sinosol lässt in China produzieren

12. Juni 2008 Es ist wie so oft im Leben. Aus der Tatsache, dass etwas sehr schwierig ist, schließt nicht jeder, dass dies auch für ihn gilt. Nachdem die Versuche des IT-Zwischenhändlers r Devil und des Software-Unternehmens GK erst vor kurzem scheiterten, in diesem Jahr der erste Börsengang im stark regulierten Börsensegment Prime Standard zu werden, steht jetzt der nächste Kandidat in den Startlöchern.

Die Sinosol AG plant jetzt ihre Erstnotiz für den 25. Juni. Wie der deutsch-chinesische Anbieter von Photovoltaik-Systemen sowie Projektierer und Entwickler von schlüsselfertigen Solarparks mitteilte, beginnt die Angebotsfrist bereits am Donnerstag und endet voraussichtlich am 24. Juni.

Dynamisches Wachstum

Das Plazierungsvolumen inklusive Mehrzuteilungsoption von bis zu 5,28 Millionen Aktien wird bei einer Preisspanne von 11 bis 15 Euro auf bis zu knapp 80 Millionen Euro beziffert. Die Aktien stammen größtenteils aus einer Kapitalerhöhung. Durch 4,136 Millionen Stück soll dem Unternehmen frisches Kapital zufließen. Lediglich knapp eine halbe Million Anteilsscheine stammt aus dem Eigentum abgebender Aktionäre wie den Beteiligungsgesellschaften Mountain Super Angel und KST Beteiligungs AG. Für die Mehrzuteilungsoption von knapp 700.000 Stück steht der Großaktionär Grandcity International gerade.

Das Unternehmen will den Emissionserlös überwiegend zur Finanzierung von Projekten, der weiteren Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten und zum Ausbau der Vertriebsorganisation verwenden. Darüber hinaus sollen Rechte an Schlüsseltechnologien der Photovoltaik-Branche erworben werden.

Die in Stuttgart ansässige Sinosol-Gruppe erzielte in dem im September endenden Geschäftsjahr 2006/07 einen Umsatz von 12,1 Millionen Euro um. In dem am 31. März beendeten ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres kletterte der Umsatz auf 35,6 Millionen Euro bei einem Vorsteuergewinn von 2,2 Millionen Euro. und einem Konzernergebnis von 2,1 Millionen.

Wachstum in Süd- und Osteuropa

Mit einer Eigenkapitalquote von rund 24 Prozent zum 31. März steht das Unternehmen schon vor dem Börsengang recht brauchbar finanziert da. Allerdings ist die Eigenkapitalquote in den sechs Monaten seit Ende des vergangenen Geschäftsjahres im Zuge einer Verdreifachung der Bilanzsumme stark von ursprünglich 60 Prozent gefallen. Auch der operative Cashflow ist in den 18 Monaten vor dem 31. März per saldo negativ gewesen, was angesichts des Wachstumstempos nicht überraschen kann.

Der größte Brocken in der Fremdfinanzierung waren wie bei GK Software erhaltene Anzahlungen, die rund 40 Prozent des Fremdkapitals ausmachten. Deutlich verbessert haben sich die operativen und betrieblichen Margen, die 2006 und 2007 noch unter zwei Prozent lagen und sich zuletzt auf rund sechs Prozent beliefen.

Das Konzept des Unternehmens ist wie das auch bereits etablierterer Anbieter vor allem auf das Ausland ausgerichtet. So will man neben dem bereits laufenden Großprojekt in Spanien an dem man zu gut drei Viertel beteiligt ist, künftig vor allem in Süd- und Osteuropa zu expandieren.

China im Blick und in der Hinterhand

Dabei setzt man auf Kostenvorteile durch den Bezug von Solarmodulen aus China, die bis zu 20 Prozent günstiger seien als vergleichbare Solarmodule deutscher und europäischer Hersteller, aber die gleichen oder vergleichbare Qualitätsstandards aufwiesen.

Darüber hinaus verspricht man sich auch von den Zielvorgaben der chinesischen Regierung zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch zu profitieren. Als ersten Erfolg verbucht man die Aufnahme von Verhandlungen mit der Regierung über die Planung, Lieferung und Errichtung von Aufdachanlagen für das neue chinesische Konsulatsgebäude, das allerdings im deutschen Frankfurt am Main steht.

Darüber hinaus fänden Gespräche über weitere Pilotprojekte in China statt. Insgesamt scheint man damit noch sehr am Anfang zu stehen. Vorsorglich weist Sinosol daher auch im Prospekt darauf hin, dass die Planungssicherheit der Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Anlagen in Ländern außerhalb der EU, insbesondere in China, nicht in
gleichem Maße gegeben sei wie in den Mitgliedstaaten der EU.

Großprojekt mit neuer Dimension

Alles in allem befindet sich das Unternehmen damit in einem intensiven Wettbewerbsumfeld, das allerdings immer noch den Vorteil eine stark wachsenden Marktes mit sich bringt. Angesichts des doch noch recht geringen Umsatzvolumens sollte ein starkes Wachstum zumindest vorerst möglich sein.

Der Umsatzsprung des ersten Halbjahres basiert vor allem auf dem im Dezember 2007 unterzeichneten Großprojekt in Spanien mit einem Gesamtauftragsvolumen von rund 51 Millionen Euro. Ansonsten hat das Unternehmen ausschließlich kleinere oder mittelgroße Projekte betreut.

Das Unternehmen rechnet jedenfalls mit einer Vervielfachung der Umsätze im laufenden Geschäftsjahr. Insofern ist es etwas schwierig, Aussagen über die Bewertung der Aktie zu treffen. Rechnet man das erste Halbjahr hoch, so ergäbe sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen 28 und 40, das aber aufgrund einer gewissen Prognoseunsicherheit wenig aussagefähig erscheint.

Insgesamt steckt das Unternehmen aber noch in einer Frühphase seiner Entwicklung. Dadurch ergeben sich Chancen, gleichzeitig aber muss das Potential genutzt werden können. Das zeigt sich auch darin, dass der Plazierungspreis den anteiligen Buchwert des Eigenkapitals je Aktie erheblich übersteigen wird.

Emission mit Chancen

Die Phantasie, die die Emission mitliefert, spricht dafür, dass diese von mehr Erfolg gekrönt sein könnte als die von Devil und GK, allzumal Börsenkandidaten aus dem Bereich erneuerbare Energien angesichts eines hohen Ölpreises und der alltäglichen Diskussion um alternative Energien generell in der Gunst der Anleger höher stehen als Hardwarehändler oder Softwareschmieden.

Zudem genießt Sinosol den Vorteil, dass der Börsengang von der Unicredit und damit einer renommierten Großbank betreut wird. Dagegen sind die Quirin Bank (Devil) und die ICF Kursmakler (GK Software) erheblich weniger bekannt. Das spricht zwar eigentlich nicht für die Qualität des einen und gegen die des anderen Angebots, besonders wenn man die Erfahrungen bedenkt, die Anleger zu Zeiten des Neuen Marktes mit so mancher von einer Großbank plazierten Emission machen mussten. Nichtsdestoweniger dürfte dies eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
 
aus der Diskussion: IPO-Kandidat: Sinosol
Autor (Datum des Eintrages): XDA  (12.06.08 14:01:45)
Beitrag: 13 von 49 (ID:34289521)
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