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Düngemittel ins Depot
Von Gerd Braune

Ob Getreide, Reis, Mais oder Sojabohnen – der wachsende Bedarf an Lebensmitteln treibt die Nachfrage nach Düngemitteln. Diese Entwicklung wird durch das steigende Interesse nach Biosprit noch verstärkt. Beste Aussichten für die Aktienkurse der Düngemittelindustrie.


OTTAWA. Der wachsende Einsatz von Biosprit hat den Bedarf an Düngemitteln gesteigert und eröffnet weiteres Absatzpotenzial. Die Potash Corporation in der kanadischen Provinz Saskatchewan will daher die Kali-Gewinnung in den nächsten Jahren drastisch ausweiten. Gerade erst hat die Gesellschaft die Erweiterung ihrer Mine Rocanville bekannt gegeben. Zusammen mit weiteren bereits beschlossenen Projekten soll die Produktion bis 2015 auf bis zu 17,2 Mill. Tonnen gesteigert werden. 2006 waren es noch sieben Mill. Tonnen Kaliumchlorid. Die Potash Corporation of Saskatchewan Inc. (PotashCorp) in Saskatoon ist der weltweit größte Kali-Produzent.

Die Branche und Analysten erwarten, dass die Nachfrage nach Düngemitteln wie in den vergangenen Jahren künftig im Schnitt um drei Prozent steigen wird. Das wachsende Interesse nach Bio-Treibstoffen könnte die Nachfrage nach oben treiben, glaubt die PotashCorp. Noch wichtiger sei aber der höhere Bedarf an Getreide, Reis, Mais und Sojabohnen, der in den Schwellenländern durch eine geänderte Ernährung wächst. Mit wachsendem Wohlstand ist dort zunehmend proteinhaltige Nahrung gefragt.

„Bier und Schweineschnitzel statt Wasser und Brot“ – so lautet die Formel, auf die die K+S (Kali + Salz) Aktiengesellschaft in Kassel, einziger deutscher und weltweit viertgrößter Kali-Produzent, diesen Trend bringt. „Die Ernährung neigt zum Fleischfaktor“, schreibt auch Terence Ortslan von TSO & Associates in Montreal in einer Studie über den Düngemittelmarkt: „Um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, braucht man zwei Kilogramm Getreide als Futter für Rinder und Geflügel.“ Zugleich gehe immer mehr landwirtschaftlich genutzte Fläche durch Industrialisierung und Verstädterung verloren. Auf kleinerer Fläche muss mehr produziert werden. Kali, Stickstoff und Phosphor sind die wichtigsten Nährstoffe von Pflanzen.

Anders als etwa die Metalle wird der Preis für Kali nicht an Börsen, sondern zwischen Produzenten und Konsumenten für die regionalen Märkte ausgehandelt. Für Finanzinvestoren und Fonds böten sich daher keine Möglichkeiten, auf dem Kali-Markt spekulativ tätig zu sein. „Der Düngemittelmarkt ist stärker denn je, aber nicht wegen Spekulation, sondern wegen der Nachfrage“, erläutert TSO-Experte Ortslan. Eine Tonne Kali-Granulat, die vor einem Jahr für rund 200 US-Dollar zu haben war, koste in Nordamerika jetzt etwa 255 Dollar. Nach Angaben einer Sprecherin der PotashCorp wird der Preis am 1. Januar um 50 Dollar steigen.

Am Kali-Markt gibt es zwar viele Abnehmerländer, aber nur wenige große Produzentenländer. Wichtigster Kali-Lieferant ist Kanada, dessen Vorräte ausschließlich in der Prärie von Saskatchewan zu finden sind. Die drei Unternehmen PotashCorp, Mosaic und Agrium liefern etwa ein Drittel des Weltbedarfs – rund 15 Mill. Tonnen Kaliumchlorid. Davon kommt etwa die Hälfte von Potash.

Nach Angaben der amerikanischen Geological Survey (USGS) folgen Russland mit den Unternehmen Silvinit und Uralkali und Weißrussland mit Belaruskali auf den Plätzen zwei und drei. Die Kasseler K+S hat einen Marktanteil von 12,4 Prozent. „Nur etwa 15 Länder sind nennenswerte Kali-Produzenten, wobei Weißrussland, Kanada, Deutschland, Israel, Jordanien und Russland etwa 90 Prozent der globalen Kapazität betreiben“, so die USGS. Nach Angaben von Kevin Stone, Kali-Experte im kanadischen Rohstoffministerium, gehen etwa 80 Prozent der Weltproduktion in den grenzüberschreitenden Handel; dabei stellen die sechs großen produzierenden Länder 98 Prozent des globalen Handels. Asien, vor allem China und Indien, und Südamerika, in erster Linie Brasilien, sind starke Importeure.

Ortslan geht davon aus, dass die global starke Nachfrage nach Düngemitteln anhalten und zu Rekordmengen führen wird. Damit seien weitere Kursgewinne für die Aktien der Düngemittelindustrie und steigende Preise für Düngemittel zu erwarten. „Die Marktbedingungen für Düngemittelaktien sind sehr fruchtbar. Konsumenten werden sich einer Inflation bei Lebensmittelpreisen gegenübersehen, die sie nicht kontrollieren können, aber sie werden ihre Verbrauchsgewohnheiten nicht ändern“, sagt Ortslan. Die Potash-Aktie hat bereits deutlich reagiert: Vor einem Jahr lag sie noch bei 47 US-Dollar, am Freitag schloss sie in New York mit 119,89 Dollar. Brian MacArthur von UBS in Toronto hat das Zwölf-Monats-Kursziel auf 135 Dollar angehoben. Er sieht die PotashCorp „wohl positioniert, die wachsende Nachfrage nach Kali zu befriedigen“, zumal dessen Reserven für 100 Jahre Produktion reichten.

Immer wichtiger wird auch an diesem Markt China. Die Aufmerksamkeit richte sich bisher vor allem auf den Markt für Metalle, Bau, Öl und Fahrzeuge. Dabei hätten viele Beobachter den Aufwärtstrend im Getreide- und Düngermarkt übersehen, „die wirklichen Bedarfsprodukte Chinas“, meint Ortslan. Laut Joyce Ober von USGS ist Asien der wichtigste regionale Verbraucher geworden mit einem Anteil von 30 Prozent. Vom jährlichen Bedarfszuwachs bei Kali von etwa 2,7 Mill. Tonnen könnten 60 Prozent auf Asien entfallen, schätzt die USGS unter Berufung auf Daten der International Fertilizer Association.

Markt mit Potenzial

Begriff: Kali-Dünger wird vor allem in Form von Kaliumchlorid (KCl) zugeführt. In Nordamerika und in englischsprachigen Publikationen europäischer Unternehmen wird die Substanz als „Potash“ bezeichnet, was aber nur ungenau mit „Pottasche“ übersetzt werden kann, da es sich bei Pottasche um Kaliumkarbonat handelt.

Bedarf: Die weltweite Nachfrage und der Verbrauch lagen 2006 nach Angaben der International Fertilizer Association bei 50 Mill. Tonnen Kaliumchlorid. Damit blieb der Bedarf leicht unter dem Ergebnis des Vorjahres. Allerdings hatte ein Konflikt zwischen Förder- und Abnehmerländern über Basispreise den Welthandel im ersten Halbjahr belastet. Nach Einschätzung der PotashCorp, des weltgrößten Herstellers, könnten Produktion und Verbrauch in diesem Jahr wieder 54 Mill. Tonnen erreichen. Die Kurs der Potash-Aktie hat dank des positiven Ausblicks deutlich zugelegt.

Angebot: Produktion und Nachfrage halten sich seit Jahren etwa die Waage. Die Produktion bietet aber noch freie Kapazitäten und damit Raum, auf Nachfragesteigerung zügig zu reagieren.



Interessanter Artikel zum Düngemittelmarkt aus dem Handelsblatt:
http://www.handelsblatt.com/News/Boerse/Rohstoffe-Devisen/_p…
 
aus der Diskussion: Soil Biogenics - Wachstumsmarkt Dünger!!!
Autor (Datum des Eintrages): fazit75  (19.06.08 18:50:17)
Beitrag: 8 von 12 (ID:34335908)
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