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Deutschland und Brasilien wollen im Mai 2008 ein bilaterales Energieabkommen unterzeichnen. Das Abkommen, das unter anderem die nachhaltige Produktion von Biokraftstoff in den Vordergrund stellt, soll beim Brasilien-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai 2008 besiegelt werden. Die brasilianische Bundesumweltministerin Marina Silva versicherte, dass die Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr in Brasilien weder zu Lasten des Regenwaldes noch der Nahrungsmittelproduktion gehe.

Gabriel sagte, die Europäische Union arbeite an Nachhaltigkeitskriterien für den Import von Biokraftstoffen. Die Daten, die er von brasilienischer Seite erhalten habe, zeigten, dass das Land diese Richtlinien bereits erfülle. Zugleich bestritt der Minister, dass der Rückzug der Biosprit-Verordnung in Deutschland ein Weg sei, um den Verkauf von brasilianischem Ethanol zu behindern. Gabriel hatte im April 2008 Pläne für eine zehnprozentige Beimischung von Biosprit auf Eis gelegt, da viele Autos den Kraftstoff noch nicht vertragen.

Zuckerrohr-Ernte in Brasilien



Wenn der Ölpreis steigt, kümmert das viele brasilianische Autofahrer nicht. Dann tanken sie eben kein Benzin mehr - und fahren trotzdem, aber mit Ethanol. "70 Prozent von unserem Zuckerrohr ist für Alkohol bestimmt", erläutert Ethanolproduzent Eduardo de Queiroz Monteiro. "Der Alkoholmarkt ist wieder stark im Kommen. Im Moment nutzen wir nur die Hälfte des Zuckerrohrs für die Alkoholherstellung, aber wenn es so weiter geht, kurbeln wir die Alkoholproduktion noch mehr an."


Alkohol wird aus Zuckerrohr gewonnen. Die Zuckerrohr-Ernte beginnt mit Sonnenaufgang, wenn die Arbeiter aufs Feld fahren. Nur in den frühen Morgenstunden ist die Sonne einigermaßen erträglich. Danach steigen die Temperaturen auf mehr als 40 Grad. Im Nordosten Brasiliens, im Hinterland von Recife, ist die Ernte noch reine Handarbeit. Wegen der hügeligen Topografie sind kaum Maschinen einsetzbar.

Die Mindestmenge, die ein Arbeiter am Tag schaffen muss, sind drei Tonnen. Dafür gibt es 9 Reais, umgerechnet 2,65 Euro - der Mindestlohn pro Tag. Bis 10 Uhr ist die Mindestmenge meist erledigt - wer nachmittags noch mal aufs Feld geht, zahlt damit sein Haus ab oder sein Moped. Die Blätter des Zuckerrohrs sind messerscharf.


Trotz Hitze müssen sich die Arbeiter gut vermummen, damit sie sich die Haut nicht aufschneiden. Und doch ist die Arbeit in der Zuckerrohr-Ernte begehrt, denn es ist eine der bestbezahltesten für ungelernte Kräfte. Gute Arbeiter schaffen, wenn sie den ganzen Tag durcharbeiten, einen Hänger voll: 15 Tonnen. Der Zuckerrohr wird nebenan in der Fabrik "Usina Cucaú", verarbeitet.

Da es schnell an Saccharose verliert, muss aus dem Rohr binnen 48 Stunden Zucker gewonnen werden. In Zentrifugen wird der Zucker aus der geschredderten Masse ausgeschleudert. Übrig bleibt der weiße Kristallzucker und Melasse, die zur alkoholischen Gärung eingesetzt wird. Der Alkohol, der dabei entsteht, wird so lange eingedampft, bis er einen Reinheitsgrad von 99,8 Prozent hat.


Aus einer Tonne Zuckerrohr werden 90 Liter gewonnen. Die Abfälle werden als Biomasse verheizt. So wird mehr Strom gewonnen als die Zuckerfabrik verbraucht. Die Abwässer werden geklärt und als natürlicher Dünger auf die Felder gebracht. So bleibt der Boden - auch nach 500 Jahren Monokultur - immer noch fruchtbar.

Viele Umweltleistungen sind freiwillig und kommen den Menschen hier direkt zu gute. Andere werden vom Staat eingefordert. So werden gerade 10.000 Hektar Wald wieder aufgeforstet, denn 20 Prozent der gesamten Fläche, die das Unternehmen besitzt, müssen Naturareale sein. In der eigenen Baumschule werden für die Region typische Bäume und Sträucher gezüchtet.

Als nächstes sollen Filter in die Schornsteine eingebaut werden. Dann sind alle Bedingungen erfüllt, um die Zertifizierung Iso 14.000 zu erhalten. Damit hofft das Unternehmen auch, sich den Weg nach Europa zu ebnen. "Es gibt zwei Gründe für die Umweltleistungen: Die Lebensqualität der Menschen hier und es bringt einen Bonus für unsere Firma", so Eleno Barros von "Usina Cucaú". "Wir wollen die ISO-Zertifizierung haben, denn nur mit dieser werden wir in naher Zukunft exportieren können."
 
aus der Diskussion: Alternativen zu Öl
Autor (Datum des Eintrages): Pank24  (28.06.08 09:09:23)
Beitrag: 94 von 683 (ID:34395834)
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