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Anbei ein älteres Interview mit Klapproth, das mir erst jetzt zwischen die Finger kam.

MfG J:)E

INTERVIEW MIT THORSTEN KLAPPROTH - Erfolg made in Geislingen

29.05.2008 scan DAS WERTPAPIER Interview2 -- Der WMF-Chef erläutert, warum der Hersteller von Küchen- und Haushaltartikeln gegen den Trend wächst, eine Übernahme nicht zu befürchten ist und die Aufnahme in den S-Dax kein Ziel ist. Das Gespräch führte Akram EI-Bahay.
WERTPAPIER: Herr Klapproth, in Deutschland wird überall gespart. Dennoch legt WMF mit Luxusartikeln 2007 das stärkste Jahr der Unternehmensgeschichte hin. Wie passt das zusammen?
KLAPPROTH: Zunächst einmal mag ich den Begriff Luxus nicht. Wir sind ein Markenartikelhersteller, der für eine gute Qualität einen angemessenen Preis verlangt. In dem Segment, in dem wir aktiv sind, liegen die Preise gut 10 Prozent über dem Marktdurchschnitt. Da die Qualität den Preis rechtfertigt, haben wir auch 2007 zugelegt. Und zwar gegen den Rest des Markts. Während der Umsatz im deutschen Einzelhandel um 2,2 Prozent zurückgegangen ist, ist die WMF bei den Erlösen um 4 Prozent gewachsen.
WERTPAPIER: 2008 wird die Stimmung der Konsumenten durch Konjunktursorgen belastet. Haben Ihre Kunden denn noch weiter Lust auf Kaffee?
KLAPPROTH: Natürlich, ich glaube sogar, dass bei vielen Verbrauchern eine positive Grundstimmung herrscht. Die kommt aber nicht immer beim Einzelhandel an. Es ist – wenn Sie so wollen – ein schizophrenes Umfeld, in dem wir uns bewegen. Den größten Druck spüren wir derzeit im klassischen Einzelhandel. Bei den aktuell hohen Benzinpreisen überlegt sich mancher unserer Kunden eben zweimal, ob er sich eine neue Kaffeemaschine zulegt oder nicht. Anders dagegen sieht es bei unseren eigenen WMF-Shops aus. Hier wachsen wir besonders international weiter – aktuell um 7 Prozent. Insgesamt sind wir mit dem bisherigen Verlauf des Jahres 2008 bei einem Umsatzwachstum bis April von 6 Prozent im Konzern weltweit mit Sicherheit nicht unzufrieden.
WERTPAPIER: Von den eben angesprochenen WMF-Shops haben sie allein im vergangenen Jahr 390 neu eröffnet. Weltweit gibt es bereits 2000. Konkurrieren Sie da nicht auf Dauer mit dem Einzelhandel?
KLAPPROTH: Nein, denn diese Shops sind klar als Ergänzung zum Einzelhandel konzipiert und finden sich daher auch in Warenhäusern wieder. Vor allem aber sind es unsere Wachstumstreiber im Ausland.
WERTPAPIER: In welche Märkte wollen Sie so vorstoßen?
KLAPPROTH: Neben einzelnen europäischen Staaten wie Frankreich oder England richten wir unser Hauptaugenmerk auf Asien, und hier besonders auf China. Dort haben wir bereits in 31 Städten 65 unserer Filialen eingerichtet. Das hört sich zunächst einmal nach wenig an für das Riesenland China. So aber haben wir den Markteintritt geschafft. In anderen asiatischen Staaten sind wir ebenfalls gut unterwegs. In Singapur etwa sind wir bereits Marktführer.
WERTPAPIER: Der Internationalisierung zum Trotz beschäftigen Sie mit 73 Prozent den Großteil Ihrer Mitarbeiter hier in Deutschland. Ist das ein Bekenntnis zum Standort oder das Relikt der bisherigen Unternehmensstruktur?
KLAPPROTH: Für uns macht es, wenn es um Planung, Vertrieb oder Service geht, keinen Unterschied, ob ein Mitarbeiter hier oder in Asien sitzt. In jedem Fall ist er gut ausgebildet und kostet daher viel Geld. Also bündeln wir unsere Kompetenz hier in Geislingen. Bei der Produktion dagegen ist es etwas anderes. Wir müssen zwar genau rechnen und die Kosten wettbewerbsfähig halten. Dafür haben wir dann aber auch das Gütesiegel „Made in Germany". Und das ist für uns im internationalen Geschäft mit Premiumartikeln ein großer Wettbewerbsvorteil.
WERTPAPIER: Wie sehen Ihre strategischen Ziele für die Zukunft aus?
KLAPPROTH: In Deutschland ist das Umfeld wegen der latenten Kaufzurückhaltung der Verbraucher schwierig. Und ich glaube nicht, dass sich das bald ändern wird. International bewegen wir uns weiter in einem Wachstumsumfeld. Unter dem Strich werden wir bis 2010 beim Umsatz pro Jahr um mindestens 5 Prozent zulegen.
WERTPAPIER: Den Finanzinvestoren Capvis Equity und Fiba gehören über 88 Prozent der WMF-Stammaktien. Capvis Equity hatte schon einmal ein Übernahmeangebot unterbreitet. Wie sicher ist WMF?
KLAPPROTH: Es gibt immer wieder Spekulationen über eine Übernahme. Fakt ist, dass wir schon vor Capvis Equity und Fiba Finanzinvestoren an Bord hatten und die Situation hat sich für uns nicht wesentlich geändert. Unsere Mehrheitsaktionäre unterstützen den strategischen Kurs von WMF und es zeigt sich, dass dieser erfolgreich ist. Darüber bin ich sehr zufrieden.
WERTPAPIER: Den Vorzugsaktien von WMF zumindest schaden die Spekulationen nicht. In den vergangenen zwölf Monaten haben sie trotz Finanzkrise leicht zugelegt. Woher kommt die Stabilität an der Börse?
KLAPPROTH: Ganz einfach: Wir sagen, wo wir hinwollen, und erreichen unsere Ziele. Die von uns ausgegebenen Umsatz- und Ergebnisprognosen haben wir 2005, 2006 und auch 2007 erreicht oder sogar übererreicht. Und das schafft bei unseren Anlegern Vertrauen. Übrigens nicht nur in Krisenzeiten. Wenn Sie sich die Entwicklung unserer Vorzüge in den vergangenen 24 Monaten ansehen, werden Sie feststellen, dass sich der Wert verdoppelt hat.
WERTPAPIER: Ihre Vorzugsaktien sind in keinem nennenswerten Index gelistet. Wäre eine Indexaufnahme etwa in den SDax ein Ziel für 2009?
KLAPPROTH: Ganz klar: nein. Warum auch? Dazu müsste sich ja auch der Freefloat unserer Stammaktien erhöhen und damit unsere Aktionärsstruktur verändern. Letztlich würden wir durch eine Indexaufnahme nichts hinzugewinnen. Und unsere Aktionäre im Übrigen auch nicht. Denn schon jetzt sind wir in unserer Berichterstattung sehr transparent. Der S-Dax würde für uns nur mehr Aufwand bedeuten.
Von deutschem Kaffee und Schweizer Investoren
Aus dem Kleinbetrieb, der seit 1880 als Württembergische Metallwarenfabrik AG firmiert, ist längst ein bekannter Mittelständler geworden, der verstärkt ins Ausland expandiert. Thorsten Klapproth, der im Juni 2003 von Rolf Allmendinger den WMF-Chefsessel übernommen hat, katapultierte den auf Haushaltsutensilien spezialisierten Konzern in neue Dimensionen. Seit dem Amtsantritt stiegen die Erlöse um 31 Prozent auf 761,5 Millionen Euro in 2007. Der Gewinn vor Steuern hat sich auf 53,3 Millionen mehr als verdoppelt. Die WMF-Vorzugsaktie (ISIN DE0007803033) hat die Finanzkrise unbeschadet überstanden. In den vergangenen fünf Jahren hat der Aktienkurs über 100 Prozent zugelegt. Hinzu kommt eine durchschnittliche Dividendenrendite von 4,3 Prozent. Wachstumstreiber ist das Geschäft mit Kaffeemaschinen. Mit Innovationen wie der kleinsten Pad-Maschine der Welt (s. Bild) drängt der Konzern in die Privathaushalte. Schlagzeilen macht WMF aber nicht nur mit Hochglanzprodukten. Besonders der Einstieg der Schweizer Investmentgesellschaft Capvis Equity, die im Juni 2006 über Nacht 52 Prozent der Stammaktien kaufte, sorgte für Aufsehen. Seit das anschließende Übernahmeangebot scheierte, herrscht bei WMF an der Aktionärsfront, erst einmal Ruhe.
 
aus der Diskussion: WMF, die vergessene Perle
Autor (Datum des Eintrages): philojoephus  (05.08.08 20:05:17)
Beitrag: 563 von 827 (ID:34654498)
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