Fenster schließen  |  Fenster drucken

[posting]34915938[/posting]Ich bin auch der Meinung, dass diese Soldaten keine Mörder sind von unserer Regierung aber zu Mördern gemacht werden.

Ich empfehle Dir die Lektüre "Endstation Kabul", zwei Soldaten, die in Afghanistan waren, schreiben über ihre Erfahrungen und ihr Leben dort, hier eine kleine Leseprobe:
...
Ein Tohuwabohu erster Güte spielte sich auf der Straße vor uns ab. Ein wild aussehender Haufen von gut sechzig Afghanen stand einer etwa zehnköpfigen deutschen Patrouille Fallschirmjäger gegenüber. Gerade wurden langsam, aber sicher auf beiden Seiten die Waffen in die Höhe genommen, es wurde also richtig brenzlig. Hinterher erfuhren wir, wie die Situation so eskalieren konnte. Die deutsche Patrouille war von vier Afghanen mit Waffen bedroht worden, woraufhin die Deutschen sie entwaffneten und vorläufig festnahmen. Dummerweise wusste die Patrouille nicht, dass sich unter den Festgenommenen auch Angehörige eines afghanischen Politikers befanden. Als sogleich afghanische Polizei und Militär hinzueilten, nahmen die sofort ihre Waffen gegen die ISAF-Patrouille in Anschlag und schrien, was das Zeug hielt. Ein allseits probates Mittel zur Konfliktlösung in diesem Land.
Wir vier saßen ab und rannten durch die Menge in die Mitte dieses Kreises, wo die Fallschirmjäger der Patrouille standen. Das Zahlenverhältnis stand zu diesem Zeitpunkt etwa 1: 5 gegen die deutsche Patrouille. Ich suchte mir einen relativ gelassen aussehenden deutschen Soldaten als Buddy aus und stellte mich Rücken an Rücken mit ihm, meine Waffe im Low Ready, also mit der Mündung nach unten. Die vier festgenommenen Afghanen heizten die Situation zusätzlich an. Sie lagen, gefesselt mit Kabelbindern, auf dem Boden und brüllten, was das Zeug hielt, auf ihre verbündeten Polizisten und Militärs ein. Sollte jetzt jemand anfangen zu schießen, bricht das totale Chaos aus, dachte ich mir. Durch das ungünstige Kräfteverhältnis hätten wir keine Chance gehabt.
Alex begann mit Verhandlungen. Was mehr als schwierig war, wegen der Hektik und ganzen Schreierei um uns herum. Immerhin begann der afghanische General nun auch beruhigend auf die erhitzten Gemüter seiner Untergebenen einzuwirken, sodass der Geräuschpegel niedriger und ein Gespräch möglich wurde. Die Verhandlungen, so erschien es mir, zogen sich endlos dahin. In Wirklichkeit waren keine vier Minuten vergangen. Ein chinesisches Presseteam hatte sich mittlerweile am Straßenrand postiert und fing an zu filmen, was die Lage nicht unkomplizierter machte. Der afghanische General guckte nervös zwischen Alex und der Kamera hin und her. Bei der Menschenmenge und diesem Lärmpegel grenzte es wirklich an ein Wunder, dass noch kein einziger Schuss gefallen war. Das lag vielleicht auch daran, dass inzwischen die deutsche Quick Reaction Force aus dem Camp angesaust gekommen war. Die müssen geflogen sein, durch dieses Verkehrsgewühl in der Innenstadt. Die etwa fünfzehn Kollegen von der schnellen Eingreiftruppe stellten ihren Dingo quer und schwenkten das Maschinengewehr in Richtung der Afghanen, worauf die Waffen der Afghanen noch ein bisschen höher gingen.
Der afghanische General und Alex standen nun zwischen den waffenstarrenden Reihen. Etwa dreißig Deutsche auf der einen, inzwischen an die hundert Afghanen auf der anderen Seite. Trotzdem schafften die beiden es, dass die gefährliche Situation sich sehr, sehr langsam entspannte. Dann von beiden die entscheidende Gesten zu ihren Männern: Waffen runter. Die Mündungen sanken langsam Richtung Boden. Erst jetzt wurde mir die Situation im Ganzen bewusst. Wir hatten nur Millimeter vor der Katastrophe gestanden. Alex hatte uns mit seiner Ruhe und seinem Verhandlungsgeschick den Kopf gerettet. Ein falsches Wort oder eine unbedachte Geste – und die »Tagesschau« hätte ein Gefecht mit vielleicht zehn oder noch mehr toten deutschen Soldaten und etlichen Afghanen melden und die Aufnahmen des chinesischen Fernsehteams zeigen können. Es wären Bilder gewesen, die um die Welt gegangen wären und die deutsche Öffentlichkeit schockiert hätten. Die Anspannung löste sich, und ich atmete tief durch. Die vier Festgenommenen wurden der afghanischen Polizei übergeben (also in Wirklichkeit freigelassen) und die Parteien trennten sich, mit den üblichen Beschimpfungen und dem Bespucken von afghanischer Seite.
Dieses Intermezzo sollte noch ein Nachspiel haben. Die festgenommenen Afghanen beschwerten sich über die Patrouille, die prompt von unserer Führung, mal wieder, gerüffelt wurde. Die Schuld der Eskalation wurde ganz klar bei der deutschen Patrouille gesehen. Es war einfach unfassbar: Hier konnte einem wirklich jeder ungestraft die Waffe vors Gesicht halten! Wenn wir nach unseren »Rules of Engagement« handelten, wurden wir von unserer eigenen militärischen Führung beschimpft! Die Beteiligten fühlten sich wie Bauernopfer, die für ein interkulturelles Appeasement geopfert wurden. Dabei wäre ein bisschen mehr Rückendeckung von der eigenen Führung aus moralischen Gründen enorm wichtig und auch erwartbar gewesen. Natürlich waren wir nur geduldete Gäste in diesem Land. Und natürlich wussten wir, dass die militärische Führung sich oft in Diplomatie üben musste. Trotzdem waren wir frustriert. Da taten wir unseren Dienst 6600 Kilometer entfernt von der Heimat und standen unter einer nicht geringen körperlichen und seelischen Belastung. Und dann bekam man noch laufend Tritte in den Hintern, und zwar aus allen Richtungen. Dabei setzten wir nur so gut wie möglich unser Mandat um: die Interimsregierung bei der Herstellung und Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung zu unterstützen. Nichts anderes machte diese Patrouille an diesem Tag: Sie kontrollierte, wer diese Horde Bewaffneter war, die sich in einem sicherheitsrelevanten Bereich, nämlich dem des Hotels Interconti nahe der Loya Jirga, aufhielt. Unser »robustes Mandat« sah in solchen Bedrohungslagen eindeutig den Gebrauch der Schusswaffe vor. Sollten wir uns hier von jedem buchstäblich »die Pistole auf die Brust setzen lassen« ohne Gegenwehr? War es das, was die politische und militärische Führung wollte?
...
http://www.endstation-kabul.de/?page_id=12" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
http://www.endstation-kabul.de/?page_id=12
 
aus der Diskussion: Merkel verrückt geworden - nur Gerhard Schröder kann das Land noch retten
Autor (Datum des Eintrages): StellaLuna  (30.08.08 10:17:21)
Beitrag: 123 von 128 (ID:34916189)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE