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Wall Street
An der Börse zeigt der Weg eindeutig nach unten


27. November 2007 An der Wall Street scheint es nun zügig bergab zu gehen. Die richtungweisenden Aktienindizes, nämlich der Dow-Jones-Index für Industriewerte und der Standard & Poor's 500 (S&P 500), haben bedeutende charttechnische Zonen nach unten hin durchbrochen. Vergleichsweise gut behauptet sich noch der stark technologielastige Nasdaq-Composite-Index, doch auch dieser tendiert eindeutig nach unten.

Hier ist eine starke Stützung im Bereich von 2500 Punkten zu erkennen, dem sich der Index aber schon nähert. Der Weg des geringsten Widerstands am amerikanischen Aktienmarkt weist eindeutig nach unten. Damit ist mehr als zuvor in den vergangenen Monaten wieder einmal die Frage auf dem Tisch, ob die Schwächephase nur eine begrenzte Korrektur oder den Beginn einer Baisse darstellt.

Einfluss an der Wall Street spricht für Hausse

Eine Baisse beginnt nach gängiger, aber nicht starrer Definition, wenn das Kursniveau in der Spitze um mehr als 20 Prozent gefallen ist. Gegenüber ihren bisherigen Höchstständen sind die führenden Indizes bis jetzt nur um gut 10 Prozent zurückgegangen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass dies ausgerechnet in einer Zeit geschah, in der die Einflüsse an der Wall Street mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse sprechen. Dies hat nach Meinung nicht weniger Techniker besonderes Gewicht, zumal diese Einflüsse bald zu schwinden beginnen.

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Kreditkrise und kein Ende?

Der S&P 500 weist mit seinem jüngsten Stand gegenüber dem Jahresbeginn keine nennenswerte Veränderung mehr auf, wie David Rosenberg von Merrill Lynch feststellt. Der Russell-2000-Index, der überwiegend gering kapitalisierte Aktien enthält, befinde sich nicht nur für diesen Zeitraum schon im Minus, sondern sogar auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Jahren. Bei gering kapitalisierten Titeln im Allgemeinen bestehe die Gefahr, dass sie sich nun erstmals seit 1998 im Vergleich zu hoch kapitalisierten Werten unterdurchschnittlich entwickelten.

Nicht Signal für sinkende Kurse, sondern für bestehende Baisse

Wenn gegenwärtig von Kaufbereitschaft gesprochen werden kann, ist dies laut Rosenberg wohl nur Ausdruck einer Neuordnung der Portefeuilles seitens institutioneller Anleger, die nach den Kursveränderungen der zurückliegenden Monate Engagements in den sehr gut gelaufenen Staatsanleihen aufgäben und im Gegenzug den Aktienanteil erhöhten. Richard Russell, der führende zeitgenössische Vertreter der Dow-Theorie, stellt fest, dass der Einbruch des DowJones-Index für Industriewerte vom 21. November auf 12.846 Punkte nach dieser Theorie die Existenz einer primären Baisse signalisiert hat.

Mit diesem Ereignis sei die Abwärtsbewegung des DowJones-Index für Transportwerte bestätigt worden. Die meisten Anleger verstünden nicht die Bedeutung dieses Signals. Es habe nicht den Beginn einer Baisse, sondern das Bestehen einer Baisse angezeigt. Nach der Dow-Theorie könnten weder die Länge noch die Dauer eine Hausse prognostiziert werden. Eine Hausse bilde meist ausgedehnte und häufig trügerische Gipfel. Eine Baisse hingegen entwickle einen meist recht eindeutigen und somit erkennbaren Boden, der sich zudem vergleichsweise schnell entfalte.

Dow-Theorie nicht immer richtig

Russell erwartet in nächster Zeit zahlreiche wilde und verwirrende Schwünge der Indizes. Doch selbst eine kraftvolle Erholung würde in der gegenwärtigen Lage nicht bedeuten, dass die alte Hausse plötzlich doch wieder aufleben könnte. Die angebrochene Baisse werde nicht in vier Monaten enden. Jeder Aufschwung solle daher zum Abbau von Aktienpositionen genutzt werden, rät Russell. Paul Ruddleston von Morgan Stanley hält es für möglich, dass zur allgemeinen Überraschung eine solche kraftvolle Erholung eintritt. Seiner Meinung nach ist die Hausse an der Wall Street noch intakt. Auf mittlere Sicht sieht er durchaus eine Chance, dass der S&P 500 in den Bereich zwischen 1700 und 1725 Zählern anzieht. Das Bild würde sich jedoch radikal wandeln, wenn dieser Index die Marke von 1300 Punkten unterschritte.
Jeffrey Saut von Raymond James ist nicht restlos davon überzeugt, dass Russells Lagebeurteilung zutrifft. Er weist darauf hin, dass sich Signale nach der Dow-Theorie nicht immer als richtig erwiesen haben. Als Beleg führt er das Kaufsignal vom Dezember 1974 und das Verkaufssignal vom vierten Quartal 1999 an. Dennoch rät der Stratege, solche Signale nicht zu ignorieren. Er bekennt, dass er nervös werde, wenn, wie es jetzt der Fall sei, die Leitzinsen gesenkt würden, die Aktienkurse zugleich zurückgingen und dann auch noch ein Verkaufssignal nach der Dow-Theorie gegeben werde.

http://www.faz.net/s/Rub48D1CBFB8D984684AF5F46CE28AC585D/Doc…
 
aus der Diskussion: Einflussfaktoren auf Aktienkurse/Börsenkurse
Autor (Datum des Eintrages): knuspelhuber  (06.09.08 21:29:50)
Beitrag: 14 von 99 (ID:35009400)
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