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Charles Dow entwickelte bereits im Jahree 1897 zwei breite Marktindizes. Der sogenannte „Industrial Average“ beinhaltete 12 Blue Chip Aktien und der „Rail Average“ umfasste 20 Eisenbahngesellschaften. Die Indizes wurden kontinuierlich weiterentwickelt und sind heute unter den Namen „Dow Jones Industrial Average“ und „Dow Jones Transportation Average“ bekannt.
Die von Charles Dow entwickelte Theorie, welche zu der Bildung der beiden Indizes führte, ist Grundlagewerk der modernen Technischen Analyse. Die Dow Theorie beruht auf sechs Annahmen:
 
1) Der Indexstand berücksichtigt und beinhaltet sämtliche Informationen

Der Kurs einer individuellen Aktie beinhaltet zu jedem Zeitpunkt sämtliche kursrelevante Faktoren und Informationen. Erscheinen neue kursbeeinflussende Informationen, werden diese von den Marktteilnehmern unverzüglich verarbeitet und in den Notierungen reflektiert. Da ein Aktienindex aus verschiedenen Einzelaktien zusammengesetzt ist, beinhaltet ein Aktienindex zu jedem Zeitpunkt den Kenntnisstand aller Marktteilnehmer.
 
2) Der Markt umfasst drei Trends

Primäre Trends sind steigend- bzw. fallend und haben eine Laufzeit von 1-4 Jahren. Ein steigender Trend liegt vor, wenn der Index sukzessiv höhere Hochs und höhere Tiefs markiert. Ein fallender Trend liegt vor, wenn der Index kontinuierlich niedrigere Hochs sowie niedrigere Tiefs ausbildet.

Sekundäre Trends umfassen intermediäre Korrekturbewegungen zum primären Trend und dauern durchschnittlich 1-3 Monate. Bei einem primären Aufwärtstrend werden durch sekundäre Trendkorrekturbewegungen (sog. retracements) 33-66% der zuvor erzielten Kursanstiege rückgängig gemacht, bei einem primären Abwärtstrend 33-66% der Kursverluste revidiert.

D.h. wenn sich die Kotierung einer Aktie während eines primären steigenden Trends von €100 auf €150 erhöht, ist eine negative Korrekturbewegungen zwischen €16,50 (33% von €50) und €33 (66% von €50) während eines sekundären Trends üblich. Dies gilt analog für fallende primäre Trends und positive sekundäre Trendkorrekturbewegungen. Tertiäre Trends dauern 1-21 Tage und sind Bestandteil eines sekundären Trends.

Die Dow Theorie besagt, dass Aktienkurse im Tertiärtrendzeitraum einem gewissen Grad an Manipulation unterliegen (bei primären- und sekundären Trends treten diese Manipulationen nicht auf). Daher wird ein Ausbruch aus einem tertiären Trend in die Richtung eines primären Trends als Handelsmöglichkeit betrachtet.
 
3) Primäre Trends haben drei Phasen

Die erste Phase ist gekennzeichnet durch aggressive Käufe von „informierten“ Marktteilnehmern, welche wirtschaftliche Erholung und langfristiges Wachstum antizipieren. Das allgemeine Marktsentiment der „uninformierten“ und gleichzeitig Mehrheit der Marktteilnehmer ist pessimistisch. Die „informierten“ Käufer betrachten einen Turnaround jedoch als unvermeidlich. Dies führt zu aggressiven Käufen „informierter“ Marktteilnehmer, welche durch Verkäufe „uninformierter“ Marktteilnehmer gespeist werden.

In der zweiten Phase wird die wirtschaftliche Erholung durch gestiegene Unternehmensgewinne und positive volkswirtschaftliche Indikatoren sichtbar. Nun beginnen auch verstärkt „uninformierte“ Marktteilnehmer Aktien zu kaufen.

Rekordgewinne der Unternehmen und robustes Wirtschaftswachstum charakterisieren die dritte Phase. Neben weiteren „uninformierten“ Marktteilnehmern beginnt die breite Öffentlichkeit in die Aktienmärkte zu investieren. Es kommt zu einem wahren Kaufrausch, gekennzeichnet durch immer weiter steigende Kurse. Da die „informierten“ Marktteilnehmer, welche in der ersten Phase aggressiv von den uninformierten“ Markteilnehmern zugekauft haben, eine Konjunkturabschwächung erwarten, beginnen sie ihre Positionen in den Aktienmärkten zu verringern.
 
4) Die Indizes müssen sich gegenseitig bestätigen

Um einen gültigen Trendwechsel zu manifestieren, müssen „Industrial Average“ und „Transportation Average“ kohärent verlaufen. Bei einem sich anbahnenden Aufwärtstrend ist es erforderlich, dass beide Indizes (Averages) ihre vorherigen Höchststände nach oben durchbrechen. Bei einem sich anbahnenden Abwärtstrend müssen beide Indizes ihre vorangegangenen Tiefstände nach unten durchbrechen.
 
5) Das Volumen bestätigt den Trend

Im Mittelpunkt der Dow Theorie stehen Preisbewegungen. Volumen wird lediglich herangezogen, um unsichere Situationen zu bestätigen und sollte sich mit einem Trend erhöhen. D.h. Volumen muss sich jeweils bei steigenden primären Trends und steigenden Kursen sowie bei fallenden primären Trends und fallenden Kursen erhöhen. Volumen wird definiert als die Anzahl der gehandelten Aktien und nicht der Wert der gehandelten Aktien ausgedrückt beispielsweise in Euro oder US-Dollar!
 
6) Ein Trend ist intakt, solange keine Umkehrsignal gegeben wird

Ein Aufwärtstrend ist gekennzeichnet durch die sukzessive Markierung höherer Hochs und höherer Tiefs. Ein Trendwechsel liegt vor, wenn mindestens ein tieferes Hoch bzw. tieferes Tief im Vergleich zum vorangegangen Hoch- bzw. Tief ausgebildet wird. Ein Abwärtstrend ist gekennzeichnet durch die kontinuierliche Ausbildung von niedrigeren Hochs sowie niedrigeren Tiefs. Ein Trendwechsel liegt vor, wenn mindestens ein höheres Hoch bzw. höheres Tief im Vergleich zum vorangegangen Hoch bzw. Tief markiert wird.
 
aus der Diskussion: Einflussfaktoren auf Aktienkurse/Börsenkurse
Autor (Datum des Eintrages): knuspelhuber  (17.09.08 13:03:15)
Beitrag: 21 von 99 (ID:35147777)
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