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moin leute,

unsere provinz-zeitung, die lippische landeszeitung, hat am samstag etwas ausführlicher zu ehlebracht berichtet

....auch hier finde ich wieder einige details, die meine enttäuschung momentan noch wachsen lässt


gruss J.R.Ewing

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Knüppel für Ehlebracht




VON MARTIN KRAUSE UND HANS-JOACHIM BLOCK

Enger. Seit der ersten vorsichtigen Gewinnwarnung im November 2000 wurden die Nachrichten aus Enger immer finsterer. Jetzt ist es offiziell: Der Ehlebracht-Konzern schliesst das Jahr 2000 mit einem Bilanzverlust in Höhe von 59,4 Millionen Mark ab. Im November war für die ersten neun Monate 2000 nur ein Minus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 4,4 Millionen Mark gemeldet worden. Unternehmensgründer Horst Ehlebracht zieht die Konsequenzen, wirft die Brocken hin: Er will im Juli in den Aufsichtsrat wechseln. Mit Ehlebracht verlassen auch sein Vize Jürgen Heitmann und Joachim Schmid den Vorstand.
Das zu 53 Prozent im Besitz der Familie (Ehlebracht-Schwiergersohn Jürgen Heitmann gehört dazu) befindliche Unternehmen bekommt ein neues Management: Der sozial engagierte Horst Ehlebracht, der im Oktober 65 Jahre wird, übergibt den Vorstandsvorsitz an Dr. Reinhard Knüppel aus Dortmund. Den Beschluss hat der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Dr. Walter Hasselkus getroffen. Der neue Mann an der Spitze der im Börsensegment Smax notierten AG hat, wie Finanzvorstand Joachim Schmid gestern erklärte, in der Vergangenheit bereits Erfahrungen als Sanierer gesammelt.

Nach Schmids Einschätzung sind die Weichen für eine „chancenreiche“ Fortführung des angeschlagenen Konzerns gestellt: Mit der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger sei im Frühjahr ein tragfähiges Konzept erstellt worden. Wesentliches Ergebnis: Ehlebracht wird sich künftig auf die Bereiche Möbelfunktionstechnik (als Zulieferer für die Möbelindustrie), sowie Warenpräsentation und Lichttechnik (Ausstatter für Ladenlokale) konzentrieren. Das heißt: Der Konzern trennt sich von dem Segment Kunststoff-Technik, das 1999 noch 71,5 Millionen Mark zum Gesamtumsatz beigetragen hatte. Tochterunternehmen in Berlin, der Slowakischen Republik und Enger (Van Riesen GmbH) sollen verkauft werden.

Außerdem werde die angestrebte Internationalisierung der Produktion nicht so wie angekündigt durchgeführt, ehrgeizige Projekte – zum Beispiel in Dubai – werden fallen gelassen.

Besonders bittere Pille: Das drohende Scheitern des ehrgeizig eingestielten neuen Segmentes „Neue Medien“. Den Aktionären wurde der Bereich vor einem Jahr als Hoffnungsträger mit einem Umsatzpotenzial in Höhe von bis zu 500 Millionen Mark im Jahr 2005 angekündigt.

Doch im Jahr 2000 entwickelte sich das Segment „nicht planmäßig“, wie Schmid einräumte. Nicht einmal die neu aufgebauten Kapazitäten in Herford zur Produktion der Ehlebrachtschen CD-Hüllen „VarioPac“ hätten ausgelastet werden können. Mit den CD-Hüllen und den Lizenzen für CD-Visitenkarten sei in 2000 ein Umsatz von nur vier Millionen Mark erwirtschaftet worden.Der geplante Ausbau der Kapazitäten sei damit vorerst vom Tisch. Produktion und Vertrieb würden aber aufrecht erhalten, so Schmid.

Rückendeckung erhält der Engeraner Konzern durch eine laut Schmid im April zugesagte Landesbürgschaft. Zum Sanierungsplan gehören der Abbau von 45 Stellen bei Decor Metall in Bad Salzuflen und die Streichung von 15 Stellen in der Holding. Darüber hinaus müssen die 900 Mitarbeiter in den verbleibenden Ehlebracht-Gesellschaften nicht mit Entlassungen rechnen – zumindest „nach heutigen Erkenntnissen“, so Schmid.

Der Diplom-Ingenieur Reinhard Knüppel übernimmt in Enger eine schwierige Aufgabe: Die noch im Vorjahr stolzen Rücklagen von rund 60 Millionen Mark seien inzwischen „auf Null“ zusammengeschmolzen, räumte Schmid ein. Damit ist die Eigenkapitaldecke kurz geworden, zumal Ehlebracht im Jahr 2000 mehr investierte – finanziert von Banken.

Ehlebracht geriet schon vor Jahren ins Visier von Analysten. So wurde kritisiert, dass ausgewiesene Gewinne nicht aus dem operativen Geschäft gestammt hätten, sondern durch Bilanzkosmetik erzielt worden seien. Auch vermochten Analysten kein schlüssiges Konzept des ,,Gemischtwarenladens“ zu entdecken. Es fehlten die (vielfach vom Vorstand gespriesenen) Snyergien, urteilten beispielsweise die Analysten von Independce Research . Und rügten die mangelnde Kommunikation zu den (freien) Aktionären. Er werde künftig schwierig sein, Aktionäre für diesen Wert zu begeistern.


Ehlebracht-Konzern in 2000
Umsatz: 255 Millionen Mark (plus fünf Prozent).
Umsatz im neuen Segment „Neue Medien“ rund vier Millionen Mark.
Bilanzverlust 59,4 Millionen Mark (im Vorjahr 870.000 Mark Bilanzverlust im Konzern, 9,7 Millionen Mark Bilanzgewinn in der AG).
Operatives Ergebnis: 28,4 Millionen Mark Verlust, (im Vorjahr EBDIT-Betriebsergebnis 20,4 Millionen Mark).
Mitarbeiter im Konzern: aktuell unter 1.200. Davon Beschäftigte in den zum Verkauf stehenden Tochterfirmen: in Berlin 150, Slowakei 110, Van Riesen in Enger 35.

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aus der Diskussion: Ehlebracht - wenig überraschendes.....
Autor (Datum des Eintrages): Gidorah  (28.05.01 08:09:13)
Beitrag: 37 von 415 (ID:3604725)
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