Fenster schließen  |  Fenster drucken

Es ist so weit, die Unternehmenssteuerreform greift jetzt!

Quelle: AZ

Der absolute Steuer-Hammer


Müssen 2000 Euro mehr Gewerbesteuer bezahlen: Stefan Szekessy und Ralf Ehlers (r.) mit dem Bescheid in ihrer Werkstatt. Foto: Sigi Müller Die Gewerbesteuer steigt für Kleinbetriebe um bis zu 250 Prozent. „Diese Reform ist ein echter Skandal“, sagt ein Münchner Unternehmensberater. Die AZ hat mit Betroffenen gesprochen.
MÜNCHEN - Besonders Inhaber kleiner Geschäfte, Betriebe und Existenzgründer trauen derzeit ihren Augen nicht, wenn sie diese Post erhalten: Plötzlich sollen sie bis zu 250 Prozent mehr Gewerbesteuer bezahlen. Schuld daran ist die so genannte „Unternehmenssteuerreform“ der Großen Koalition in Berlin, die alles „einfacher“ machen sollte. Fakt ist: Es wird ungerechter. Denn in Zukunft gibt es nur noch einen einheitlichen Gewerbesteuersatz von 3,5 Prozent.

Diese „Reform“ bevorzugt also wieder einmal die „Großen“: Während die Regierung Banken und Konzernen Milliarden-Kredite bewilligt und die Branchen-Riesen in Zukunft auch noch 1,5 Prozent weniger Gewerbesteuer bezahlen lässt, müssen Kleinunternehmer deutlich tiefer in die Tasche greifen.




Zwei "Kursschmiede"-Betreiber müssen das Dreifache an Steuer zahlen

Ralf Ehlers und Stefan Szekessy von der „Kursschmiede“ auf dem Optimol-Gelände etwa sind Opfer der Reform. Statt mit gut 1000 Euro wie im letzten Jahr sind sie diesmal mit über 3000 Euro Gewerbesteuer dabei. Für die zwei Jungunternehmer ein echtes Ärgernis: „Man kämpft und schlägt sich durch“, sagt Ehlers. „Und dann kommt so ein Bescheid. Da macht sich schon Resignation breit.“ Seine Devise: „Zahlen – und auf die Arbeit konzentrieren.“

„Diese Reform ist ein echter Skandal“, sagt der Münchner Unternehmensberater Wolfgang Kanz, der viele Geringverdiener und Existenzgründer berät: „Das kann gerade kleine Betriebe in den Ruin treiben.“ So müsse zum Beispiel ein anderer Handwerksbetrieb, dem bisher 490 Euro Gewerbesteuer in Rechnung gestellt wurden, in Zukunft 1600 Euro bezahlen. „Kurz vor Weihnachten wissen viele nicht, woher sie das Geld für die Vorauszahlung hernehmen sollen, wenn sie kein Bargeld in der Kasse haben.“

Für kleine Unternehmen kann die neue Regel zur Existenzbedrohung werden

Die neue Regelung sei absolut ungerecht: „Die großen Betriebe erhalten dadurch noch zusätzliche Steuergeschenke. Für die kleinen, die ohnehin ums Überleben kämpfen müssen, kann die Erhöhung zur existenziellen Bedrohung werden“, kritisiert Kanz. Und ökonomisch unsinnig sei sie außerdem: Das könnte weitere Arbeitsplätze kosten, da viele Kleinbetriebe mit niedrigem Einkommen so überhaupt nicht mehr rentabel seien.

Bisher mussten Gewerbebetriebe je nach Höhe ihres Gewinns eine unterschiedlich gestaffelte Gewerbesteuer abführen: Ab einem Gewinn von 24 000 Euro betrug sie ein Prozent und stieg dann bis zu maximal fünf Prozent an. Damit ist Schluss: Jetzt müssen alle Betriebe, unabhängig vom Gewinn, einheitlich 3,5 Prozent Gewerbesteuer bezahlen. Dazu kommt noch der so genannte „Hebesatz“, dessen Höhe die einzelnen Kommunen selbst bestimmen.

In der Stadtkämmerei verweist man auf die Berliner Zuständigkeit: „Wir stehen ganz am Schluss“, sagt Sprecher Christian Ketterle. Die Berechnung der Gewerbesteuer sei Sache des Finanzamtes: „Die Kommune kann da nicht viel machen.“ Wirklich? Eine Hebesatz-Senkung, mit der die Stadt zumindest soziale Härten der „Reform“ abmildern könnte, ist nach Ketterles Worten derzeit jedoch nicht geplant.

_________________________________

Siehe Threaderöffnung und Diskussion damals.
 
aus der Diskussion: Unternehmenssteuerreform-Massenexodus droht!
Autor (Datum des Eintrages): Dorfrichter  (25.11.08 16:38:40)
Beitrag: 42 von 51 (ID:36062094)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE