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[posting]36118232[/posting]Deutschlandfunf berichtet am 28.11.2008 Fassade produziert Strom.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/883551/

Fassade produziert Strom
Fotovoltaikmodule für die Hauswand nähern sich Einsatzreife
Von Pia Grund-Ludwig

Energietechnik. - Umweltfreundlich Elektrizität erzeugen ist unter Bauherrn ein Trend, schließlich zahlen die Stromkunden zum Teil beträchtliche Einspeisevergütungen. Damit sich die Ausbeute erhöht, kommen langsam Fotovoltaikmodule auf den Markt, mit denen auch die Hausfassade produktiv wird.


Fotovoltaikzellen oder Solarmodule sind hierzulande meist auf Dächern installiert. Oder sie stehen in langen Reihen auf dem Feld, so in südlichen Ländern. Doch künftig sollen Solarzellen auch Fassaden zieren und Energie erzeugen - Farbstoff-Solarzellen, die der Forschungsverbund Colorsol heute in Freiburg als Protoypen gezeigt hat. Farbstoffsolarzellen sind Dünnschichtzellen, mit Elektroden als Nanokristalle aus Titandioxid. In die sind organische Farbstoffe auf der Basis von Ruthenium eingebettet. Claus Lang-Kötz, Leiter des Projekts Colorsol sieht eine ganze Reihe von Vorteilen bei diesen Zellen:

"Man kann mit Transparenz, man kann mit Farbgebung arbeiten und so ästhetisch ansprechende Solarzellen für die Fassade in Gebäuden herstellen."

Und Severin Beucker vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit ergänzt: 


"Sie sind weniger temperaturempfindlich und sind empfindlicher für diffuse Einstrahlungen. Das macht sie zu einer prädestinierten Technologie für Fassadenanwendungen, denn dort herrschen ja etwas höhere Temperaturen im Sommer. Man hat mehr mit diffuser Strahlung zu tun. Die Sonne strahlt selten im direkten Winkel auf die Fläche ein."

Bislang war die Verschattung ein wichtiges Argument gegen den Einsatz von Solarfassaden. Nach wie vor gibt es nur wenige gelungene Beispiele. So hat die Schweizer Glassxcrystal vor zwei Jahren ein spezielles Glas entwickelt, das Energie thermisch speichert, aber auch wärmt und kühlt. Das Glas der Schweizer reflektiert die hochstehende Sommer- und die tiefstehende Wintersonne unterschiedlich. Dafür sorgen in die Scheibe integrierte Prismen. Diese sollen im Sommer vor Überhitzung schützen und im Winter erwünschte Wärme ins Haus lassen. Ein Salzhydrat speichert die Energie.

Einen anderen Ansatz verfolgen Entwickler aus dem österreichischen Perg mit ihren Solarwaben. Die sind in der Wärmedämmung einer Fassade integriert. Die Außenschicht besteht aus Einscheibensicherheitsglas. Die zweite Schicht ist eine Solarwabe aus Zellulose. Dazwischen ist ein Luftspalt. Die Paneele sind insgesamt zehn Zentimeter dick und werden vor die Fassadenwand gehängt. Sie können auch bei der Sanierung großer Wohngebäude verwendet werden.

Wirklich durchgesetzt haben sich die Konzepte aber alle noch nicht so richtig. Bei den Farbstoffzellen könnte das aber in einigen Jahren schon der Fall sein, glaubt Severin Beucker. Denn die Farbstoff-Zellen sind mittlerweile preislich konkurrenzfähig zu den anderen Materialien. Beucker:

"Wir bewegen uns in Preissegmenten, die den bisherigen Dünnschichttechniken entsprechen. Da kann man für die Preise pro Quadratmeter rund von einer Preisspanne von 200 bis 300 Euro ausgehen. In der Architektur werden für Fassadenbaustoffe viel viel höhere Preise angenommen.. Man redet da von Fassadenpreisen die zwischen 100 und 2000 Euro schwanken können."

Der Grund für den relativ geringen Preis sei das günstige Herstellungsverfahren, so Projektleiter Claus Lang-Kötz:

"Die Produktionsschritte, die zur Farbstoffsolarzelle in der Industrie nötig sind, sind vom technischen Niveau her relativ einfach. Es handelt sich dort um Produktionsverfahren aus der Siebdrucktechnologie."

Das Verfahren ähnelt dem der Herstellung von Computerdisplays. Die Technologie ist also bekannt. Schwierig sei es aber, die Module groß und stabil zu bekommen, erklärt Andreas Hinsch. Er ist am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg für das Projekt zuständig.

"Es ist so, dass die Herausforderung darin besteht, diese aufzuskalieren. Da werden zwar prinzipiell einfache Verfahren aus der Siebdrucktechnik angewandt, es ist jedoch wichtig, diese Zellen sehr reproduzierbar herzustellen und sehr gut zu versiegeln."

Die Versiegelung ist notwendig, da sich die organischen Farbstoffe schnell zersetzten, wenn sie mit Sauerstoff in Verbindung kämen. Bislang messen die quadratischen Prototypen 30 Zentimeter Kantenlänge, Die Entwickler sind aber zuversichtlich, auch Größen von 60 auf 100 Zentimetern herstellen zu können. Diese Zellgrößen passten gut in bekannte Fassadenraster, sagt Entwickler Beucker. Er hat sich im Projekt insbesondere um die Abschätzung von Marktpotentialen gekümmert. Auch außerhalb Europas sei das Interesse an der Energiegewinnung über die Fassade recht hoch:

"Wir sehen das an den aktuellen Meldungen aus den arabischen Staaten, aus den nordafrikanischen aber auch aus europäischen Ländern, wo die gebäudeintegrierte Fotovoltaik zunehmend wichtiger wird."
 
aus der Diskussion: Dyesol Fakten-Thread 2008
Autor (Datum des Eintrages): Mobydickdoim  (30.11.08 14:11:48)
Beitrag: 60 von 74 (ID:36118789)
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