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PRESSESCHAU
5. Dezember 2008

Die Kommentatoren befassen sich vor allem mit Wirtschaftsthemen. Da ist zum einen die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank. Außerdem geht es um das im Bundestag verabschiedete Konjunkturprogramm und um entsprechende Maßnahmen in Frankreich.

"Der Zinsschritt der EZB ist historisch groß – aber trotzdem vielen immer noch zu klein", konstatiert die Zeitung DIE WELT.
"Tatsächlich ist die Senkung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte vor allem eins: eine Entscheidung mit Augenmaß. Die EZB nutzt den durch die rückläufige Inflation gewonnenen Spielraum, um auf die auch ihrer Einschätzung nach massiv eingetrübten Wirtschaftsaussichten zu reagieren, ohne den Eindruck von Panik zu vermitteln. Gleichzeitig behält sie Pulver trokken, um handeln zu können, falls es noch schlimmer kommen sollte. Die EZB tut gut daran, sich nicht von den Erwartungen der Finanzmärkte treiben zu lassen. Das Vertrauen in ihre Stabilität und Verlässlichkeit ist gerade in Zeiten der Krise ein zu wertvolles Gut", befindet DIE WELT.


"Na also, es geht doch", heißt es in der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
"Die Europäische Zentralbank hat ihre Leitzinsen kräftig gesenkt. So kräftig, wie noch nie in ihrer fast zehnjährigen Geschichte. Die Geldhüter gestehen, dass Euroland konjunkturell schwere Zeiten bevorstehen. Und sie versprechen, sich dagegen zu stemmen. Das ist richtig.

Es ist das erste Mal seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, dass eine globale Banken- und Finanzkrise herrscht.

Wann, wenn nicht jetzt, sind deutliche Signale der Wirtschafts- und Geldpolitik angebracht? Der neue Mut der EZB ist auch ein indirekter Appell an die Regierungen der Eurozone: Handelt auch entschlossen! Denn es ist klar, dass eine lockere Geldpolitik allein nicht aus der Krise führen wird. Die EZB hat fürs erste geliefert. Jetzt sind Merkel und Co an der Reihe", meint die FRANKFURTER RUNDSCHAU.


Die SÄCHSISCHE ZEITUNG aus Dresden argumentiert ähnlich:
"Regierungen und Banken müssen jetzt dafür sorgen, dass das Vertrauen in die Wirtschaft zurückkehrt. Die Politik mit Konjunkturprogrammen, Steuersenkungen und klaren Vorgaben etwa für Autokäufer. Die Banken mit der raschen Weitergabe der Zinssenkung - und mit einer den Verhältnissen angepassten Kreditvergabe vor allem für den Mittelstand und die Verbraucher. Eine Kreditklemme muss verhindert werden. Die EZB wird weiter helfen, dass das nicht passiert. Da die Inflationsrate 2009 wieder unter die Marke von zwei Prozent sinken und damit die Vorgabe der Notenbanker erfüllen wird, dürfte der Leitzins noch weiter nach unten gehen. Ein Hindernis für Investitionen und Konsum ist er schon jetzt nicht mehr", folgert die SÄCHSISCHE ZEITUNG.


Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG geht der Frage nach, ob die Regierungen zusätzliche Schritte gegen die Rezession einleiten sollten:
"Mehrere Staaten wie Amerika, China und nun auch Frankreich haben Konjunkturprogramme angekündigt, die überwiegend mit Krediten finanziert werden müssen. Diese Programme erhöhen die Staatsschulden, allerdings können solide Staaten wie Deutschland derzeit zu ungewöhnlich günstigen Konditionen Geld aufnehmen.

Die Bundeskanzlerin zögert, neben den jetzt beschlossenen, in ihrem Umfang bescheidenen Maßnahmen eine auf Kredit finanzierte Steuersenkung anzupacken. Diese Haltung ist so lange zu vertreten, wie Deutschland nicht in eine schwere Rezession abgleitet.

Die jüngsten Daten lassen allerdings Schlimmes ahnen"
, notiert die F A Z.


...


Der KÖLNER STADT-ANZEIGER hält folgendes für bedenklich:
"Es muss alarmieren, wenn sich der britische Premierminister Brown, der französische Präsident Sarkozy und EU-Kommissionschef Barroso treffen, um über die Lage der Weltwirtschaft zu beraten - und Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß davon 'nur aus den Medien'. Merkel, vor Monaten noch als global handelnde Krisenmanagerin gefeiert, wird nun offenbar gezielt ausgebootet. Fest steht, dass sich Sarkozys Haltung von der Merkels grundsätzlich unterscheidet. Unabhängig davon, wer Recht hat: In einer Zeit, in der Kerneuropa an einem Strang ziehen müsste, streben die Handelnden auseinander. Das ist beunruhigend."
Mit diesem Zitat aus dem KÖLNER STADT-ANZEIGER endet die Presseschau.



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Freitag, 05. Dezember 2008 07:05 Uhr
 
aus der Diskussion: System hat fertig: -4% Wachstum 2009
Autor (Datum des Eintrages): knuspelhuber  (05.12.08 09:08:49)
Beitrag: 8 von 17 (ID:36152018)
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